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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Er kennt die Schmerzen und das Gefühl der Einsamkeit. Er weiß, was auch immer Motte gerade passiert, es wird schlimmer werden, und davor möchte Esko ihn schützen.
    Sollte ich ihn jemals finden …
    Esko wird aus seinen Gedanken gerissen, als die Leute am Nachbarfeuer ihre Sachen zusammenpacken und sich verabschieden. Es wird ruhiger am Strand, nur Lars kann einfach nicht still sein.
    »Und sag mal, was hast du dem Alten im Café eigentlich angetan?«, fragt er Mona und wendet sich an Esko, bevor Mona antworten kann. »Mann, hast du sein Auge gesehen? Ich dachte, der Typ kippt jeden Moment um.«
    Und wieder zurück zu Mona.
    »War das ein Jiu-Jitsu-Griff oder Druckpunkttechnik oder so?«
    Esko lacht, Mona schüttelt den Kopf und antwortet:
    »Ich habe ihn mit in meine Erinnerung genommen. Er wollte wissen, wie ich bis hierher gekommen bin, also habe ich es ihm gezeigt.«
    »Du meinst, der Alte weiß jetzt alles?!«
    »Er weiß auch, wer du bist«, sagt Esko.
    Lars macht große Augen.
    »Ist nicht wahr?«
    »Ist wahr.«
    »Das war aber ganz schön bescheuert von dir, oder? Warum hast du dem Alten nicht gleich eine geladene Knarre in die Hand gedrückt?«
    »Weil er mit einer Knarre nichts anfangen kann, wenn meine Schwestern erst mal mit ihm fertig sind«, lautet Monas Antwort, und Lars ist überrascht von der Kälte in ihrer Stimme.
    »Ist das so?«, fragt er.
    »So ist das.«
    Lars sieht Esko an, als wäre Esko der Experte in Sachen Mona.
    »Glaub ihr«, sagt Esko. »Es ist so.«
    Lars glaubt ihm, er wäre aber ganz froh gewesen, wenn der Alte nicht zu viele Infos gehabt hätte. Er erinnert sich an den Film Halloween .Da dachte auch jeder, der Killer wäre abserviert, aber der Kerl kam wieder und wieder und wieder. Lars hat den Film sechsmal mit Motte gesehen und unentwegt gerätselt, wie der Killer noch am Leben sein konnte. Und jedes Mal haben sie sich von neuem erschrocken. Und wie Lars so an Motte denkt, begreift er, dass es wahrscheinlich die dümmste Idee aller Zeiten gewesen ist, hierherzufahren. Ein nerviger Gedanke spukt schon seit einer Weile in seinem Kopf herum: Was ist, wenn Motte jetzt bei Rike sitzt und sich fragt, wo ich nur bleibe?
    »Motte könnte auch bei Rike sein«, sagt Lars halblaut.
    »Wer ist Rike?«, fragt Mona.
    »So was wie seine Freundin.«
    »Und das fällt dir jetzt erst ein?«, sagt Esko und steht auf.
    Lars hebt die Schultern. Auch Mona steht auf und schultert ihren Rucksack.
    »Worauf warten wir noch?«, fragt sie.
    »Ich könnte Rike ja mal anrufen«, schlägt Lars vor.
    Mona und Esko schauen auf ihn runter, sodass Lars das Gefühl hat, drei Jahre alt zu sein und auf dem Klo zu sitzen. Sein Handy macht einen quälenden Laut, als er es einschaltet, dann wird das Display schwarz. Lars verzieht das Gesicht.
    »Ihr habt nicht zufällig ein Handy dabei?«
    Es sollte ein Witz sein. Zehnjähriges Mädchen mit uraltem Engel auf Weltreise und im Handgepäck ein ultramodernes Handy. Das wäre der ideale Werbesport, denkt Lars und grinst und hört auf zu grinsen, als Mona in die Seitentasche ihres Rucksacks greift und ein ultramodernes Handy rauszieht. Sie reicht es Lars. Das Handy ist allerhöchstens ein halbes Jahr alt. Lars würde seines sofort dagegen eintauschen. Nachdem er es eingeschaltet hat, erklingen elf Signaltöne.
    »Da hat aber jemand dringend versucht, euch zu erreichen«, sagt er und hält ihnen das Display entgegen. »Vielleicht solltet ihr –«
    Das Handy klingelt, Lars lässt es vor Schreck fallen, es landet im Sand und klingelt erneut. Lars hebt es schnell auf und wischt den Sand weg. Auf dem Display erscheint: DER ZAR . Das Handy klingelt ein drittes Mal.
    »Wer ist das?«, fragt Mona, ohne das Handy zu nehmen.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragt Lars. »Es ist dein Handy.«
    »Geh ran«, sagt Esko.
    Lars nimmt den Anruf an und stellt auf laut. Ein Rauschen ist zu hören, Mona beugt sich über das Handy, räuspert sich und sagt:
    »Hallo?«
    »Mona?«
    »Ja?«
    »Endlich, Kleines. Wir dachten schon, du gehst gar nicht mehr ran. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, dass du uns kennenlernst?«
    Mona sieht von Esko zu Lars und dann zu Esko zurück.
    »Wer … Wer seid ihr denn?«, fragt sie.
    Ein raues Lachen ist zu hören.
    »Wir sind ein wenig deine Eltern, das ist es, wer wir sind.«
    »Oh.«
    »So entzückend, mein Kleines, das war ja wohl das enzückendste Oh , das ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Und ich kann dir

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