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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ich glaube auch, dass Sie sich tatsächlich für unschuldig halten. Vielleicht ist Ihre Schizophrenie außer Kontrolle geraten, ohne dass es Ihnen bewusst geworden ist. Vielleicht hat der andere Teil Ihres Selbst den Mord begangen.«
    »Wie bitte?« Xavius starrte den SK-Offizier verblüfft an und spürte, wie der Chronass innehielt und lauschte.
    »Sie sind ein einflussreicher Mann, Chronist Xavis V Xavius. Ihre Stimme hat Gewicht im Endurium. Aber es gibt Gesetze, die wir alle beachten müssen. Niemand steht über dem Gesetz, ich nicht, Sie nicht, nicht einmal der Regent. Selbst Er muss die Regeln der Gründungscharta und des Irdischen Friedens beachten.«
    Der Irdische Frieden, erinnerte sich Xavius. »Meine Sondervollmachten …«
    »Ich weiß, Chronist. Der Vorsitzende des Gremiums hat mich deutlich genug darauf hingewiesen. Sie haben es eilig, aber ich bitte Sie, mir gut zuzuhören, denn dies ist wichtig, für uns alle.« Gladfelters Stimme verlor nichts von ihrer sanften Ruhe, aber gleichzeitig lag Härte in den Worten, in jeder einzelnen Silbe. »Sie bezeichnen sich im Mesh oft als die ›Stimme der Wahrheit‹, Chronist, und Sie genießen eine große Glaubwürdigkeit, die Sie immer in die Dienste des Enduriums gestellt haben, was sehr lobenswert ist. Auch ich bin ein Diener der Wahrheit, und wie ich eben schon sagte: Jeder von uns muss seine Pflicht erfüllen. Meine besteht darin, die Sicherheit hier im Devos-System zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass die Gesetze und Regeln beachtet werden. Wer dagegen verstößt, wird von mir den Justiziaren übergeben. Es gefällt mir nicht, einen Mörder straflos gehen zu lassen. Es ist mir gleichgültig, wer und was Sie sind; es darf gar keine Rolle für mich spielen. Sie haben das Leben einer Person ausgelöscht, die Sie für einen verachtenswerten Innovator hielten …«
    »Salyard war ein Innovator, mit zwei Verwarnungen wegen Subversion«, warf Xavius mit wachsendem Ärger ein. »Und ich habe ihn nicht ermordet!«
    »Alles spricht gegen Sie.« Plötzlich klirrte Kälte in Gladfelters Stimme. »Für mich ist das Bild klar. Natürlich bin ich an meine Anweisungen gebunden. Aber ich werde offiziell Protest einlegen und weitere Ermittlungen anstellen, bis ich Sie überführt habe und Ihnen die Akkreditierung beim Gremium nichts mehr hilft. Sie sind ein Mörder, Xavis V Xavius, und Sie müssen für Ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Der SK-Offizier drehte sich halb um und gab dem Wächter ein Zeichen, der daraufhin aus seine Starre erwachte, mit steifen Schritten zur Tür ging und sie öffnete.
    »Sie können gehen«, sagte Gladfelter. »Soldat Dollard wird Sie zum Konnektor bringen und dafür sorgen, dass Sie Ihre Reise nach Bluestone fortsetzen können.«
    Xavius ging zur Tür. Er hatte sie fast erreicht, als der Offizier hinter ihm sagte:
    »Übrigens …«
    Xavius blieb stehen. »Ja?«
    »Sie sind damit beschäftigt gewesen, die Biografie von General Titus M Izzad zu verfassen. Sie haben bereits einige Auszüge im Mesh veröffentlicht.«
    »Ein großer Mann, der große Verdienste erworben hat«, sagte Xavius vorsichtig.
    »Zweifellos. Noch vor kurzer Zeit sind Sie mit ihm zusammen gewesen, bei Magrew am Rand.«
    »Ja …«
    »General Izzad ist verschwunden.«
    »Verschwunden?«, brachte Xavius verblüfft hervor.
    »Die Zerberus wurde von einem kleinen Flottenverband nach Thivierge begleitet«, sagte Gladfelter, und seine schwarzen Augen schienen Xavius zu sezieren. »Der General befand sich an Bord der Neurod , eines Jägers der Sol -Klasse. Dieses Schiff kam nicht bei Thivierge an.«
    Das ist interessant, sagte der Chronass. Xavius schwieg, in seinem Innern eine sonderbare Leere. Er schwieg und wartete.
    »Möchten Sie nicht wissen, was mit der Neurod geschehen ist?«, fragte Gladfelter.
    »Wie kann ein Jäger während eines Transfers aus einem Flottenverband verschwinden?«
    Das Gesicht des SK-Offiziers war wieder maskenhaft starr. »Ich dachte, Sie wüssten vielleicht eine Antwort auf diese Frage.«
    »Ich? Aber wieso …«
    »Nur so ein Gedanke.« Gladfelter deutete auf die offene Tür. »Bitte, Sie können gehen.«
    Auf dem Weg zum Hangar, im schmalen Korridor das Geräusch der eigenen Schritte laut in den Ohren, dachte Xavius: Er hat seltsame Gedanken, dieser SK-Offizier.
    Wir auch, erwiderte der Chronass. Fremde Gedanken flüstern zwischen uns. Gedanken, die weder dir noch mir gehören. Wir sind hier drin, in unserem Kopf, nicht mehr

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