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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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was mit ihm passiert ist?«
    »Nicht die geringste. Warum?« fragte Elave. »Habt Ihr ihn verloren?«
    »Nein«, sagte Hugh. »Wir haben ihn gefunden. Bruder Cadfael fand ihn heute morgen unter der Uferböschung des Severn hinter der Gaye. Tot, mit einer Dolchwunde im Rücken.«
    »Hat er es nun gewußt oder nicht?« fragte Hugh, als sie wieder auf dem Hof standen und die Zellentür hinter ihnen verschlossen und verriegelt war. »Ihr habt ihn selbst gesehen – wißt Ihr, was von ihm zu halten ist? Und wenn man ihn noch so genau beobachtet – jeder Mann kann lügen, wenn er muß. Ich würde mich lieber auf handfeste und beweisbare Dinge verlassen. Er ist zurückgekehrt. Würde das ein Mann tun, der einen Mord begegangen hat? Er besitzt ein gutes Messer, mit dem er auch töten könnte, aber es steckt nach wie vor in seinem Bündel im Gästehaus, er trägt es nicht bei sich. Und wir wissen, daß er ergriffen wurde, sobald er durch das Tor ging und anschließend keine Minute allein war, bis sich die Zellentür hinter ihm geschlossen hatte. Wenn er noch ein zweites Messer hatte und es bei sich trug, dann muß er es weggeworfen haben.
    Vater Abt, glaubt Ihr diesem Mann? Sagt er die Wahrheit? Als er Euch sein Wort gab, habt Ihr es gelten lassen. Tut Ihr das immer noch?«
    »Ich glaube ihm weder, noch glaube ich ihm nicht«, sagte Radulfus schweren Herzens. »Wie könnte ich das wagen? Aber ich hoffe!«

8. Kapitel
    William Warden, der dienstälteste und erfahrenste von Hughs Sergeanten, erschien auf der Suche nach dem Sheriff gerade in dem Augenblick, in dem Hugh und Cadfael sich dem Torhaus näherten; ein großer, bärtiger, stämmiger Mann in mittleren Jahren, angegraut und vom Wetter gegerbt und so von sich eingenommen, daß er gelegentlich dazu neigte, andere zu unterschätzen. Als Hugh ins Amt des Sheriffs aufrückte, hatte er den Mann zuerst für ein Leichtgewicht gehalten. Aber die Zeit hatte ihn eines Besseren belehrt und ein Verhältnis zwischen ihnen entstehen lassen, das auf einem gesunden, gegenseitigen Respekt beruhte. Jetzt war der Bart des Sergeanten vor Befriedigung gesträubt. Ganz offensichtlich hatte er Fortschritte gemacht und war dementsprechend erfreut.
    »Mylord, wir haben ihn gefunden – den Ort, wo er bis zum Dunkelwerden versteckt war. Oder jedenfalls den, wo er oder jemand anders genügend Blut verloren hat, um deutliche Spuren zu hinterlassen. Während wir das Gesträuch absuchten, kam Madog auf die Idee, im Gras unter dem Brückenbogen nachzusehen. Dort hatte ein Fischer sein Boot an Land gezogen und umgedreht, um die Planken neu abzudichten. Gestern hat er bestimmt nicht gearbeitet, wegen des Feiertages. Als wir es anhoben, war das Gras darunter auf ganzer Länge plattgedrückt, und ein kleiner Fleck war von Blut geschwärzt. Bei dieser trockenen Witterung hat die Stelle seit einem Monat oder länger oberhalb des Wasserspiegels gelegen, und das Gras ist ausgebleicht wie Stroh. Der Fleck war nicht zu übersehen, so klein er auch ist. Ein toter Mann wäre dort, unter einem umgedrehten Boot, sicher aufgehoben gewesen.«
    »Das also war das Versteck!« sagte Hugh mit einem langen, nachdenklichen Atemholen. »Und es war kein großes Risiko, unter dem Brückenbogen einen Leichnam ins Wasser zu befördern. Kein Geräusch, kein Geplätscher, nichts zu sehen.
    Mit einem Ruder oder einer Stange konnte man ihn leicht in die Strömung hinausschieben.«
    »Unsere Vermutung war also offenbar richtig«, sagte Cadfael. »Ihr braucht Euch nur um diesen Abschnitt des Flusses zu kümmern, von der Brücke bis zu der Stelle, an der er hängenblieb. Habt Ihr das Messer gefunden?«
    Der Sergeant schüttelte den Kopf. »Wenn er seinen Mann dort umgebracht hat, unter dem Brückenbogen, dann konnte er das Messer im Wasser abspülen und mitnehmen. Weshalb ein gutes Messer wegwerfen? Oder sollte er es herumliegen lassen und riskieren, daß irgendein Nachbar es findet und sagt: Das kenne ich, das gehört John Weaver oder wem auch immer, und wie kommt es, daß Blut daran ist? Nein, das Messer werden wir nicht finden.«
    »So ist es«, sagte Hugh. »Ein Mann müßte schon vor Angst den Verstand verloren haben, um es wegzuwerfen und zu riskieren, daß es gefunden wird; ich nehme eher an, daß dieser Mann seine fünf Sinne beisammen hatte. Aber Ihr habt gute Arbeit geleistet. Jetzt wissen wir, wo die Tat begangen wurde, dort oder nicht weit davon entfernt.«
    »Ich habe noch mehr zu berichten, Mylord«, sagte Will

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