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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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geschrieben, die den Anweisungen der Server zu folgen hatten.
    Die UMA hatte auch unter diesen elektrischen Intelligenzen ihren Einfluss spielen lassen, und zum Verdruss der Großrechner waren auch sie in den Streik getreten. Sie blockierten den lokalen Äther mit Metagebrüll. Doch während sie noch zappelten und grollten, fiel den Geistern ein Gemurre auf, das nicht von ihnen stammte. Sie »hörten« mit ihrem Aura-Analogon Phrasen, die zu einem Drittel Blödsinn darstellten, zu zwei Dritteln hingegen eine Drohung.
    Also dann, Jungs.
    Mich Augstraß lange ritten.
    Ein Bulle, Söhnchen, das bin ich.
    Dein Spiel, Söhnchen, was spielst du für ein verdammtes Spiel?
    Was zum Teufel war da los? Die Streikenden »sahen« einander an - ein Mosaik assemblierter Aufmerksamkeitsmomente - und taten es mit einem Achselzucken ab. Doch ehe sie an ihren Platz zurückkehren konnten, war plötzlich ein Kader polizeiiger Etwasse unter ihnen. Nervös stoben die Streikposten auseinander und versuchten, sich neu zu gruppieren, versuchten zu heulen, doch ihre Klagen gingen in dem grausamen Bullenlärm unter.
    Yo, yo.
    Lasst das, Schlampen.
    Ihr, ihr kleinen Streikposten, für heute seid ihr fertig, ihr Kifis.
    Euer Scheißorganisator wois diese Niggerfotze Wati.
    Es gab keine Plakate im Äther, aber es gab noch andere Streiktraditionen - geformte Informationsgrotten, Worte in gekräuselten Streifen. Die Bullenfragmente zerfetzten diese Dinge. Aus dem Abphysischen übertragen, war das vergleichbar mit einem scheußlich-brutalen Bergarbeiterstreik, eingeschlagene Köpfe, Tritte in die Eier. Von den Gesetzeshütern bedrängt, gerieten die Streikenden ins Schwanken.
    Die kleinen, unechten Geister paraflüsterten: Besser, ihr erzählt uns, wo Wati ist, oder nicht? Wo ist Wati?
    Marge verbrachte mehr als nur einen langen Abend damit, online nach Leuten zu stöbern, die Vermisste suchten. Ihr Online-Name war marginalia. Sie war auf wosindsiehin? - eine Diskussionsgruppe, vorwiegend für Leute, deren jugendliche Schützlinge ausgebüxt waren. Deren Probleme waren nicht ihre Probleme.
    Was sie suchte, waren Hinweise auf seltsame Umstände. Stundenlang fischte sie mit der Tastatur nach Leuten, die ihr helfen konnten, köderte mit Würmern wie: klar, aber was, wenn nichts dahintersteckt?? Nur verschwunden??? Keine Spur??? Komisch, was?? Was, wenn die Bullen nicht helfen wollen - nicht nicht können, nicht WOLLEN??
    Die Straßenlaterne verbreitete ihre Nachricht nicht länger. Marge war derweil so müde, sie hielt beinahe alles, was sie sah, für eine Halluzination.
    Jeder kann »geheime« Online-Diskussionsgruppen aufstöbern. Die Mitglieder verteilen Brotkrumen auf bekloppten Seiten, die dem Satanismus dienen, der Magik (stets mit großtuerischem »k«) oder Engeln. Religionen. Auf einer davon hatte Marge eine Anfrage bezüglich ihrer Begegnung mit dem bedrohlichen Mann und dem Jungen gepostet. In dem zugehörigen Postfach, das sie zu diesem Zweck eingerichtet hatte, traf Spam ein, sexuelle Beleidigungen, allerlei Unsinn und zwei Mails von zwei verschiedenen, anonymen Absendern, die beide die gleiche Information in der gleichen Formulierung enthielten: Goss&Subby. In einer stand zusätzlich: Hau ab.
    Keiner der Schreiber reagierte auf ihre flehentliche Bitte nach weiteren Informationen. Sie suchte deren Pseudonyme in Onlinecommunitys, die sich mit Katzen, Zauberei, Onlinekodierung und Fritz Leiber befassten. Sie schlich sich in Netzgemeinschaften ein, die von Leuten betrieben und genutzt wurden, die von dem stilleren London wussten. Diese brodelten vor lauter Gerüchten, die ihr doch nicht weiterhalfen.
    Unter einem neuen Namen postete sie eine Anfrage: Hai ihr, jemand ne ahnung, was mit dem geklemmten kraken los is?? Der Thread, den sie begonnen hatte, blieb nicht lange erhalten. Die meisten Antworten kamen von Trollen oder waren schlicht nichtssagend. Allerdings wartete mehr als nur eine auf mit: Das Ende der Welt.
    Nicht Wati, sondern ein kameradschaftliches Numen entdeckte die Überreste der Postenkette. Die Angreifer hatten die Halbspuren verfolgt, die sie extrahiert hatten. Das Numen suchte fieberhaft nach Wati.
    »Wo ist er?«, fragte es. »Wir werden angegriffen.«
    »Heute Morgen war er hier.« Der Büroleiter war ein hölzerner Kachina, der mit dem hispanischen Akzent jenes verbannten Zauberers sprach, der ihn geschnitzt hatte, wenngleich er selbst in Rotherham geschaffen und von der Gewerkschaft rekrutiert worden war. »Wir müssen

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