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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Seeräuber.«
    »Von woher kommt Ihr?«
    »Aus Zankle.«
    »Ihr kämpft zu gut für einfache Seeräuber!« Ihre Dolchklinge ritzte seinen Haut. Bluttropfen flossen über seinen Hals. Ein Ausdruck der Angst zeigte sich in seinem Blick.
    »Mamertiner. Wir sind Mamertiner, kamanische Söldner. Agathokles hatte uns angeheuert.«
    »Ihr lügt! Agathokles ist tot!«, sagte Hiram, der näherkam.
    Der Mann schluckte. »Nach seinem Tod verließen wir Syrakus und bemächtigten uns Zankles. Auch wir mussten sehen, wo wir bleiben.«
    »Das ist kein Grund, der Seeräuberei nachzugehen«, sagte Hiram.
    Der Mamertiner sah Hiram an. »So mögt Ihr es sehen, doch nicht alle haben die Wahl.«
    »Oder entscheiden sich für den leichteren Weg«, sagte Lysandra.
    »Lasst mich gehen.«
    Lysandra warf einen Blick zum gegnerischen Schiff, das besiegt war, aber noch einigermaßen seetüchtig wirkte. »Wenn Ihr in Frieden zieht und keine Schiffe mehr angreift, setzen wir Euch und Eure Männer dort ab.«
    »Ich verspreche es.«
    »Also gut, zieht Euch zurück, aber wagt es nicht, Euch wieder blicken zu lassen.« Sie nahm die Klinge von seinem Hals. Doch kaum hatte sie einen Schritt von ihm weggetan, griff er sie erneut an. Lysandra sprang zur Seite, war jedoch nicht schnell genug, zumal sie über irgendetwas stolperte. Der Angreifer wollte sie erstechen, da schrie er plötzlich auf.
    Lysandra verspürte einen Luftzug, das Rauschen von Schwingen vermischte sich mit dem Tosen der Wellen. Der Schrei eines Milans hallte über das Schiff oder war es der des Greifen? Gewaltige Klauen ergriffen den Seeräuber und rissen ihn mit sich. Das Schwert fiel ihm dabei aus der Hand. Blut rann über seine Brust, dann waren er und der Greif in den Höhen des Himmels verschwunden. Nur einen kurzen Nieselregen aus Blut ließen sie zurück.
    Hiram starrte in die Höhe. »Was, bei Aschera, war das?«
    Belzzasar hob die Achseln. »Keine Ahnung. Eine Harpyie wars nicht und auch kein gewöhnlicher Greifvogel. Eher ein Greif, doch hielt ich ihn für eine Legende.«
    Hiram wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Warum hältst du ihn für eine Legende, glaubst aber an Harpyien? Ich jedenfalls sehe lieber ihn, als diese anderen geflügelten Biester. Er soll Glück bringen. Zudem hat er Lysandros’ Leben gerettet.«
    Belzzasar sah ihn misstrauisch an. »Aber wer sagt, dass diese Kreatur nicht zurückkommt, um sich auch noch einen von uns zu holen?«
    »Ich behaupte das!« Lysandra trat auf sie zu. »Ein Greif ist eine weise und mächtige Kreatur, die dem Apollon dient.«
    Hiram hob die Achseln. »Ihr Hellenen seid sehr zuversichtlich. Das soll mir recht sein, solange der Greif uns in Ruhe lässt und meine Mannschaft nicht frisst.«
    »Traue keinem Fremden! Niemals«, sagte Belzzasar.
    Lysandra nickte. »Bist du nicht auch ein Fremder für mich?«
    »Nehmen wir diese Söldner als Beispiel. Sie sind Opportunisten. Sie werden immer das tun, was ihnen am meisten einbringt, ohne Rücksicht auf das Leben anderer. Wenn sie sich Zankles bemächtigt haben, kann es gut sein, dass sie die Männer getötet und sich die Frauen genommen haben. Manches ist schlimmer als der Tod.«
    »Frauen sind immer die Schwächeren, nicht wahr? Immer dem Willen der Männer ausgeliefert«, sagte Lysandra, wobei sie darauf achtete, ihre Stimme möglichst tief zu halten.
    Hiram schüttelte den Kopf. »Nicht zwangsläufig. Du bist wohl zuvor nie aus Delphoí rausgekommen?«
    »Merkt man es so sehr?«
    Hiram trat näher an sie heran und legte die Hand auf ihre Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Es ist ja noch mal alles gut gegangen. Alles andere wirst du lernen. Du hast eine hohe Auffassungsgabe und kämpfst hervorragend. Es fehlt dir einzig an Erfahrung und diese wird dich schneller einholen, als dir lieb ist – genau wie mich. Das mit der Meerenge konnten wir nicht wissen.« Er nahm seine Hand von ihrer Schulter und wandte sich seiner Besatzung zu. »Rudert weiter, Männer!«
    Lysandra nahm sich vor, in Zukunft unbedingt achtsamer zu sein. Ein weiterer Fehler konnte ihren Tod bedeuten. Sie durfte niemandem trauen.
    Hiram starrte auf die Wellen. »Wir hatten verdammtes Pech, die Meerenge durchsegelt zu haben.«
     
     

Kapitel 8
     

     
     
    »Sie hatten verdammtes Glück, die Meerenge durchsegelt zu haben.« Megairas Stimme hallte von den Wänden der Höhle wider und schreckte die Traumschemen auf, die das Halbdunkel durchschwärmten.
    Die Erinye starrte in die wassergefüllte Obsidianschale, die

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