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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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kreischten.
    Billy starrte das Ding an, das in seiner Hand hing, dann die verkohlte Wand. Dieser blöde, spielzeugtypische Klumpen aus Plastik und Metall hatte geschossen wie ein echter Phaser.
    »Also gut«, sagte Dane, nachdem er mehr als eine Stunde lang mühsam einzelne Sätze aus Simon hervorgelockt und ihn zugleich vor den Simons geschützt hatte, die ihn umschwirrten. »Was haben wir herausgefunden?«
    »Was sind die? Diese ers ?«, fragte Billy.
    »Der Grund, warum ich so nicht reisen würde«, erwiderte Dane. »Darum geht es mir. Wenn es nur einen Stein betrifft oder Klamotten oder etwas Totes, wen interessiert das? Aber etwas Lebendiges so einer Prozedur unterziehen? Es hochbeamen? Das hieße, dass man einen Menschen in Stücke reißt, ihn anschließend wieder zusammensetzt und herumwandeln lässt. Er ist gestorben? Kapiert? Der Mensch ist tot. Und der Mensch am anderen Ende glaubt nur, er wäre derselbe Mensch. Aber das ist er nicht. Er wurde gerade erst geboren. Er hat die Erinnerungen des anderen, ja, trotzdem ist er ein Neugeborener. Dieser Enterprise -Kram, die bringen sich ständig um und ersetzen sich durch die Klone toter Menschen. Das ist eine makabre Scheiße. Dieses ganze Schiff ist voll von Fotokopien von Menschen, die gestorben sind.«
    »Und darum hat Simon aufgehört zu arbeiten?«, fragte Billy.
    »Vielleicht hat er ja gewusst, dass ihm das nicht guttut. Etwas hat ihn jedenfalls nervös gemacht. Aber dann ist er zurückgekommen und hat es wieder gemacht. Und das war eine Riesensache.« Dane nickte bekräftigend. »Der Krake. Hat ihm den Rest gegeben. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Jahre Simon damit zugebracht hat, hierhin und dorthin zu beamen, Koordinaten zu erfassen und mit Handelswaren zurückzubeamen? Verstehen Sie, was ich sage? Haben Sie eine Ahnung, wie oft er gestorben ist?
    Beinahe so oft wie James Scheiß-T. Kirk. Ja, so oft. Dieser Mann, der da sitzt, ist gerade vor ein paar Tagen aus dem Nichts geboren worden, nachdem er den Kraken rausgeholt hat. Und als er dieses Mal zurückgekommen ist, haben all die ers, die bis dahin gestorben sind, bereits auf ihn gewartet. Und die waren sauer.
    Sie wollten Rache. Wer hat die Simon Shaws getötet? Simon Shaw. Immer wieder und wieder.«
    »Das ist nicht ganz fair«, sagte Billy. »Er ist der Einzige von all denen, der niemanden getötet hat. Er ist gerade erst hier angekommen. Die anderen haben sich selbst umgebracht.«
    »Mag sein«, erwiderte Dane. »Aber er ist auch der Einzige, der lebt, und sie müssen irgendwohin mit ihrem Ärger. Logik ist nicht gerade ihre Stärke. Genau darum wird Simon von Simons heimgesucht. Armer Teufel.«
    »Allerdings«, sagte Billy. »Aber warum hat er es getan?« Er zeigte auf den Phaser, den Katalog und die Notiz. »Jemand hat ihn kontaktiert. Eine der größten Trekkie-Auktionen seit Jahren steht direkt bevor, und er hat kein Geld dafür. Aber dann nimmt jemand Kontakt zu ihm auf und unterbreitet ihm ein Angebot, dem er nicht widerstehen kann. Sie haben etwas mit dieser Pistole angestellt.«
    Dane nickte. »Sie müssen einen Magier unter Vertrag genommen haben. Irgendein Gestaltbildner hat sie so verkunstet, dass sie am Ende echt war.«
    »Was sollte er tun?«, sagte Billy. »Den einzigen echten, funktionstüchtigen Phaser auf Erden ausschlagen? Die haben ihm gesagt, er müsse nur eine Sache portieren. Also, wer hat die Notiz geschrieben? Simon war nicht an einem Riesenkalmar interessiert. Wer immer mit dieser Waffe gewedelt hat, ist unser geheimnisvoller Unbekannter. Das sind die Leute, die Ihren Gott haben.«

TEIL DREI
    LONDONMANTIK

40
    Billy starrte Simons tote, zornige Identitäten an. Fühlte Simon die Schuld, die sie ihm aufbürdeten? Die Verantwortung für unzählige unbeabsichtigte Suizide? Welch eine Erbsünde.
    Endlich tauchte Wati in der Statuette einer argelianischen Tänzerin wieder auf. »Öffnet die Tür«, wies er sie an. Draußen wartete eine gehetzt aussehende Frau, die das verdrehte Horn eines Widders in der Hand hielt.
    »Dane«, sagte sie, als sie eintrat. »Allmächtiger Gott, was geht hier vor?«
    »Mo ist die Beste, die ich kenne«, sagte Wati. »Und niemand weiß von ihr ...«
    »Sind Sie eine Exorzistin?«, fragte Billy. Die Frau verdrehte die Augen. »Sie ist ein Rabbi, du Depp«, sagte Wati. »Simon ist das so oder so völlig gleich.«
    »Ich habe schon früher Fälle legionischer Besessenheit erlebt«, sagte Mo. »Aber nie ... Allmächtiger Gott, die sind ja alle er.« Sie

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