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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Ihr überhaupt in unseren Reihen aufgenommen werdet, denn Euer Roter Falke hat sich von uns verabschiedet
    - «
    »Samt seinem Weibe Madulain«, setzte Josh der Zimmermann anzüglich hinzu, »und unserem lieben William!«
    Mir wurde gleich warm ums Herz, aber dieser Ali wurde sofort frech. »Ich kann mich nicht entsinnen, dem Emir jemals Rechenschaft abgelegt zu haben über mein Tun und Lassen«, rief er schrill, damit der Rote Falke es selbst im Schlaf mitbekommen sollte. »Genauso wenig wünsche ich mir einen neuen Herrn!«
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    Roc musste dem lautstarken Disput aufmerksam zugehört haben, denn unter der Führung des Terez de Foix betraten jetzt einige, noch schlaftrunkene Ritter aus Antioch den Teppich, griffen sich erst das Kamel, das sie zur Seite führten, und zwangen dann Ali mit gezückten Schwertern, nicht etwa ihnen zu folgen, sondern seinen Scimtar abzulegen.
    »Roc Trencavel wünscht«, teilte ihm dann Terez höhnisch mit, »heute nicht mehr von Euch gestört zu werden -«
    Er gab Pons einen unmerklichen Wink, sich von seinem Platz zu erheben. »Hingegen erwartet er von Euch, dass Ihr ohne weiteren Verzug an dem Spiel teilnehmt!« Ali warf sich wütend wie ein trotziges Kind auf den Teppich, doch das beeindruckte Terez nicht im Geringsten. »Das ist ein Befehl!«, ließ er ihn wissen, und die Ritter packten den Strampelnden, schleiften ihn an den freien Platz zwischen den Spielern und pressten ihn mit Nachdruck mit seinem Arsch auf den Teppichboden.
    »Eben wolltet Ihr spielen!« Statt einer Begrüßung warf ihm Guy de Muret, der das Austeilen der Pyramide übernommen hatte, seine abgezählten Stäbchen vor die Knie. »Nun spielt auch gefälligst.« Zähneknirschend, denn hinter ihm standen immer noch Terez und die Ritter, seinetwegen aus dem Schlaf gerissen, die ihn liebend gern verprügelt hätten, und grün vor Wut nahm er die Spielsteine auf.
    Josh der Zimmermann und David der Templer ließen sich weder von der Aufsässigkeit des Ali noch von den drohenden Handgreiflichkeiten der rabiaten Rittersleut aus der Ruhe bringen, sie zogen geübt ihren Spielrhythmus durch, warfen ab, nahmen auf, ohne Emotion zu zeigen. Nur als der Sultanssohn völlig wirr längst abgelegte, und damit »verbrannte« Stäbchen für sein Spiel reklamierte, nahm ihn Joshua sich zur Brust.
    »Nur ein Narr versucht das Meeresungeheuer, stehend für Wasser, feucht und kalt, mit dem Wesen der Materie zusammenzubringen, sei es als Besitz und Überfluss, sei es in Armut und Hungersnot!«, belehrte er Ali unwillig.
    »Dafür stünde das Einhorn, mit allen vieren auf der Erde als aristotelisches Element!« Doch damit nicht genug!
    Genüsslich schnaubend fügte er noch hinzu:
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    »Der Merkur in seinen negativen Aspekten, wie Giftmischer, Dieb und Verräter, mag Euch ja sehr liegen, aber weder könnt Ihr ihn ins sonnige Bett der Aphrodite schmuggeln noch einem ehrlichen Kriegsmann unters Wams jubeln! Eure Herangehensweise grenzt an fortgeschrittenen Wahn, doch Geisteskrankheit müsstet Ihr ganz anders darstellen!«
    Ali biss sich auf die Lippen und verweigerte für den Rest der Partie jedes Engagement. Er zog lustlos seine Spielsteine aus der Pyramide und warf sie seinen Mitspielern hin, ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen.
    Ali zeigte seine Wut, indem er gar nicht daran dachte, jetzt - wie alle anderen -mit Hand anzulegen, die Stäbchen neu zu mischen und eine Pyramide zu errichten. Dass er sich erhob, bekam ich schläfriger Zaungast schon nicht mehr mit, spätestens bei diesen mich langweilenden Spielpausen nickte ich regelmäßig ein.
    Ich wurde der Unruhe erst gewahr, als eine harsche Auseinandersetzung an mein Ohr drang. Sie fand zu Füßen meines Lagers statt.
    »Ich habe genau gesehen«, fauchte Guy de Muret den Ali an, »wie Eure Hand in Williams Beutel glitt - « Ich tat so, als ob ich fest schliefe, blinzelte aber hinüber, wo in Reichweite meine Pilgertasche lag mit den Schreibutensilien und den Pergamenten der Chronik. Die beiden hockten davor in Lauerstellung wie Gockel kurz vor dem Hahnenkampf. »Ihr wolltet die Dokumente stehlen!«
    »Da täuscht Ihr Euch gewaltig!«, verteidigte sich der Sultanssohn frech. »Ich war im Begriff, meine Notdurft zu verrichten, so suchte ich nach etwas Besserem als Sand, um mir den Arsch abzuwischen!« In der Tat hatte Ali die Hosen halb heruntergelassen und wies dem zornigen Inquisitor Guy seinen nackten Hintern. »Macht Euch nicht lächerlich!«
    Guy stopfte die Pergamente

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