Der Mann im Schatten - Thriller
bestanden?«
Trillo überlegte. Ich beschloss, ihm auf die Sprünge zu helfen.
»Er hat Ihnen also am 21. keinen Scheck ausgestellt und dann in der folgenden Woche einen mit der Bemerkung ›Ich bestehe darauf«‹
»›Ich bestehe darauf.< ›Ich...‹ Oh.« Nick Trillo blickte zu mir auf und wedelte mit dem Blatt. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Ja. Genau.« Er sprang vom Boden auf und zeigte auf mich. »Er hat eine Stunde versäumt. Er hat sie versäumt, und ich hab ihm erklärt, er bräuchte sie nicht zu zahlen, aber er hat darauf bestanden, weil er sie nicht vorher abgesagt hatte. Er meinte, das sei nur fair.«
Ich versuchte, ruhig zu bleiben, auch wenn ich dieses Knochengestell gerne an mich gedrückt hätte. »Er hat die Stunde am 21. versäumt, aber darauf bestanden, sie zu zahlen.«
»Ja.« Trillo nickte aufgeregt. »Genau. Das muss der 21. gewesen sein. Jede andere Stunde hat er bezahlt. Ja, jetzt weiß ich’s wieder. Ich hab ihm gesagt, er soll sich keinen Kopf machen, aber er wollte unbedingt...«
»Er bestand darauf.«
»Richtig. Er hat darauf bestanden.« Trillo blickte auf das Blatt und kicherte. »Ich komme mir vor wie ein Detektiv oder so was. Brauchen Sie vielleicht eine Kopie von dem Kram?«
»Wenn es Ihnen nicht zu viel Umstände macht«, erwiderte ich. Und hätte es ihm Umstände gemacht, hätte ich das Blatt persönlich zu einem Kopierladen chauffiert, um Duplikate davon anzufertigen.
Trillo verschwand für einen Augenblick und kehrte dann mit neuen Kopien von Archie Novotnys Schecks für September zurück: fünfundzwanzig Dollar für den 7. September, fünfundzwanzig Dollar für den 14. September, und fünfzig am 28. September.
»Nur gut, dass wir nochmal nachgesehen haben«, sagte er.
Das war es in der Tat. Zumindest für mich. Weniger gut für Archie Novotny. Mr Novotny hatte ganz offensichtlich seine Gitarrenstunden geschwänzt, in der Nacht, als Griffin Perlini ermordet wurde. Und dann, wenn er überhaupt zu solch diabolischen Gedankengängen in der Lage war, hatte er versucht, seine Spuren zu verwischen, indem er trotzdem dafür bezahlte.
»Hey, wenn das kein Problem ist, komm ich morgen nochmal mit einer eidesstattlichen Erklärung zu Ihnen, einem offiziellen Dokument, auf dem unser Gespräch festgehalten ist. Wäre das okay für Sie?«
»Ja, großartig.« Er war immer noch ganz aus dem Häuschen wegen unserer kleinen, abenteuerlichen Spurensuche. Früher oder später würde seine Begeisterung nachlassen, wenn er erfuhr, dass ich nicht in Archie Novotnys Interesse arbeitete. Aber die Wahrheit war nun mal die Wahrheit, und mit der eidesstattlichen Erklärung konnte ich ihn darauf festnageln.
Als ich das Music Emporium verließ, stand ich voll unter Dampf. Ich hatte Archie Novotny in der Tasche. Ich hatte ein Motiv, die Gelegenheit und den Versuch, sich ein falsches Alibi zu verschaffen. Ich malte mir den Ausdruck auf Lester Mapps Gesicht aus, wenn ich ihm das unter die Nase hielt.
»Sammy«, sagte ich ins Leere hinein, »vielleicht können wir deinen Fall doch noch gewinnen.«
41
Du hast mich getötet, Jason.
Ich schreckte hoch, in meinen Augen brannte der Schweiß, und das Echo von Talias Stimme hallte zwischen meinen Ohren. Der Traum war immer ein wenig anders, aber immer war sie tot; sie besuchte mich, eine Vision innerhalb eines Traums, sie erschien aus dem Nichts, aber ich fühlte sie kommen, und ich wusste, sie hatte Recht.
Ich schleuderte das schweißgetränkte Kissen ans Fußende des Betts und starrte an die Decke.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte ich. Talia war am 13. Oktober 1972 in einer Kleinstadt in der Nähe von New York geboren worden, wo ihr Vater einen K-Mart eröffnet hatte. Es war sein Job gewesen, durchs Land zu reisen und neue Filialen zu eröffnen. Talia war in zehn verschiedenen Städten aufgewachsen und hatte drei Highschools besucht, ein nomadisches Leben, das sie zu einer anpassungsfähigen Persönlichkeit geformt, aber auch die ewige Sehnsucht nach stabilen Verhältnissen in ihr hinterlassen hatte. Vor Emilys Geburt hatte sie mir das Versprechen abgenötigt, dass wir an einem Ort blieben und Emily nur eine Schule besuchte.
Ich musste an ihre Eltern denken, Nelson und Ginny, und was der heutige Tag für sie bedeutete. Ich überlegte kurz, ob ich sie anrufen sollte, aber wir hatten seit der Beerdigung nicht mehr miteinander gesprochen. Auch wenn sie mir nicht direkt die Schuld gegeben hatten, hatten sie mir gegenüber die unterkühlte
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