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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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Black. Die Mansarde hat ein Student gemietet.« Ralph lächelt. »Glaubst du, an der Beobachtung deines Earls ist etwas dran?«
    »Spar dir das gönnerhafte Grinsen. Ich wäre dir auch dankbar, wenn du ihn nicht meinen Earl nennen würdest.«
    Ralph hält ihr die Tür auf. »Da hat wohl jemand schlecht gefrühstückt?«
    »Im Gegenteil. Arthurs Waffeln sind ein Traum.« Ein schroffer Blick. »Ich mag es nicht, dass du meine Beziehung ins Lächerliche ziehst.« Sie geht hinein.
    Rosy gibt es nicht zu, aber sie hat ein Problem. Sie ist die Verlobte des Grafen. Der Witz machte im Dezernat lange die Runde. Deshalb spricht Rosemary, die Blume aus dem Arbeiterstand, nicht gern über ihr Verhältnis mit dem 36. Earl. Darum weiß auch niemand, wie sich die beiden verliebt haben.
    Für mein Leben gern fahre ich nach Weymouth in Dorchester. Es ist mein Lieblingsküstenort. Von Gloucester sind das gut 100 Meilen, aber ich genieße die Fahrt in den Süden. Dort sind die Küsten lieblicher, es ist auch wärmer als in Somerset oder Wales. Meistens vermeide ich es, Weymouth im Sommer anzusteuern, weil der Strand übervölkert ist. Im März oder Oktober habe ich manchmal diese Sehnsucht, dann zieht es mich an die geschwungene Küste.
    Es war im November vor dreieinhalb Jahren, als der Herbststurm selbst die wetterfestesten Strandbesucher vertrieb. Der Volvo hatte mich nach Weymouth gebracht, ich stieg im Richard & Eyles ab, das ich mir während der Saison nicht leisten könnte. Das Hotel war praktisch leer, mühelos bekam ich ein Zimmer mit Meerblick. Mein Balkon aus Gusseisen war von der Salzluft zerfressen. Ich machte erst einen vorsichtigen Schritt, bevor ich mich hinaustraute und die Farben genoss. Das Grün war eigentlich ein Braun, ein dunkles Türkis lag über dem Meer, das in einem tiefgrauen Horizont zerfloss.
    Ziemlich entfernt entdeckte ich am Strand einen grünen Punkt. Eine weggeworfene Einkaufstüte, nahm ich an, die sich mit Meerwasser gefüllt hatte. Doch der Punkt bewegte sich ein Stück vorwärts, anders, als der Wind einen Gegenstand bewegt hätte. Das passierte noch zweimal, dazwischen stand der grüne Punkt still. Die Sache machte mich neugierig, ich zog mich an und lief hinunter. Der Strand vor Weymouth ist mehrere Kilometer lang, ich hatte eine Weile zu gehen, bis ich dem Geheimnis auf die Spur kam.
    Sie kniete im Sand, trug einen abgewetzten grünen Anorak und eine Kappe, die so unmöglich war, dass sie wie eine Kostümierung aussah. Eine Sherlock-Holmes-Mütze aus dunkelgrünem Tweed, die Ohrschützer baumelten im Wind. Die Frau trug Jeans und Wanderschuhe, wie man sie in den Bergen anzieht, aber kaum für einen Strandbesuch. Sie kniete im Sand und suchte Muscheln. Nicht die auffälligen hob sie auf, von denen es eine Menge gab, die ganz kleinen hatten es ihr angetan. Sie pulte sie aus dem Sand, betrachtete sie, warf die eine fort, eine andere steckte sie in die Tasche. Mich wunderte, dass sie dabei umständlich nur die linke Hand benutzte, bis ich merkte, dass ihr rechter Arm etwas festhielt. Ich wollte nicht zu dicht herantreten und tat, als ob ich aufs Meer schaute. Als die Frau das nächste Mal weiterrückte, wurde sie auf mich aufmerksam. Intensive Augen richteten sich auf mich, unter dem Sherlock-Holmes-Ungetüm quollen rotbraune Locken hervor. Ich wollte weiterspazieren, als ein Geräusch mich innehalten ließ. Hoch und zart, dabei ärgerlich, das Geräusch eines kleinen Menschen. In einem Tragebeutel unter ihrem Anorak hielt die Unbekannte ein Baby im Arm. Es war so klein, dass es unter ihren weiten Sachen fast verschwand. Die Muschelsucherin beruhigte das Wesen mit leisen Worten, und nach ein paar Sekunden hörte das Quengeln auf. Von der Szene sonderbar berührt, fragte ich mich, ob die Frau ihr Kind aus besonderer Mutterliebe mit an den windigen Strand genommen hatte oder ob sie allein in Weymouth war und niemanden fand, der auf das Baby aufpasste. Sie schien mich bereits vergessen zu haben und setzte ihre Tätigkeit fort.
    Ich entfernte mich ein Stück, doch die Sache ließ mich nicht los. Ich machte kehrt und überwand die natürliche Distanz, die einsame Spaziergänger zwischen einander einhalten. Als sie meine Schritte hörte, drehte sie sich um.
    »Haben Sie etwas verloren?«, fragte ich, obwohl ich es besser wusste.
    »Im Gegenteil. Schon eine Menge gefunden.« Sie hielt mir eine Handvoll winziger Exemplare hin.
    »Warum ausgerechnet die kleinen?«
    »Haben Sie schon einmal solche Farben

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