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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Mann, während er aufstand. Er war fast dreißig Zentimeter kleiner als Tom.
    »Natürlich«, sagte Tom. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Möchte jemand etwas trinken?«, fragte Betsy.
    »Martini?«, schlug Tom Howard vor.
    »Ein kleiner Scotch mit Eis«, sagte Howard.
    »Wir haben leider keinen Scotch«, sagte Betsy.
    »Dann gern einen Martini«, antwortete Howard und zündete sich eine Zigarette an. »Es tat mir sehr leid, von Mrs Raths Tod gehört zu haben.«
    »Sie kannten sie?«, fragte Tom.
    »Ich habe von ihr gehört.« Howard sah sich im Zimmer um, und Tom stellte sich vor, wie sein Blick auf dem Riss in der Wand und der fleckigen Polsterung auf einem der Stühle hängen blieb. »Soviel ich weiß, hat sie Ihnen ihr Haus vermacht«, sagte Howard.
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie vor, dort einzuziehen?«
    Betsy kam aus der Küche mit einem Tablett, auf dem ein Krug mit Martini und drei Gläser standen. »Leider haben wir weder Oliven, eingelegte Zwiebeln, Zitronenschalen oder sonst etwas für einen Martini im Haus«, sagte sie. »Na, immerhin ist das Wesentliche da.«
    Howard nahm ein Glas, schaute dabei aber weiter Tom an.
    »Wir nehmen an, dass wir es verkaufen werden«, sagte Tom.
    »Ich bin vielleicht an einem Kauf interessiert«, sagte Howard beiläufig und trank den ersten Schluck. Betsy setzte sich sofort auf den ihr nächsten Stuhl.
    »Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis der Nachlass geregelt ist«, sagte Tom.
    »Das ist mir klar. Natürlich ist so ein Haus nicht leicht zu verkaufen, aber das wissen Sie ja bestimmt. Das Anwesen erfordert eine Menge Arbeit. Das Haus ist altmodisch und für die meisten viel zu groß. Die Steuern betragen rund zweitausendzweihundert Dollar pro Jahr, und allein mit der Heizung kämen Sie jährlich auf zweitausendvierhundert. Und natürlich könnte man nicht ohne Personal darin wohnen. Für eine solche Immobilie werden Sie nicht viele potenzielle Käufer finden, und es käme Sie teuer, es lange zu halten.«
    »Sie scheinen sich ja gut auszukennen«, sagte Tom.
    »Ich mag das Haus. Ich mag den Blick. Vielleicht können wir uns ja auf etwas einigen.«
    »Möchten Sie mir ein Angebot machen?«
    »Mein Angebot käme Ihnen wahrscheinlich zu niedrig vor«, sagte Howard. »Es würde einzig auf dem Wert des Grundstücks basieren. Auch wenn ich möglicherweise in dem Haus wohnen würde, schätze ich doch, dass es fast keinen Marktwert besitzt.«
    »Wie viel würden Sie bieten?«
    »Zwanzigtausend Dollar.«
    »Das müsste ich mir überlegen«, sagte Tom. »Es wird eine Weile dauern, bis ich Ihnen eine Antwort geben kann.«
    »Leider müsste ich sie in ungefähr einer Woche haben«, sagte Howard. »Wir ziehen noch mehrere andere Immobilien in Betracht.« Er zog eine geprägte Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie Tom. »Hearthside Restaurants, Inc.« stand in großen Lettern darauf, in kleineren in der linken unteren Ecke »Mr Swanson Howard«, und in der rechten unteren stand eine Adresse in der Thirty-third Street in New York sowie eine Telefonnummer.
    »Würden Sie das Haus als Wohnsitz für sich selbst kaufen?«, fragte Tom.
    »Natürlich. Wenn wir ungefähr binnen einer Woche zu einer Entscheidung kommen.«
    »Ich melde mich bei Ihnen«, sagte Tom.
    Howard dankte ihm für den Martini, lächelte mechanisch und ging. Einen Augenblick später röhrte der Motor des Jaguar los – offenbar hatte er ein Loch im Auspuff.
    »Was meinst du?«, fragte Betsy aufgeregt. »Du verlangst doch mehr, oder?«
    »Keine Ahnung«, sagte Tom und streckte sich erschöpft auf der Couch aus. »Übrigens hat mich United Broadcasting heute eingestellt. Sie zahlen mir neuntausend, und ich bin ein halbes Jahr auf Probe. In einer Woche soll ich anfangen.«
    »Das ist ja wunderbar!«, sagte Betsy. »Ach, Tommy, setzen wir das verdammte kleine Haus noch heute auf den Markt! Alles wird wunderbar – ich spüre es!«
    Die Haustür knallte zu, und Barbara kam hereingerannt, gefolgt von Janey und Pete. »Mama!«, sagte Janey aufgeregt. Draußen auf der Straße sind Jungs mit Messern, die haben gesagt, sie wollen uns abstechen !«
    »Das sind bestimmt nur Gummimesser«, sagte Betsy.
    »Das sind echte Messer !«
    »Dann spielt eben oben«, sagte Betsy. »Dein Vater und ich haben etwas zu besprechen.«
    »Die haben gesagt, sie wollen uns Hände und Beine und den Kopf und alles abschneiden!«
    »Die haben bloß Spaß gemacht«, sagte Betsy. »Nach oben!«
    »Aber die haben nicht Spaß gemacht!«
    » HINAUF

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