Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
Vom Netzwerk:
der soeben in die Avenue de Taillebourg entschwand. Kurz darauf war der Fluchtwagen nicht mehr zu sehen. An der Kreuzung zum Boulevard de Charonne spähte LaBréa unruhig in beide Richtungen.
    »Verdammt, er ist weg!« Er schlug mit der Hand aufs Steuer.
    »Vielleicht ist er in eine der kleinen Straßen auf der anderen Seite des Boulevards abgebogen«, bemerkte Véronique.
    »Ihn da zu finden ist reine Glückssache.« LaBréa bremste am Straßenrand und wählte die Nummer von Capitaine Leconte, die er gespeichert hatte. Der Chef des SEK meldete sich gleich.
    »Haben Sie Kontakt zu dem Wagen, Leconte?«, fragte LaBréa ohne Umschweife.
    »Ja, haben wir! Während Sie anscheinend den Kontakt verloren haben.«
    LaBréa wurde ungeduldig. »Wohin fahren sie?«
    »Richtung Périphérique. Sie sind jetzt kurz vor der Porte de Montreuil. Keine Angst, LaBréa. Unsere GPS-Leitstelle hat alles im Griff. Wir kreisen den Wagen von allen Seiten ein und verkürzen den Aktionsradius.«
    »Was hat er in der Bank mit ihr gemacht? War sie verletzt? Was haben die anderen Geiseln erzählt?«
    »Sie war mit Plastikschnüren gefesselt, wie die anderen auch. Fesseln, wie die Polizei sie benutzt.«
    O mein Gott, dachte LaBréa. Plastikfesseln schnitten tief ins Fleisch ein. Im Gegensatz zu Kordeln und Schnüren gaben sie keinen Millimeter nach, wenn man die Hände bewegte.
    »Einige Male hat er sie ins Gesicht geschlagen und wohl auch getreten«, fuhr Leconte fort.
    »Etwa in den Bauch? Sie ist doch schwanger!« Verzweiflung und ohnmächtige Wut lagen in LaBréa Stimme.
    »Wohin er sie getreten hat, konnte niemand genau sagen. Ernsthaft verletzt scheint sie jedenfalls nicht zu sein. Sonst wäre sie nicht in der Lage gewesen, mit ihm die Bank zu verlassen und sich ans Steuer zu setzen.«
    Das beruhigte LaBréa nur wenig. Wenn er diesen Kerl jemals in die Finger bekam, schwor er sich, dann würde er mit ihm abrechnen, auf welche Weise auch immer.
    »Halten Sie mich bloß auf dem Laufenden, Capitaine!«, sagte er zu Leconte.
    »Natürlich, Commissaire! Es steht ja zweifelsfrei fest, dass es Ihre Freundin ist, die er mitgenommen hat. Die anderen Geiseln sind befreit und werden medizinisch versorgt. Ach, noch was: Wir haben die Gesichtsmaske gefunden, die er die ganze Zeit in der Bank trug. Sie lag im Eingangsbereich. Wir lassen sie auf DNA-Spuren untersuchen. Ich melde mich bei Ihnen, LaBréa.«
    LaBréa drückte das Gespräch weg und blickte starr geradeaus. Véronique legte ihm kurz die Hand auf den Arm.
    »Verlier jetzt nicht die Nerven, Maurice. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Aber Leconte und seine Leute sind jederzeit über die Position des Wagens informiert.«
    »Der Kerl ist doch nicht blöd. Der kann sich ja an zehn Fingern ausrechnen, dass irgendwo im Fluchtwagen ein GPS versteckt ist.«
    Véronique seufzte tief, entgegnete jedoch nichts.
    »Céline schwebt in Lebensgefahr, Véronique. Das weißt du ebenso gut wie ich. Er trägt seine Maske nicht mehr, sie kennt jetzt sein Gesicht. Er wird sie nicht am Leben lassen.«
    »Ja, aber wir können im Moment nichts tun, rein gar nichts! Willst du nicht in dein Büro fahren und dort abwarten, bis es Neuigkeiten gibt?«
    »Bist du verrückt? Da hätte ich keine ruhige Minute. Und außerdem einen hysterischen Chef am Hals, der mir wahrscheinlich mit einem Disziplinarverfahren droht. Nein, wir fahren Richtung Périphérique.« Er reichte Véronique sein Handy. »In drei Minuten rufst du Leconte an, der soll dir die neue Position des Fluchtwagens durchgeben.«
    Er drückte aufs Gaspedal, und der BMW schoss davon.
    Noch bevor Véronique eine erneute Verbindung zu Capitaine Leconte herstellen konnte, rief dieser selbst auf LaBréas Handy an. Lecontes Stimme klang belegt.
    »Wir haben ihn verloren, LaBréa.«
    »Was?! Wie konnte das passieren?«
    »Er hat den Wagen gewechselt. In der Rue Mendelssohn. Dort haben meine Leute soeben den Renault gefunden. Er hat ihn am Straßenrand abgestellt und ist vermutlich in ein anderes Fahrzeug gestiegen. Wir checken gerade, ob jemand von den Anwohnern seinen Wagen vermisst.«
    »Und Céline … Madame Charpentier?«
    »Er hat sie vermutlich mitgenommen. Jedenfalls haben wir dort vor Ort keine Spur von ihr.«
    »Vielleicht ist er auch zu Fuß weiter und hat irgendwo eine Wohnung, einen Unterschlupf?«
    »Wie kämmen die ganze Gegend durch, LaBréa.«
    »Madame Andrieu und ich kommen sofort dorthin.«
    Als das Gespräch beendet war, meinte Véronique:

Weitere Kostenlose Bücher