Der Leuchtturm von Alexandria
Vorstellung gefiel mir, und ich lächelte.
»Schön, sag mir Bescheid, falls er wiederkommt. Ich will gerne mit ihm sprechen.« Ich legte den Brief auf den Küchentisch und ging in das Badehaus. Es bestand nur aus einem ziemlich kleinen Raum, aber dort war ich wenigstens ungestört. Raedagunda hatte bereits das Badewasser in ein Becken hinter dem Küchenofen gefüllt, wo es warm werden konnte. Das Becken war gegen die Wand zwischen Badehaus und Küche gesetzt, so daß man das heiße Wasser aus ihm in das Badehaus lassen konnte. Raedagunda füllte immer eine Amphore mit kaltem Wasser aus dem Brunnen und stellte sie ins Bad, so daß ich mir das Wasser selbst mischen konnte. Der Raum hatte zwei Türen: die Eingangstür von der Küche aus und eine Hintertür, die Raedagunda meistens dafür benutzte, das schmutzige Wasser in den Garten zu leeren; ich verschloß alle beide. Dann gab es noch einen Hocker, ein Regal für das Badeöl und die Bürste sowie ein paar leere Amphoren, die in der Ecke standen. Ich war ein bißchen verwundert, daß heute mein Handtuch über diese Amphoren gebreitet war: Raedagunda hängte es sonst an die gegenüberliegende Wand, damit es dort warm werden konnte. Aber es war ein heißer Tag. Ich ließ also ein wenig heißes Wasser in die Badewanne. Auf der anderen Seite der Wand hörte ich Raedagunda, wie sie die Küche verließ, um Wasser aus dem Brunnen zu holen. Ich schnürte meine Reitstiefel auf, streifte sie ab, warf meinen Umhang über die zweite Amphore, löste meinen Gürtel, zog die nach Pferd riechenden Hosen aus und griff dann unter die Tunika, um das Korsett zu lösen. Ich überprüfte das Badewasser und fügte noch etwas kaltes hinzu. Dann zog ich die Tunika über den Kopf.
Ich war gerade dabei, in die Badewanne zu steigen, als ich hinter mir ein Geräusch hörte, einen Ausruf des Erstaunens. Ich wirbelte herum und sah Xanthos hinter der Amphore stehen. Er hatte das Handtuch, das ihn verborgen hatte, in seiner einen Hand. In der anderen Hand hielt er ein langes Messer.
O Gott, dachte ich. Einen Augenblick lang war ich vor Schreck völlig gelähmt. Dann machte ich einen Schritt zurück bis an den Rand der Badewanne, ergriff meine Tunika und hielt sie schützend vor mich. Ich fühlte mich sehr elend.
»Dafür ist es zu spät«, flüsterte Xanthos. Er grinste. Es war ein gemeines, unangenehmes Grinsen. »Ich habe bereits genug mitbekommen. Ich habe noch nie von einem Eunuchen gehört, bei dem sie nicht nur alles weggeschnitten, sondern ein Loch hinterlassen haben. Es ist sehr viel interessanter, dich anzusehen, als ich gedacht hätte – Chariton.«
»Wie bist du hier reingekommen?« flüsterte ich. Ich mußte flüstern, denn ich hatte Angst davor, die Sklaven zu alarmieren.
»Durch die Hintertür. Deine Sklavin ließ sie offen, als sie dir das Bad bereitete. Ich wollte warten, bis du im Wasser bist und dich dann töten. Ich glaube nicht, daß ich das jetzt tun werde. Es wäre schade darum.«
»Raus mit dir«, sagte ich ein wenig lauter. Sueridus war im Stall, Raedagunda war zum Brunnen gegangen: Sie würden nur eine Stimme hören. »Ich habe Sebastianus bereits darum gebeten, dir deinen Posten wiederzugeben, und er hat eingewilligt. Ich bezahle dir, was du willst, wenn du diese Sache geheimhältst. Du weißt, daß ich von den Goten Geld bekommen habe. Du kannst alles haben, wenn du nichts verrätst.«
»O ja, du wirst bezahlen«, sagte Xanthos und grinste immer noch. »Wer bist du wirklich? Eine der Geliebten des Heerführers?«
»Nein. Er weiß nichts davon. Niemand weiß es. Niemand soll es wissen.«
»Es würde das Ende deiner Laufbahn als Festungsarzt sein, oder? Man würde dich mit Schande bedeckt zu deiner Familie zurückschicken – oder zu deinem Gebieter. Bist du eine entlaufene Sklavin? Aber das spielt keine Rolle. Nimm diese Tunika da weg. Ich will dich ansehen.« Er stieß eine der Amphoren mit seinem Knie zur Seite und kam hinter ihr hervor. Dann stand er vor mir und starrte mich an. Ich stand da und preßte die Tunika an meine Brüste, unfähig, mich zu rühren. Er stieß die Tunika mit der Spitze des Messers zur Seite und besah sich meine Schenkel, dann ging er langsam höher mit seinem Messer, hob dabei auch die Tunika immer höher, bis die Messerspitze an meiner Kehle zur Ruhe kam. Ich fing an zu zittern. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht stieg. »Du bist sogar sehr hübsch«, sagte er. »Ein bißchen mager, aber die Figur ist in Ordnung. Ich hätte
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