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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erinnern, wo, und Johann sagte es mir nicht. Er befahl mir, die Angelegenheit nie wieder zu erwähnen. Es gebe Dinge, von denen ich nichts wissen solle. «
    »Und du hast das akzeptiert?«
    »Ja. Du mußt versuchen, das zu verstehen. Wir waren die Kinder von Nazis, und wir wußten, was das bedeutete. Es war oft am besten, wenn man keine Fragen stellte.«
    »Aber du mußtest doch wissen, was vor sich ging.«
    »Oh, du darfst das nicht falsch sehen«, sagte Helden. »Man hat uns beigebracht, den Israelis zu entschlüpfen; sie hätten uns sonst ausquetschen können. Wir lernten auch, wie man Werber der ODESSA und Verrückte von der RACHE erkennt; wie man flieht, wie man hundert verschiedene Tricks einsetzt, um sie abzuschütteln.«
    Noel schüttelte erstaunt den Kopf. »Richtiges Überlebenstraining für kleine Kinder. Verrückt.«
    »Das ist ein Wort, das du vor drei Wochen hättest gebrauchen können«, sagte sie und griff nach seiner Hand. »Aber nicht jetzt, nicht nach dem, was heute geschehen ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Im Wagen habe ich gesagt, daß du mir leid tust, weil du keine Ausbildung in so was hast. «
    »Und ich sagte, die bekomme ich meiner Meinung nach sehr schnell.«
    »Aber so wenig und so spät. Johann hat gesagt, ich solle dir alles beibringen, was ich kann. Ich möchte, daß du mir zuhörst, Noel. Versuche, dir alles zu merken, was ich dir sage. «
    »Was?« Holcroft spürte die Kraft, mit der sie ihn festhielt, und sah die Sorge in ihren Augen.
    »Du gehst nach Berlin. Ich möchte, daß du zurückkommst. «
    Damit fing sie an. Manchmal gab es Augenblicke, wo Noel dachte, er werde jetzt gleich lächeln – oder, noch schlimmer, lachen -, aber die Intensität, die von ihr ausging, hielt ihn zurück; sie war todernst. An diesem Nachmittag waren drei Menschen getötet worden. Er und Helden hätten leicht das vierte und fünfte Opfer sein können. Also hörte er zu und versuchte, sich zu merken, was sie ihm sagte. Alles.

    »Für falsche Papiere ist keine Zeit, das dauert Tage. Du hast Geld; buche zwei Plätze nebeneinander in der Maschine. Laß nicht zu, daß sich jemand neben dich setzt; laß dich nicht einengen. Und dann darfst du nichts essen oder trinken, was du nicht selbst mitgebracht hast.«
    Seine Gedanken eilten zurück zu einer 747 der British Airways und einem Fläschchen mit Strychnin. »Das ist ein Vorschlag, den ich ganz bestimmt beherzige. «
    »Sei dir nie zu sicher. Man bestellt oft, ohne sich was zu denken, eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wasser. Tu es nicht.«
    »Bestimmt nicht. Und was hat zu geschehen, wenn ich nach Berlin komme?«
    »Das gilt für jede Stadt«, verbesserte sie ihn. »Such dir ein kleines Hotel in einem überfüllten Viertel, wo es Prostitution und Rauschgift gibt. In solchen Gegenden wird man am Empfang nie nach Papieren gefragt. Ich kenne jemanden, der uns ein Hotel in Berlin sagen kann...«
    Und die Worte strömten aus ihr heraus und beschrieben Taktiken, schilderten Methoden und sagten ihm, wie er seine eigenen Variationen erfinden sollte ...
    Er sollte falsche Namen gebrauchen, täglich das Zimmer wechseln, das Hotel zweimal die Woche. Seine Anrufe sollte er nur von Telefonzellen aus führen, niemals vom Hotelzimmer, nie aus einer Wohnung. Er sollte genügend Kleider bei sich haben, um sie dreimal wechseln zu können, auch Hüte und Mützen und verschiedenerlei Brillen. Seine Schuhe sollten alle Gummisohlen haben; die eigneten sich am besten dazu, möglichst leise zu laufen, schnell stehenzubleiben und wieder loszurennen. Wenn man ihm Fragen stellte, sollte er seine Lügen verstimmt, aber nicht arrogant vorbringen, und nie laut werden. Zorn erweckte Feindseligkeit, und Feindseligkeit bedeutete weitere Fragen. Wenn er von einem Flughafen zum nächsten flog, sollte er seine Pistole zerlegen, den Lauf an einer anderen Stelle aufbewahren als den Kolben und den Schlagbolzen entfernen. Damit stellte man die Zollbeamten in Europa gewöhnlich zufrieden: nicht funktionsfähige Waffen interessierten sie nicht, nur Schmuggelgut. Aber wenn sie Einwände erhoben, sollte er ruhig zulassen, daß sie die Waffe konfiszierten; er konnte immer wieder eine andere
kaufen. Wenn sie die Waffe durchließen, sollte er sie sofort wieder zusammensetzen; in der Toilettenkabine.
    Die Straße... Er wußte ein wenig über Straßen und Menschenmengen, und das sagte er Helden. Man konnte nie genug wissen, antwortete sie, und sagte, er solle so dicht wie möglich am Randstein gehen,

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