Der Kampf beginnt
aus seinen Fahrern echte Mechpiloten machen. Und dann erst zuschlagen.
Mit etwas Glück nahmen sich die anderen gegenseitig so in die Mangel, dass Erik, wenn sich der Rauch verzogen hatte, der unangefochtene Herr über Achernar war, ohne einen Schuss abzufeuern.
Er lachte. Eine angenehme Vorstellung, die ihm die Zeit versüßte, während er seine Leute weiter vom Kampfgeschehen zurückzog.
6. Feind am Boden
River's-Run-Ebene, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
16. Februar 3133
Raul Ortega nutzte das ausgetrocknete Flussbett als natürliche Abkürzung, um vom einen Ende der weit auseinander gezogenen Schlachtlinie der Republik an das andere zu gelangen. Die Eröff-hungsscharmützel und Luftangriffe der Stahlwolf-OmniJäger hatten ihm bereits einen beschädigten Knieaktivator eingebracht. Er beschleunigte den Legionär auf schnelles Reisetempo, wobei er versuchte, das rechte Mechbein zu schonen. Raul umging einen Hain aus hohen Goldkiefern und stacheligen Schuppentannen, die kaum mehr als übergroße Kakteen waren. Zwei Schweberäder folgten seinem Beispiel und rasten vom vertrockneten Flussufer herab. Sie flogen mit einem Riesensatz herunter und schleuderten beim Aufsetzen eine gewaltige Staubwolke auf.
»Ortega ist unterwegs«, gab er mit ermutigender Stimme durch und hoffte, das Bergungsteam halte lange genug durch.
»Was immer Sie tun können, beeilen Sie sich«, erreichte ihn als knappe, nüchterne Antwort.
Raul nickte in der Enge des leeren Cockpits und schluckte. Sein Mund war von der trockenen Kanzelluft ausgedörrt, das Schlucken schmerzte. Er schmeckte Staub und fragte sich einen Moment lang, ob es wirklich klug gewesen war, den Fluss aus dem Highlakebecken auf kürzerem Weg nach River's End umzuleiten. Nur fünf Ki-lometer nördlich der Milizbasis hatte sich innerhalb von dreißig Jahren eine ehemals weite Grasebene in eine Staubwüste verwandelt. Von Hitzegewittern abgesehen, würde die River's-Run-Ebene bis zum Spätherbst kaum Feuchtigkeit zu sehen bekommen. Bei Außentemperaturen von bis zu 40°C sorgte das für ein bedrückendes Schlachtfeld.
Bei der letzten Flussbiegung rutschten die Metallfüße des Legionär fast auf dem Sonnengebackenen Lehm und Felsboden weg. Raul fand es an der Zeit und begann mit dem Aufstieg. Die wuchtigen Mechfüße gruben sich in die Uferböschung. Raul beugte den Oberkörper vor, und sowie die Schaltkreise des Neurohelms die Signale seines natürlichen Gleichgewichtssinnes an den aufheulenden Kreiselstabilisator des Kampfkolosses weitergaben, verlagerte sich der Schwerpunkt des Mechs ebenfalls nach vorne. Der Legionär fiel regelrecht den Hang hinauf, die Arme ausgestreckt, um den oberen Rand der Böschung zu fassen.
Raul zog sich aus dem Flussbett, gerade als die Schweberäder einen ersteigbaren Hangabschnitt fanden und zu beiden Seiten des Mechs auf die Ebene sprangen. Mithilfe der Pedale und Steuerknüppel brachte er die Maschine schwankend wieder auf die Beine und beschleunigte zu einem rasanten Spurt auf das bedrängte Bergungsteam zu.
Er konnte der Techeinheit keinen Vorwurf daraus machen, den Behemoth II bergen zu wollen, nachdem dessen Fahrwerk zertrümmert worden war. Einen schweren Panzer ließ man nicht einfach so auf dem Schlachtfeld zurück. Doch er hätte sich eine besser zu verteidigende Position gewünscht. Die von Verstärkungen abgeschnittene Crew saß schutzlos auf offenem Gelände. Ihr JL-200-Bergungsfahr-zeug drängte sich an die einzige Deckung, die weit und breit zu finden war: den gestrandeten Behemoth. Stahlwolfeinheiten kamen von zwei Seiten heran und feuerten aus der Entfernung auf das Bergungsteam. Das Einzige, das sie auf Distanz hielt, waren Tassa Kays Ryoken II und ein paar hektisch manövrierende Condors, die ihr Möglichstes taten, beide Flanken gleichzeitig zu sichern.
Eigentlich sollte Erik Sandoval-Gröll diese Seite des Schlachtfelds inzwischen erreicht haben. Offenbar verspätete er sich.
»Ortega deckt die rechte Seite«, bot Raul an, dessen Legionär mit immer noch respektablen neunzig Stundenkilometern heranhumpelte.
»Tassa deckt die linke.« Der Ryoken drehte sich mit einem eleganten Raubtiersatz, noch während sie sprach, und erhob sich mit lodernden Plasmazungen über den Panzer. Die Condors nahmen Kurs auf ihn - wie von einem titanischen Magneten angezogen.
Raul behielt die Schweberäder bei sich. »Ihr treibt sie zusammen, ich fange sie ein.« Die schnellen Luftkissenfahrzeuge spurteten voraus und
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