Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
hinter uns: Eine Reiterschwadron aus der Festung kam uns zu Hilfe. Ich wandte mein Pferd um, um mich ihnen anzuschließen, aber ein Schreckensruf entfuhr mir: Hinter unserer Schwadron tauchten weitere Barbaren auf; ein berittener Trupp Goten verfolgte unsere Helfer.
    Der Befehlshaber der römischen Streitkräfte entdeckte sie ebenfalls und rief seinen Männern zu, sie sollten eine Keilformation bilden. Überall wimmelte es jetzt von Pferden und bewaffneten Männern; die Soldaten meiner Begleitmannschaft machten eine plötzliche Drehung, um mit den Neuankömmlingen einen gemeinsamen Keil zu bilden. Speere blitzten im Licht der untergehenden Sonne. Weitere Trompeten; weitere Soldaten, die aus Salices strömten, diesmal zu Fuß. Lautes Rufen und allgemeine Verwirrung. »Du bist Chariton der Arzt?« fragte der Befehlshaber der Reiterschwadron. »Geh in die Mitte hinter der Keilformation.« Ich ritt dorthin, und der Keil begann sich auf die Festung zuzubewegen. Die gotischen Reiter teilten sich in zwei Gruppen auf, vollführten eine Schwenkung und ritten jetzt zu beiden Seiten von uns. Hinter uns strömten die Barbaren, die mir und meiner Begleitmannschaft den Hinterhalt gelegt hatten, hügelabwärts. »Bei der unbesiegten Sonne!« rief unser Befehlshaber. »Halt! Halt! Bildet einen Kreis! Hebt eure Schilder und haltet die Stellung!« Und etwas ruhiger zu sich selbst: »Mein Gott, wir sitzen ganz schön in der Klemme!«
    Die gotischen Reiter hatten sich zu einem Halbkreis formiert, der sich den Römern entgegenstellte und den Weg zur Festung blockierte. Ihre Pferde tänzelten, sie schlugen mit ihren Schwertern an die Schilder und schrien. Die römische Streitmacht war ihnen weit unterlegen; selbst ich konnte sehen, daß wir nur sehr geringe Chancen hatten, uns nach Salices durchzuschlagen. Ich bahnte mir einen Weg zum Befehlshaber. »Müssen wir denn gegen sie kämpfen?« fragte ich. »Was wollen sie?«
    »Sie wollen uns töten«, erwiderte der Befehlshaber grimmig.
    »Vor zwei Tagen haben wir einige ihrer Kameraden getötet.
    Herr im Himmel, ich wußte nicht, daß immer noch so viele Barbaren in der Gegend sind!«
    »Wenn wir uns jetzt zum Kampf stellen, werden wir ebenfalls einen Haufen Männer verlieren«, sagte ich. »Und das ist völlig sinnlos. Hör zu, ich bin ein Gastfreund des edlen Frithigern ich habe seine Frau geheilt, bevor das alles angefangen hat. Laß mich gehen und sie um einen Waffenstillstand bitten. Dann können wir uns in die Festung zurückziehen, und sie können wieder ihren Beutezügen nachgehen. Vielleicht gehen sie darauf ein.«
    Der Befehlshaber sah mich einen Augenblick lang erstaunt an, dann blickte er zu den Goten hinüber. »Wenn du unbedingt mit diesen Teufeln sprechen willst, dann nur zu!« sagte er.
    »Viel Glück! Hier, Valentinus, schneid uns ein paar grüne Zweige ab: Der Arzt will zu den Barbaren reiten und sie um einen Waffenstillstand bitten.«
    Die Männer starrten mich an, dann brachen sie in Beifallsrufe aus. Valentinus, der Tribun, schnitt einige Zweige von einem Strauch am Wegesrand ab und reichte sie mir. Ich nahm einen Zweig in jede Hand, und die Männer ließen mich bis in die vorderste Reihe durch. Die Goten hatten ein paar hundert Schritt von uns entfernt Aufstellung genommen und warteten. Ich holte tief Atem, hob die Zweige hoch in die Luft und ritt los. Eine Kugel aus einer Steinschleuder zischte an mir vorbei. Ich zügelte mein Pferd, rührte mich nicht und hielt die Zweige hoch in die Luft. »Waffenstillstand!« rief ich. Ich konnte sehen, wie die Goten auf mich zeigten und miteinander sprachen und entdeckten, daß ich unbewaffnet war. Erneut begann ich, auf sie zuzureiten, und diesmal empfingen mich keine Geschosse.
    Als ich mich den gotischen Linien näherte, löste sich aus der vordersten Reihe ein Mann auf seinem Pferd und kam auf mich zugeritten; aufgrund des Schmuckes, den er trug, hielt ich ihn für den Befehlshaber. »Waffenstillstand!« wiederholte ich auf griechisch, dann fügte ich »Freund!« auf gotisch hinzu.
    »Freund?« erwiderte der gotische Befehlshaber in seiner Muttersprache, zügelte sein Pferd direkt vor mir und starrte mich an. »Kein Römer ist ein Freund der Goten! Wer bist du, und was willst du?«
    »Ich bin Chariton von Ephesus, ein Arzt und Gastfreund des edlen Frithigern, ich möchte für die Römer einen freien Abzug nach Salices erbitten. Wenn ihr uns angreift, sterben wir, und viele von euch sterben ebenfalls. Doch keiner von uns kann

Weitere Kostenlose Bücher