Der Kelte
sie an die letzten Stunden dachte, an die Leidenschaft, mit der sie und Alan sich aneinandergeklammert hatten. An die Dinge, die er mit ihr getan hatte ...
Sie kaute verbissen an dem aus Hafer und Rosinen bestehenden Brei, den Glynis zubereitet hatte und der Rose einmal mehr klarmachte, dass sie sich nicht mehr im 21. Jahrhundert befand. Als sie aufschaute, blickte sie in Enoras feixendes Gesicht.
„Wehe!“, murmelte sie, und sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten.
Enora lachte lauthals. „Was?“, fragte sie fröhlich. „Glaub mir, Süße: Ich gönne es dir von Herzen!“ Ein kurzer Schatten glitt über ihr Gesicht. „Hast es schließlich lange genug vermissen müssen, dass er dich so richtig ...“
Rose riss die Hand hoch. „Stopp!“, befahl sie. Dann senkte sie den Blick wieder auf den Teller. „Wenn du es jetzt auch noch laut aussprichst, tut sich die Erde unter mir auf und verschlingt mich!“
„Unsinn!“ Enora wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment öffnete sich die Küchentür, und Alan kam herein.
Er trug die schwarze Hose und das Hemd, das Monsieur Eiffels Kutscher ihm besorgt hatte. Er wirkte ruhig und ausgeruht, obwohl er natürlich keine Sekunde mehr Schlaf gehabt hatte als Rose. Erleichtert stellte sie fest, dass die Blässe und das Ausgemergelte, das er durch den Kampf unter Branwens Einfluss gehabt hatte, weg waren.
„Guten Morgen, starker Krieger!“ Enora grinste ihn breit an.
Er ließ sich von dem Spott in ihrer Stimme nicht beeindrucken. Wortlos nahm er sich eine Schale von dem Haferbrei. „Es hatte definitiv Vorteile, im 21. Jahrhundert zu leben“, grummelte er, als er sich gesetzt und den ersten Bissen in den Mund geschoben hatte. Dann sah er Rose an. „Gut geschlafen?“
Sie nickte, und schon wieder schoss ihr das Blut in die Wangen.
„Ich nicht“, sagte er schmunzelnd. „Hatte irgendwie keine Zeit dazu.“
Enora lachte leise, und Rose hätte die beiden am liebsten zum Teufel gejagt. Die vergangene Nacht war wundervoll gewesen. Im Schutz der Wildrosen hatte Alan Dinge mit ihr getan, die sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen erwartet hätte. Als sie ihn darauf angesprochen hatte, hatte er nur gelächelt und gesagt, dass er immerhin zweitausend Jahre Übung darin hatte zu wissen, was ihr gefiel. Den winzigen Schatten, der dabei über sein Gesicht geflogen war, hatte sie geflissentlich ignoriert. Und um nicht schon wieder in düstere Grübelei zu versinken, hatte sie sich auf ihn gestürzt und dafür gesorgt, dass zur Abwechslung einmal er voll auf seine Kosten gekommen war.
Bevor sich das peinliche Schweigen zwischen ihnen ausbreiten konnte, öffnete sich die Küchentür ein zweites Mal. Diesmal war es Glynis, die hereinkam. Wie auch Rose wirkte sie übernächtigt und erschöpft, aber bei ihr war der Grund ein völlig anderer. Sie hatte die halbe Nacht über dem Ritual gebrütet. Müde ließ sich jetzt auf einen Stuhl fallen und rieb sich die Stirn.
Um ihr schlechtes Gewissen zu bekämpfen, weil sie die Nacht mit Alan verbracht hatte, statt zusammen mit Glynis zu versuchen, ihre Probleme zu lösen, stand Rose auf und holte der älteren Frau einen Becher Tee.
„Danke, Kind“, sagte Glynis, als Rose den Becher vor sie hinstellte. Sie trank jedoch nicht, sondern begann zu erzählen: „Mit Hilfe von Enoras Wissen konnte ich nachvollziehen, wie ich in der Zukunft den Fluch brechen wollte ... wollen würde?“ Sie stutzte kurz bei der Überlegung nach dem richtigen Ausdruck. „Egal! Ihr wisst, was ich meine. Wenn uns das Ritual gelingt, wird das Amulett Rose vor Alan schützen.“
„Wie das?“, erkundigte sich Alan.
„Solange Rose die Kette trägt, wird sie vor Alans ...“, sie zögerte, es auszusprechen, aber dann tat sie es doch, „... Mordlust geschützt sein. Entschuldige, Alan!“
Alan nickte knapp, seine Lippen waren weiß, weil er sie zusammengepresst hatte.
„Wenn das Ritual gelingt“, wiederholte Glynis, „und Rose die Kette anschließend trägt, werdet ihr beide zusammen sein können, ohne dass Rose in Gefahr ist.“
„Was ist der Haken bei der Sache?“, fragte Enora. „So, wie du schaust, gibt es einen, oder?“
Rose blickte ihre Freundin an, dann Glynis.
Die zögerte. „Tja ...“, sagte sie und schwieg eine Weile.
„Rede schon!“, knurrte Alan. Kurz wirkte er sehr hart, und Rose musste an die getöteten Outlaws denken. Sie schob die Erinnerung von sich, so weit sie konnte.
Glynis seufzte. „Da ich die Kette
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