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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Kursstabilität, Wendigkeit und um eine Rumpfkonstruktion, die das Schiff unvergleichlich hoch am Wind segeln läßt. Die Rumpflänge der S AMPSON soll dafür sorgen, daß sie auch bei schwerem Wetter ruhig segelt und in schwerer See weniger rollt und stampft, wie wir das von den runden, plumpen Unterwasserformen her kennen und bis zum Erbrechen am eigenen Leib erleben durften. Nach Matthews Tonnagenformel lassen sich für die S AMPSON 300 Tonnen errechnen, was ihr bei einem Kiel-Breiten-Verhältnis von vier zu eins eine extrem elegante schlanke Silhouette verleiht.
    »Lassen Sie Segel setzen!« wendet sich Cumberland an Winfield, seinen Ersten Offizier auf der S AMPSON .
    »Aye, aye, Sir.«
    Der Lieutenant gibt unverzüglich seine Befehle an die wartenden Matrosen weiter:
    »Anker aufholen! Besan setzen! Vormarssegel und Großmarssegel vorschoten!«
    Die Backstage und Wanten des Fock- und Großmastes führen herab zu den Rüsten, die außerhalb der Bordwand angebracht sind und von denen sie gespreizt werden. Da die Wanten mit Webeleinen gekreuzt sind, können die Seeleute wie auf Strickleitern in die Marsen oder noch höher klettern. Gebannt sehen wir dem Manöver zu.
    Cumberland wendet sich sichtlich nervös zu uns:
    »Die drei Segel müssen sofort zum Stehen kommen, damit die S AMPSON dem Ruder gehorcht. Ansonsten gerät sie bei diesem Wind schnell und unweigerlich auf einer der unzähligen Untiefen auf Grund.«
    Hawkins mustert Cumberland mit strengem Blick:
    »Ein Großteil der Männer kommt von der E LIZABETH B ONAVENTURE . Sie beherrschen jedes Schiff!«
    Da Cumberland nichts daran auszusetzen hat, verzieht sich das Gesicht von Hawkins zu einem zufriedenen Grinsen.
    »Kein Wunder, daß die Seeleute ihre Arbeiten beherrschen«, flüstert mir Matthew zu. »Insgesamt haben sie vier volle Tage in der Takelage und an den Kanonen geübt. Und das vor Anker! Einer stürzte vor Erschöpfung von der Fockbramrah. Er war sofort tot. Zwei andere Matrosen fielen in den Medway, wovon einer im kalten Wasser ertrank. Einige haben an ihren Händen nur noch rohes Fleisch. Winfield und seine Fähnriche haben die Mannschaft gedrillt bis zur Unerträglichkeit. Sie haben jedem einzelnen eine neue Heimat in den Großbramwanten versprochen, falls die Handgriffe nicht sitzen sollten. Der Grund ist Hawkins. Er duldet keinen Ausflug der Mannschaften, um etwas zu erproben. Er will perfekte Aktionen sehen, die er dann noch verbessern kann. Außerdem will er vor Sir William Winter kein Risiko eingehen. Seine Konzepte für die Struktur, Organisation und Ausrüstung der königlichen Schiffe dürfen durch Laschheiten nicht gefährdet werden. Gegner und Neider hat er im Court und Navy Board zur Genüge. Er will Winter heute kein Futter schenken, denn sonst haben wir die knappen Staatsfinanzen in Chatham und in Mayfield schon morgen zu spüren. Also sprich dein Gebet, sonst kannst du ab nächster Woche Eisen vergießen, und ich darf nur noch faulige Planken auswechseln.«
    Die fleckenlosen Segel verraten jedermann auf dem Ufer und auf dem Wasser, daß die S AMPSON heute zum ersten Male aus ihrem Hafen schlüpft. Ein kleiner Ruck, der durch das Schiff läuft, kündigt an, daß sie Fahrt aufzunehmen beginnt.
    »Anker kurzstag!«
    »Anker losgebrochen!« kommt die Meldung vom Bug her, während unter dem niedrigem Bugkastell Matrosen dabei sind, das armdicke Hanftau über den Betingsbalken zu ziehen und dort zu belegen.
    »Fock setzen! Großsegel setzen!« kommen die Kommandos scharf über die Decks. Die Mannschaft zeigt sich, wie von Matthew vorausgesagt, routiniert und eingespielt. Kein Wunder!
    »Vormarssegel, Großmarssegel steuerbordbrassen!«
    Matthew am Steuerbordschanzkleid, Cumberland gleich gegenüber auf der Backbordseite haben ihre Augen überall und kontrollieren die Ausführung der Segelmanöver. Eine starke Bö und das gleichzeitige waagerechte Schwenken der Rahen am Fock- und Großmast lassen die Takelage pfeifen und den Rumpf ächzen. Die S AMPSON erzittert, krängt leicht nach Steuerbord und schießt augenblicklich in die Mitte des Medway.
    »Sie reagiert phantastisch!« vernehme ich Matthew begeistert.
    »Bläst ganz nett, George«, versuche ich Cumberland aufzulockern, der stocksteif jede Bewegung seiner S AMPSON verfolgt, als erwartete er jeden Moment eine Grundberührung:
    »… und es wird noch mehr werden, Adam, ehe es wieder abflaut.«
    Eine Sanduhr in der Rechten haltend, kommt ein Bootsjunge nach achtern, um das

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