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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von jugendlichen Räubern mißhandelt wird!«
    Konjew wurde blaß. Er zweifelte keinen Augenblick an dem, was Borkin sagte. Er zweifelte nur daran, daß er etwas tun konnte.
    »Wissen Sie, wer es war?« fragte er und knöpfte den Rock über dem Hemd zu. »Ich werde ihn fragen …«
    »Fragen? Erschlagen werde ich ihn!«
    »Das kann Komplikationen geben, Genosse Borkin. Auch wenn es im Affekt ist, bleibt es Mord.«
    »Ich verlange, daß sich der Kerl bei mir meldet!«
    »Sie verlangen mehr Mut, als Sie in Ihren Büchern schreiben.« Konjew nahm seine Mütze vom Kleiderhaken und setzte sie auf. »Sind sie überhaupt aus Judomskoje?«
    »Sie?« Borkins Gesicht wurde rot. »Es waren mehrere? Du weißt etwas, du Kröte!« Er faßte Konjew am Jackenaufschlag und riß ihn zu sich heran. »Morgen früh stehen die Sauhunde vor meiner Datscha! Um 9 Uhr! Wenn sie nicht dastehen, werde ich nach Moskau melden, daß in Judomskoje ein Idiot auf dem Posten eines Dorfsowjets sitzt. Du kannst dir dann einen Platz in der Taiga aussuchen, wo du verfaulen willst!«
    Er ließ Konjew auf seinen Stuhl fallen und verließ das Haus. Marusja stürzte in die Stube und hieb mit den Armen um sich.
    »Er hat mich geschlagen!« schrie sie. »Als ich ihn aufhalten wollte, hat er mich …«
    »Ruhe!« schrie Konjew grell. »Noch ein Wort, und ich schlage dreimal soviel!«
    Marussja drehte sich um und rannte in die Küche zurück.
    »Diese Männer!« jammerte sie. »Diese Männer! Man sollte sie alle vergiften!«
    Iljitsch Sergejewitsch Konjew tappte durch das Dorf und warf die Bauern aus den Betten, deren Söhne sich an Svetlana vergriffen hatten. Er trieb sie alle in der stolowaja zusammen und sah sie mit schiefem Kopf an.
    »Eine dumme Sache, Genossen. Eure Söhne haben zwar recht … sie handeln im Sinn der Partei. Es sind gute Kommunisten, und dieses Mädchen ist eine Deutsche. Aber, Genossen … Kommunist sein, heißt nicht, auch ein Idiot sein. Und eure Söhne sind Vollidioten. Sie wissen doch, wer Borkin ist. Wie kann man einen Freund Stalins beleidigen? Eher verzeiht man es euch, wenn ihr die Sonne bemalt. Nun haben wir den Krach, Genossen. Borkin will alles nach Moskau melden.« Konjews Stimme schwoll an. »Wenn ich in die Taiga komme, zieht ihr mit, ihr Provokateure! Und eure Hundesöhne werde ich vorher in ein Lager schicken, wo sie Dreck fressen!«
    »Genosse Konjew …«, setzte einer der Bauern an.
    »Halt's Maul!« schrie Konjew. »Morgen um 9 Uhr stehen eure Mißgeburten vor Borkins Datscha! Ich werde auch zugegen sein. Wenn ich einen vermisse, den hole ich selbst herbei!« Er hieb mit der Faust auf den Tisch, hinter dem sonst die Parteiredner standen. »Haut ab! Ich kann eure Visagen nicht mehr sehen!«
    Wortlos verließen die Bauern die stolowaja. Auf der Dorfstraße stellten sie sich zusammen.
    »Ich werde es dem Distriktsowjet melden«, sagte einer. »Wegen einer Deutschen …«
    »Iwan Kasiewitsch hat zu gute Verbindungen.«
    »Warten wir ab und schicken wir die Bengel. Aber ich schwöre, daß ich seine Schweine vergifte. Er wird nichts nachweisen können!«
    Um 9 Uhr morgens stand Borkin auf der überdachten Terrasse. Erna-Svetlana war neben ihm. Sie hatte Angst. Der djadja war so still und ernst. Er hatte kaum ein Wort gesprochen.
    Auf dem Platz vor der Terrasse hechelten die drei Wolfshunde. Borkin hatte sie aus dem Zwinger genommen und mit langen Ketten an in die Erde gerammte Holzpfähle festgebunden. Zähnefletschend und mit heißem Atem lagen sie im Sand und sahen mit grünroten Augen auf die Einfahrt der Datscha.
    Fünf Minuten nach 9 Uhr fuhren die drei Panjewagen in den Hof ein. Die Wolfshunde heulten auf und rissen an den Ketten. Iljitsch Sergejewitsch Konjew schielte nachdenklich auf die geifernden Bestien. Er wird sie doch nicht loslassen, dachte er erschrocken. Sie werden uns alle zerreißen.
    Der Sicherheit halber blieb er auf seinem Pferd sitzen und nickte Borkin auf der Terrasse zu.
    »Die Burschen kommen, sich zu entschuldigen.« Die drei Wagen hielten. Die fünfzehn Jungen sprangen in den Sand. Der große, schwarzhaarige Bursche mit dem Mongolengesicht trat vor. Borkin schlug mit der Peitsche auf die Holzbrüstung.
    »Du bist der Anführer, du gelber Affe?« schrie er.
    Der Junge zuckte zusammen. Borkin traf ihn da, wo er zum Mörder werden konnte, bei der Erwähnung seiner asiatischen Abstammung. Seine Mutter kam aus der Mongolei.
    »Ich bin Jungkommunist«, sagte er laut und aufsässig. Borkins Peitsche

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