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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nicht?«
    Â»Doch, auch, aber von seiner Mutter hat er öfter gesprochen.«
    Hunters Handy vibrierte in seiner Tasche, und er zog es rasch hervor, um einen Blick aufs Display zu werfen – Whitney Myers. Er steckte das Handy weg, ohne den Anruf anzunehmen. Er würde sie später zurückrufen.
    Â»Kinder reden doch immer eher über ihre Mütter«, warf Rhonda ein.
    Â»Nein.« Ricky schüttelte energisch den Kopf. »Nicht so wie er. Er hat über sie geredet, als wäre sie eine Göttin. In seinen Augen war sie perfekt.«
    Â»Er hat sie verehrt?«, hakte Hunter nach.
    Â»Ja, genau. Geradezu in den Himmel gehoben. Wenn es ihr nicht gutging, war er immer traurig.« Ricky begann, mit einer Büroklammer zu spielen. »Ich weiß, dass er manchmal gesehen hat, wie seine Mom geweint hat, das hat ihn jedes Mal sehr mitgenommen.« Ein nervöses Lachen kam aus Rickys Kehle. »Er hat sie oft beobachtet … auf eine Art, die nicht ganz normal war.«
    Rhonda legte den Kopf schief. »Was meinst du denn damit?«
    Rickys Blick ging von ihr zu Hunter. Dessen Gesichtsausdruck war vollkommen neutral.
    Â»Andrew hat mir von seinem Geheimversteck erzählt. Ich weiß, dass er viel Zeit da verbracht hat.«
    Hunter wusste, dass ein Geheimversteck bei Kindern nichts Ungewöhnliches war, schon gar nicht bei Kindern wie Andrew – traurig, in sich gekehrt, einsam –, die von anderen gehänselt wurden. Für gewöhnlich handelte es sich dabei einfach um einen abgeschiedenen Ort, an dem sie sich von allem, was sie belastete, zurückziehen konnten. Einen Ort, an dem sie sich sicher und geborgen fühlten. Zog sich ein Kind jedoch immer häufiger an einen solchen Ort zurück, war die Ursache normalerweise das dringende Bedürfnis, sich mehr und mehr von der Welt abzuschotten. Die Folgen einer solchen Abschottung konnten schwer­wiegend sein.
    Â»Na und?«, sagte Rhonda. »Ich und meine Freundinnen hatten auch ein Geheimversteck, als wir klein waren.«
    Â»Aber nicht wie Andrew«, gab Ricky zurück. »Das hoffe ich jedenfalls. Er hat mich mal mitgenommen.« Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. »Ich musste ihm versprechen, dass ich niemals jemandem davon erzähle.«
    Â»Und?«, fragte Rhonda.
    Hunter wartete.
    Ricky sah die beiden nicht an, als er weiterredete. »Ich hatte das Versteck ganz vergessen.« Dann kehrte sein Blick zu Hunter zurück. »Sein Geheimversteck war ein separater Teil des Dachbodens in ihrem Haus. Der Dachboden war voll mit Kisten und Kästen, Gerümpel und alten Möbeln. Das Zeug stapelte sich so hoch, dass es eine Art Trennwand bildete, die den Dachboden in zwei Hälften teilte. Über die Dachbodentreppe im Haus war nur die eine Hälfte zugänglich. Die andere war komplett verbarrikadiert. Man konnte sie nicht betreten, es sei denn, man hätte vorher das Gerümpel beiseitegeräumt. Und es war ziemlich viel Gerümpel.«
    Â»Und dieser Teil des Dachbodens war Andrews Geheimversteck?«, fragte Rhonda.
    Â»Genau.«
    Â»Aber du hast doch gerade gesagt, dass man gar nicht reinkam«, meinte sie.
    Â»Nicht vom Haus aus«, erläuterte Ricky. »Andrew ist immer draußen am Spalier hochgeklettert und durch eine winzige Dachluke eingestiegen.«
    Â»Eine Dachluke?«
    Â»Ja. Er konnte ziemlich gut klettern. Er ist an der Wand hoch wie ein echter Spiderman.«
    Â»Und was war jetzt so komisch an diesem Dachboden-Geheimversteck?«, wollte Rhonda wissen.
    Â»Es lag direkt über dem Schlafzimmer seiner Eltern. Er hat gesagt, dass er alles hören konnte, wenn sie unten im Zimmer waren.«
    Â»O Gott.« Rhonda verzog das Gesicht. »Meinst du, er hat sie beim Sex belauscht?«
    Â»Mehr als nur belauscht. Du kannst dich doch noch an das Haus erinnern, oder?«
    Sie nickte.
    Ricky wandte sich an Hunter. »Es war ein altes Holzhaus mit hohen Decken. Zwischen den Bodenbrettern auf dem Dachboden hatte er an mehreren Stellen die Ritzen erweitert. Das weiß ich, weil er es mir selbst gezeigt hat. Durch diese Löcher konnte er das gesamte Schlafzimmer sehen. Er hat seine Eltern oft heimlich beobachtet.«
    Â»Was?«, rief Rhonda mit großen Augen. »Das ist ja eklig. Was für ein Perversling.« Sie schüttelte sich.
    Â»Aber was ich am unheimlichsten fand«, fuhr Ricky fort, »war, dass in einer Ecke mehrere Wattebäusche und

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