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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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hinter sich hatte und realisierte, dass einer von ihnen in Anmarsch war, kehrte er um, verbarrikadierte sich wieder in der Wohnung oder versteckte sich im Keller.
    Zweimal war er Lukas begegnet, beide Male auf dem Weg von oder zum Einkaufen. Sie hatten die Straßenseiten gewechselt und sich bemüht, einander keinesfalls anzusehen. Beide Male war Lukas in Begleitung gewesen. Einmal mit Lu, das andere Mal war Ronny bei ihm gewesen. Dieser angeblich ja so
liebenswerte
Arsch hatte Michael grinsend zugezwinkert. Lu hatte so laut nach Michael gerufen, als müsse sie ihn vor einem Unfall bewahren. Er dagegen hatte nur den Kopf eingezogen, und war rasch weiter geeilt, hatte so getan, als wäre er blind und taub und
sehr
beschäftigt.
    Das Erste, was Michael tat, als er mit seiner Mutter im Schlepptau das Haus verließ war, sich umzusehen, um zu eruieren, wo er auf keinen Fall hinsehen durfte. Als er feststellte, dass keiner der dreisten Drei in der Nähe zu sein schien, entspannte er sich etwas.
    Michaels Interesse und das seiner Mutter, das Angebot des Bazars betreffend, funktionierte nach dem Ausschlussprinzip. Jeder Marktstand, der seine Mutter interessierte, war für Michael völlig uninteressant, dafür konnte sie mit seiner Wahl nichts anfangen. Auf diese Weise langweilten sie sich beide hervorragend. Einmal begutachtete Michaels Mutter das Angebot eines Standes, und er stand daneben und betrachtete den Himmel, die anderen Leute, zählte die Muttermale auf seinem Unterarm. Wenn er sich an den Ständen der Pakistani umschaute, kramte seine Mutter in ihrer Handtasche, gab meteorologische Gutachten zum Besten oder kontrollierte die Absätze ihrer Schuhe.
    Natürlich hätte jeder für sich auf den Markt gehen können, was bedeutet hätte, dass Michael wohl völlig auf dieses Vergnügen verzichtet hätte. Aber seine Mutter hatte diesen Spleen, dass sie allein keine Veranstaltungen besuchen wollte, da sie sich einbildete,
andere
würden sie für einsam und bedauernswert halten. Im aktuellen Fall befürchtete sie, dass die Nachbarn sie schief ansehen würden und denken könnten, sie habe kein gutes Verhältnis zu ihrem Sohn. Was ihre Mutterqualitäten betraf, hatte sie ein nach außen gerichtetes Selbstwertproblem, mit besorgniserregenden Anteilen einer Paranoia. Als hätten die Leute im Haus nichts Besseres zu tun, als sie auf ihre Fähigkeiten zur Tauglichkeit einer Mutter hin zu bespitzeln. Diskussionen dahingehend erwiesen sich bisher als nicht fruchtbar.
    Einer der Marktstände bot Kopfbedeckungen aller Art an, und das schien der erste Stand zu sein, mit dem alle beide etwas anfangen konnten. Abwechselnd griffen sie nach Hüten und Kappen, amüsierten sich über die Wirkung, die veränderte Ausstrahlung, die sie damit boten.
    Michael hatte es ein schwarzer Hut aus Samt mit eingeprägtem Muster, angetan und seine Mutter liebäugelte mit einem ufoförmigen Strohhut, der an Fotos aus den Fünfzigern erinnerte. Mehr oder weniger hatten sie den Kauf schon entschieden, probierten aber noch, nur zum Spaß, weitere Sachen aus.
    Fast war die alte Vertrautheit wieder hergestellt. Michaels Mutter kicherte, sie schnitt Grimassen, setzte sich sogar Kappen auf, mit riesigen klatschenden Händen oder Bierdosenhalterung und Strohhalm. Michael krallte sich einen hohen, flauschigen, grün-weiß gefärbten Zylinder mit blinkenden Kleeblättern –
'
für den St. Patricks Day',
erklärte der Verkäufer. Seine Mutter schnappte ihn von seinem Kopf, wollte ihn auch mal probieren. Michael griff nach einer Ledermütze mit Kettchen, so eines, wie Biker sie tragen, und sah sich schon den Highway entlang cruisen. Schlagartig erbleichte seine Mutter, das Lachen blieb ihr im Halse stecken und sie bekam so schreckgeweitete Augen, als stöbere sie gerade ihren Sohn angekettet in einem SM-Keller auf. Rasch legte sie den irischen Hut weg, vergaß, dass sie etwas kaufen wollte, und murmelte hastig:
    „Lass uns gehen. Blöde Idee!“
    Michael legte, irritiert über diesen spontanen Stimmungswechsel seiner Mutter, die Mütze weg.
    „Was ist los? Ich dachte, wir wollten diese Hüte kaufen?“, fragte er, hinter ihr her trottend als sie hektisch davon stöckelte und blindlings den nächstbesten Stand aufsuchte.
Zehn Arztsocken zum Preis von fünf, ein unschlagbares Angebot!
    „Ich trage keine weißen Socken!“, wendete Michael ein, dem es peinlich war, wie sie in den Bergen wühlte, nach seiner Größe fischte und damit herumwedelte. Er stellte sich zwei

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