Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville

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um Futter aufzutreiben, und braucht dann noch mal Tage, um es heimzubringen. Ich glaube, es handelt auf eigene Faust.«
    »Warum sollte Simon so was wollen?« Dane starrte die erbarmungswürdig abgewetzte Kuriosität an.
    »Tja«, sagte die Wati-Statue. »Du weißt doch, wie Simon sich gekleidet hat? Hast du eigentlich schon mal ferngesehen, Dane?«
    »Wie hat er sich gekleidet?«, fragte Billy.
    »Fantasieuniform«, antwortete Wati. »Mit einem kleinen Abzeichen auf der Brust.« Sein Ton war spitzbübisch.
    »Was ändert das?«, fragte Dane.
    »Nein«, sagte Billy plötzlich und starrte den bizarren Vertrauten an. »Du verarschst mich.«
    »Siehst du?«, sagte Wati. »Du hast es kapiert.«
    »Was?« Dane stierte die Statue und Billy an. »Was?«
    Man hört ständig, so erzählte Billy Dane - und wie gut es ihm tat, Dane etwas zu erzählen - von den Auswirkungen der Science Fiction auf die reale Wissenschaft. Große Teile der wissenschaftlichen Gemeinde räumen einerseits beschämt, andererseits voller Stolz ein, sich von unausgegorenem visionärem Geschwätz inspirieren zu lassen, das sie in jungen Jahren geliebt hatten. Satellitenfachleute zitieren Arthur Clarke, Biologen werden durch die Neuro- und Nanotechvisionen von Unterhaltungskünstlern in das Fach gelockt. All das wird in den Schatten gestellt von Roddenberrys bleierner Weltraumpioniergeschichte, die eine demographische Beule junger Physiker hervorgebracht hatte, die versuchten, Transporterräume, Tricorder, Phaser und Replikatoren zu replizieren.
    Doch nicht nur exakte Wissenschaften waren betroffen. Auch andere Gelehrte waren mit dem gleichen Zeug aufgewachsen. Soziologen wühlten sich durch alte Vorstellungen. Philosophen stahlen das Viele-Welten-Konzept und waren den Verkäufern alternativer Realitäten in Dankbarkeit verbunden. Und ohne dass die breite Masse davon ahnte, lieferten diese erfundenen Zukunftswelten auch bahnbrechende Betrachtungen für eine ganze Generation Londoner Magier, und die waren nicht minder erpicht darauf, ihre Lieblinge nachzuahmen, als die Physiker. Neben Technopaganismus und Chaosmagie, Crowleyismus und druidischem Gepränge waren da auch noch die Realitätsbieger der Fernsehgeneration.
    Es waren nicht die Fantasy-Geschichten, die die meisten Kunsterer inspirierten, nicht Buffy, Angel, American Gothic oder Supernatural. Nein, sie ließen sich von Science Fiction beeinflussen. Zeitreisen waren aus der Mode, im Universum gab es kein Festnetz, aber die Kunstererfans von Dr. Who fertigten ungewöhnliche Zauberstäbe, verschmähten Weide zugunsten von sorgsam gedrehtem Metall und nannten sie Überschallschrauber. Wahrsager, die sich für Blake's 7 erwärmten, nannten sich Kinder des Orac. Londons viertbeste Gestaltwandlerin änderte mittels offizieller Erklärung ihren Namen in Maya und den Nachnamen in Space1999.
    Dann gab es jene Magier, die eher ausgefallenen Serien die Treue hielten - Empatechniker, die gar nicht aufhören konnten, von Star Cops zu schwärmen, kultursurfende Nekromantiker, die geradezu süchtig waren nach Lexx - und eine jüngere Generation, deren Angehörige sich selbst nach Farscape oder Galactica (»Die Neuauflage, selbstverständlich«) benannten.
    Aber die Klassiker erfreuten sich der größten Beliebtheit, und wie bei den NASA-Technikern war auch hier Star Trek der größte Klassiker von allen.
    »Der Name von Simons Vertrautem«, sagte Wati, »ist Tribble.«

39
    »Natürlich habe ich Star Trek gesehen«, sagte Dane. »Aber ich weiß nicht, was ein verdammter Tribble ist.«
    Sie waren an der London Bridge. Simons letzter bekannter Wohnort war seit Monaten verlassen. Sie waren auf der Jagd.
    »Tja, mehr oder weniger so ein Ding wie das hier«, sagte Billy. Wieder steckte er in einer lächerlichen Studentenaufmachung, die zu jugendlich für ihn war. Er lugte in die Plastiktüte, die er bei sich hatte. Drinnen zitterte der Tribble. Billy streichelte sein schmutziges Fell. Sie passierten Gipsstatuen an Gebäuden und schlecht gekleidete Schaufensterpuppen, und aus jeder erklang Watis Stimme, die besänftigend mit Tribble flüsterte und das Nichttier beruhigte.
    »Sind wir eigentlich sicher, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben?«, fragte Billy.
    »Nein«, sagte Wati. »Ich habe versucht, die Verbindung zurückzuverfolgen, und ich nehme an, dass die Spur irgendwo hier endet. Wenn wir nahe genug herankommen, werde ich es spüren.«
    »Und was hat es nun verdammt noch mal mit diesem Tribbleding auf