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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Pietro durchzusetzen.
    »Nicht die Kartaunen, die Form für das siebenläufige Kunstgeschütz!« fällt ihm Waldi, der zweite Heizer ins Wort.
    Ich hebe die Hände: »Langsam, langsam! Also um was geht es? So, jetzt bist du dran, Bartlme.«
    Der erste Heizer mit dem zerschlagenen Gesicht grinst mich dankbar an, weil ich ihm als erstem das Wort erteilt habe.
    »Die Formen für die vier Kartaunen sind trocken und können hinüber in den Brennofen gebracht werden – darüber sind wir uns alle einig. Aber ich traue dem Kunstgeschütz noch nicht.«
    »Verdammt«, fällt ihm Pietro erneut ins Wort. »Es hängt wie die Kartaunenformen jetzt seit fast zwei Wochen hier und wird mit Luft und kleinen Feuern getrocknet. Es hat die gleichen Rohrdimensionen wie eine Kartaune. Es muß trocken sein!«
    »Muß eben nicht!« widerspricht Bartlme. »Eine Kartaune hat eine dicke Bohrung, eine Seele, durch die die heiße Luft zieht und den Formlehm auch von innen her trocknen kann. Das Kunstgeschütz hat sieben, jedoch wesentlich kleinere Seelen mit viel Material dazwischen. Ich glaube einfach nicht daran, daß es innen wirklich schon trocken ist. Und wenn der Lehm beim Brennen noch feucht ist, dann zerreißt es uns die ganze Form!«
    »Und, beim heiligen Ambrosius«, mischt sich Wenzel ein, »ich möchte dieses Scheißding nicht noch einmal machen müssen. Abgesehen von Meister Löffler, der uns bei lebendigem Leib in Stücke reißen wird, sollten wir das Rohr verpfuschen!«
    »Und was ist deine Meinung, Pantaleon?« wende ich mich an den Altgesellen, der unbeteiligt an der Wand gelehnt hatte.
    Er sieht schrecklich aus: Die Wucherungen an seinem mittlerweile fast völlig kahlen Schädel sind im Lauf der letzten dreieinhalb Jahre immer größer geworden, seine Haut ist fleckig, mit Geschwüren bedeckt, die Kleider schlottern um einen ausgemergelten Körper. Seine stumpfen Augen versuchen mich für einen Augenblick zu erfassen, verschwimmen wieder:
    »Nehmt mir diese rasenden Kopfschmerzen, Herr Dreyling, und ich werde Euch eine Antwort geben können …«, nuschelt er zahnlos.
    »Ich bin der Auffassung von Bartlme«, entscheide ich. »Die Formen für die vier Kartaunen kommen hinüber in den Brennofen, die Form für das Kunstgeschütz bleibt hier und wird weiter getrocknet.«
    »Aber wir brauchen den Platz für die Falkonen!« begehrt Pietro auf - und stolpert von einem mächtigen Fußtritt beschleunigt gegen die Wand.
    »Hast du nicht gehört, was Herr Adam gesagt hat?« brüllt Stiefonkel Hans Christoph, der unbemerkt hinter uns aufgetaucht ist. »Willst du meinem Werkführer widersprechen, du Arschloch? Und was steht ihr hier alle herum und glotzt und haltet Maulaffen feil??«
    Die Männer stieben auseinander.
    Bartlme, Waldi und Konrad beginnen die Feuer unter den Kartaunenformen zu löschen, während sich Pietro mit einigen Handlangern an den Kettenzügen zu schaffen machen, um die Formen herunterzuholen und in den Brennofen zu schaffen.
    »Was stehst du noch da, du Faultier? Beweg dich!« blökt der Meister Pantaleon an, der sich daraufhin wankend von der Wand abstößt und zu einem der Kettenzüge taumelt. Onkel Hans Christoph winkt mir, ihm zu folgen. Im Hof, wo uns keiner belauschen kann, wendet er sich zu mir:
    »Du bist zu gutmütig. Du mußt dieses Gesindel treten, wenn du willst, daß sie arbeiten – ich hab’ dir das schon hundertmal gesagt! Übrigens hat Pietro recht! Wir brauchen den Platz für die Falkonen und Serpentinl.«
    »Die Entscheidung war richtig. Die Form des Kunstgeschützes muß noch weiter trocknen!« widerspreche ich.
    »Scheiß-Kunstgeschütz! Adam, wir müssen diesen Auftrag für Schloß Ambras so schnell als möglich aus dem Haus bekommen! Wir können uns weitere Verzögerungen nicht leisten! Der Auftrag für Wien ist zwei Jahre alt! Acht Quartierschlangen, 20 Doppelfalkonen, 20 einfache Falkonen, sechs Haufnitzen. Dazu hundert kleine Falkonette – und wir haben davon kein einziges Stück gegossen!«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Wir können nur arbeiten. Wunder wirken können wir noch nicht.«
    »O doch! Du mußt die faulen Säcke nur endlich richtig antreiben!«
    »Wenn ich sie zu sehr treibe, dann machen sie Fehler – und von einer fehlerhaften Gußform haben wir weniger als nichts!«
    »Dann hole zusätzlich die Männer von den Glocken herüber!«
    »Rektor Walker von den Jesuiten wird das allerdings nicht gefallen, wenn wir seine Glocken nicht rechtzeitig gießen.«
    »Den Klöppel kann ich

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