Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
erinnerte, stolperte der Gepeinigte nach hinten, allerdings nur um sich für eine kurze Zeit zu neuer Angriffslust zu sammeln.
„Ihr Kerle seid ganz schön stabil, das muss ich sagen, und außerdem so stur wie Zwerge, auch wenn Ihr ganz und gar nicht so ausseht“, sagte Marix und sprang mit einem hohen Satz, in dessen Verlauf er sich einen höchst ansehnlichen Überschlag gestattete, einige Schritt weit außer Reichweite seiner Feinde.
Die gesichtslosen, schwarz gewandeten Kreaturen mit den fahlen Augen traten mit gemächlichen Schritten neuerlich an den Zauberer heran, die Schwerter mit beiden Händen hoch erhoben. Dann sausten ihre Klingen nach unten, und als diese ins Leere trafen, setzten sie ihremGegnern mit weit greifenden Rundschlägen nach und hieben und stachen, was das Zeug hielt. Immer jedoch erwies sich der dickliche Mensch, obgleich er allein mit zweien focht, als zu schnell und zu geschickt, um einen Treffer zu landen. Ganz so, als ahnte er die jeweiligen Aktionen der Angreifer voraus, war er längst von dannen gehüpft, wenn der dunkle Stahl, der ihn zu verzehren trachtete, an der Stelle eintraf, an der er sich noch kurz zuvor befunden hatte.
Dazwischen langte Marix selbst tüchtig zu und schlug den gespenstischen Wesen immer wieder mit dem harten Holz seines verzauberten Stabes gegen die zähen Körper, die in den schwarzen Gewandungen steckten, stieß ihnen mit mächtiger Kraft gegen die Brust oder hämmerte ihnen senkrecht auf die Köpfe nieder. Das Ergebnis blieb jedoch stets, dass die fremdartigen Geschöpfe zwar zurückgeworfen oder anderweitig kurzzeitig in ihrem Handeln gebremst wurden, sich davon jedoch nicht aufhalten ließen.
Mit einem Mal hielten die schwarzen Gestalten dann doch in ihren Bemühungen inne und begannen zu verharren, den Blick jedoch nicht von ihrem Kontrahenten lassend. Marix dachte schon, dass die beiden Schaumschläger es endlich eingesehen und sich anders überlegt hätten. Dann aber erkannte er den Grund ihres Zögerns: ein weiterer Fremder nahte, und obwohl er ebenfalls auf einem Rappen saß und überwiegend in Schwarz gehüllt war, unterschied er sich doch von den anderen. So trug er eine Robe, die im Grunde scharlachrot war, die man jedoch mit zahlreichen schwarzen Mustern so stark verziert hatte, dass sie viel dunkler wirkte. Die dunkle Kapuze hatte er sich über den Kopf gezogen, und vor dem Mund spannte sich ein rotes Stück Tuch, das an der Kopfbedeckung befestigt war und das den Großteil seines Gesichtes verhüllte. Der obere Teil war immerhin zu sehen, und dieser war ohne Frage menschlich, was im Vergleich zu der schwarzen Leere, die in den Kapuzen der beiden gespenstischen Kreaturen wohnte, immerhin beruhigend war.
Weniger beruhigend war hingegen, dass hoch über dem Kopf des Reiters eine Schar Krähen kreisten. Dies konnte einerseits bedeuten, dass es sich bei den Vögeln um so etwas wie seine treuen Haustiere handelte, oder aber anderseits, dass die Tiere ihm einfach folgten, da sie dort, wo er wandelte, erfahrungsgemäß ein gutes Aasfrühstück erwarteten. Keine der beiden Alternativen verhieß etwas Gutes, wenn man ehrlich war.
„Man merkt doch gleich, dass Ihr ein Zauberer seid, Herr Marix, Schüler des Zarudin“, sagte der Neuankömmling, während er sein Pferd an den Zügeln auf die Lichtung lenkte und dort schließlich stehen bleiben ließ. „Nicht viele können den Anblick meiner Schattenkrieger ertragen, ohne von Furcht gelähmt zu werden und eine leichte Beute für sie abzugeben. Und Ihr habt ihnen sogar standhaft Paroli geboten und hättet sie vielleicht sogar besiegt. Nicht schlecht für eine alten Mann wie Euch!“
„Schattenkrieger, Schattenkönige – heißt das ...“, fragte Marix, da ihm gerade ein Gedanke kam.
„Die Schreckbilder und Überbleibsel großer Krieger, deren Leichen bald, nachdem sie erschlagen wurden, auf eine besondere Art präpariert wurden, sodass ihre Seelen in dem verwelkenden Fleisch gebannt blieben. Später ist es einem begabten Zauberer dann ein Leichtes, sie zu so etwas wie einem neuem Leben zu erwecken, ihnen Schwerter in die Hände zu geben und sie für neue Aufgaben zu knechten. Der Mut, der sie im Leben auszeichnete, wird dann einzig übertroffen durch ihre Ergebenheit, zu der sie mir im Tod verpflichtet sind.“
„Das ist schändlich! Das ist schwarze Hexerei! Das ist der größte Frevel, zu dem sich je ein Mensch herabgelassen hat! Und Ihr wollt ein Zauberer sein? Ein Knecht Tuors seid Ihr,
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