Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
kleine Hobbnix hingegen hatte nichts zu tun. Er fühlte sich überflüssig, und das gefiel ihm gar nicht. Deshalb erbat er sich ein kurzes Schwert von einem der Waffenschmiede von Essmabrot. Er bezahlte das Schwert mit Drachengold. Etwa eine Stunde lang übte er am Nachmittag mit seiner Waffe, trotz der Hitze, trotz der unzähligen Mücken und trotz der pollengeschwängerten Luft. Er mähte lange Grashalme nieder, die auf den Wiesen nahe des Wassers wuchsen. Außerdem attackierte er die Rinde alter Bäume, bis sich kleine Holzstücke lösten. Nach einer Stunde Üben war er völlig verschwitzt, und sein Arm war schwer und lahm. Er stellte das Training ein.
Dann kletterte er auf den östlichen Ausläufer des Berges und beobachtete, wie die Sonne am Horizont über einem dunklen Meer aus Bäumen unterging. Doch sein Herz wog schwerer als die Sonne. Nach einer Stunde Kämpfen tat sein Arm so weh, dass er ihn kaum mehr heben konnte. Und er hatte nur Gras und Bäume angegriffen, also relativ wehrlose Zeitgenossen! Morgen würde er einen ganzen Tag lang richtig kämpfen müssen – und soviel er wusste (er wusste nämlich nicht sonderlich viel über Schlachten) auch noch die ganze Nacht. Der Gedanke, dass er erschöpft zusammenbrechen würde, bevor der Kampf richtig begann, war zu schrecklich! Er alleine war das Heer von Aualand, das Hoppler-Ahoi!-Bataillon. Bingo hatte noch nie zuvor gekämpft und wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass es ihm keinen Spaß machen würde. Über die mögliche Blamage wollte er lieber nicht mal nachdenken.
An jenem Abend entfachten die vier Heere zahlreiche Lagerfeuer. Wie sich herausstellen sollte, war es für etliche Krieger das letzte Abendbrot, das sie zu sich nahmen, und der letzte Wein, den sie tranken. Das Hobbnix- und das Zwergenheer saßen gemeinsam an einem Feuer. Alle sechs aßen schweigend und schwiegen dann auch weiterhin.
»Ich habe nachgedacht«, sagte Bingo schließlich, obwohl sich die Worte in seinem Mund schwer und unecht anfühlten. »Ich habe einen Plan. Sagt mir, was ihr davon haltet, Jungs. Also, ich dachte mir, es gibt doch immer noch das Ding™.«
Die Zwerge stöhnten.
»Ich weiß, ich weiß«, meinte Bingo. »Es hat uns keine besonders guten Dienste erwiesen und wird uns, wenn wir es nicht verhindern, in eine Katastrophe stürzen.«
»Das«, stimmte ihm Mori nachdrücklich zu, »ist net disputabel, Mann.«
»Aber vielleicht gibt es einen wasserdichten, hundertprozentig garantierten Siegeszauber, den wir durch das Ding™ sprechen können«, versuchte Bingo es erneut. »Ein Zauber, mit dessen Hilfe wir diese grässliche Schlacht beenden könnten, noch bevor sie beginnt. Na, was meint ihr?«
»Nein«, sagte Bofi.
»Nein«, sagte Pralin.
»Nein«, sagte Bohri.
»Nein«, sagte Mori.
»I-isch w-würde h-halt s-sagen, w-wir b-benutzen das T-T-Teil am b-besten g-g-gar net, Mann«, sagte Thothorin.
Bingo blickte eine Weile schweigsam vor sich hin.
»Schmauch ist also tot«, meinte er schließlich. »Wie wäre es, wenn ich durch das Ding™ ›Schmauch ist tot‹ sagen würde? Würde das Schmauch nicht wieder lebendig machen? Dann könnte er uns helfen, die Gobblins zu schlagen – und danach könnte er sich um Ganzalt kümmern.«
Die Zwerge sagten nichts, was für Bingo ein gutes Zeichen war. Offensichtlich reizte sie diese Aussicht.
Doch Thothorin erhob Einwände. »N-nein«, sagte er entschlossen. »D-das D-Ding™ ist ein m-magisches T-Teil, u-und D-Drachen s-sind f-fett m-magische G-G-Geschöpfe, weissu, w-wie isch m-mein? M-man soll k-k-keine sch-schwarze M-Magie mit w-weißer M-Magie m-mischen, h-hey. Lass es s-sein, M-Mann.«
»Thothorin hat Rescht, hey isch schwör halt«, stimmte Mori ihm traurig zu. »Das Ding™ würde uns voll krass Strisch dursch Rechnung machen, weißt? Egal, wie wir unsere brains anstrengen, hey. Lassen wir es sein, Kollege.«
Lange noch saßen sie schweigend zusammen.
Bingo konnte nicht schlafen. Er warf sich unruhig hin und her, drehte sich von der linken auf die rechte Seite und von der rechten auf die linke. Keine von beiden war bequem. Als er sich eine dritte Seite zu wünschen begann, auf der er schlafen könnte, stand er endgültig auf. Er schlenderte bis zum Morgengrauen durch das Lager. Die Feuer flackerten hell, und die Krieger der Elben und Menschen schienen frohen Mutes zu sein.
Langsam brach die Morgendämmerung an. Erst verflüchtigte sich im Osten zaghaft die Dunkelheit, dann ging die Sonne in
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