Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
150 v. Chr. und 150 n. Chr. wurde ein Gebäude errichtet, das wegen seiner besonderen Ausrichtung rätselhaft blieb, bis der Archäoastronom Anthony Aveni herausfand, dass es auf den Stern Capella ausgerichtet ist.
Zwischen 250 und 450 n. Chr. zum Zentrum eines vermutlich weiter konsolidierten Zapotekenreiches ausgebaut, unterhielt man enge Beziehungen zur Metropole Teotihuacán. In dieser Zeit erhielt Monte Albán, das nach und nach auf über 30 000 Einwohner anwuchs, weitere eindrucksvolle Monumentalbauten, darunter einen prächtigen Palast, kleinere Repräsentationsbauten und einen Sakralbezirk. Monte Albán behauptete sich für ein Jahrtausend, blieb also besonders lange ungestört von äußerem Druck und wurde noch mehrmals umfangreich ausgebaut, die Bevölkerung nahm zu. Zur selben Zeit wie der mächtige Partner Teotihuacán und vielleicht in Zusammenhang mit dessen Ende begann im 7. Jahrhundert der Niedergang der Stadt auf dem Berg. Nach dem Verlust seiner herausragenden Stellung musste Monte Albán einer Vielzahl an kleinen zapotekischen Herrschaften Platz machen. Noch später wurde der spanische Konquistador Cortés Herr über das beeindruckende Tal: Zum Dank für seine Verdienste in Übersee für die spanische Krone erhob Karl V. ihn zum »Marqués del Valle de Oaxaca«.
An die Klassik als wichtigste Phase der Maya-Kultur schließt sich die Phase der mesoamerikanischen Postklassik an. Sie reicht bis zur spanischen Invasion und wird im 9. Jahrhundert von Wanderungsbewegungen eingeleitet, die mit der europäischen Völkerwanderung der Spätantike vergleichbar sind, denn hier wie dort veränderten sich Herrschaftsräume, politische Verhältnisse und wirtschaftliche Bedingungen. Und wie in Europa vermischten sich in Mittelamerika kulturelle Elemente und führten zu neuen Ausprägungen, weil die »Neuen« von den »Alteingesessenen« lernten, deren Lebensweise weiter entwickelt war. Im Falle Mesoamerikas waren die Neuankömmlinge vor der sich ausbreitenden Trockenheit in ihrer Heimat geflüchtet, vielleicht auch – wie die europäischen Völkerschaften ein paar Jahrhunderte früher von Roms Strahlkraft – angezogen von der Kunde reicher Gegenden weiter südlich: Das sorgte für kriegerische Zeiten, was sich an den Kunstwerken dieser Zeit eindrucksvoll ablesen lässt. Kriegerische Zeiten führen meist neben einem aggressiveren Klima auch zu unerwarteten Allianzen – insgesamt geriet die Region kräftig durcheinander.
Spätere Chronisten unterschieden die Neuankömmlinge aus dem Norden von den einheimischen Tolteken politisch reichlich unkorrekt mit dem Zusatz Chichimeca: »die von Hunden abstammen«. Das erinnert verdächtig an die griechischen und römischen Vorstellungen von den »Barbaren« jenseits der angeblichen Zivilisationsgrenze. Der Name Tolteke stammt von der Stadt Tula oder Tollán, die die Tolteken vermutlich gemeinsam mit der Volksgruppe der Nonoalca bewohnten. Tula mauserte sich als Handelsstadt für den begehrten Obsidian zum – wenn auch erheblich kleineren und weniger langlebigen – Nachfolger von Teotihuacán. Die Stadt besaß ein riesiges Zeremonialzentrum, das für mehr als dreimal so viele Menschen ausgelegt war, wie die Stadt Einwohner besaß – hier fanden keine elitären Versammlungen einer Priesterkaste mitwenigen Adeligen mehr statt, sondern regelrechte Massenveranstaltungen. Die Tolteken machten sich aber nicht nur als Krieger einen Namen, sondern wurden nach ihrem Untergang derart verklärt, dass spätere Völker, darunter die Azteken, sie gern als ihre Vorfahren reklamierten.
Steinreliefs geben zu erkennen, dass die Kriegführung einen enormen Stellenwert gewonnen hatte und es nunmehr professionelle Krieger gab. Unsichere Zeiten und Spannungen in der Region waren es wohl auch, die in der Umgebung die Anlage von Wehrburgen nötig machten. Möglicherweise gab es denn auch einen erneuten Ansturm aus dem Norden, der den plötzlichen Untergang der Stadt herbeiführte.
Kriegerisch waren auch die Mixteken, deren kleine Königtümer – große Städte bauten sie nicht – gegeneinander um guten Ackerboden Kämpfe führten. Zeit für die Fertigung hochwertigen Kunsthandwerks blieb ihnen nebenher trotzdem. Dazu gehören auch mit Türkis und Perlmutt besetzte Totenschädel, gleichzeitig kunstvoll und zuverlässig furchteinflößend. Trotz der lockeren und kleinteiligen Organisationsstruktur der Mixteken ist ihre Geschichte vergleichsweise gut nachvollziehbar. Das verdanken wir vier
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