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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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anderes als die Wahrheit zu berichten, werdet Ihr Euch selbst damit vernichten. Ich kenne Eure Ansichten wie Eure Intrigen. Sie allein haben mich bewegt, Euch heute mitzunehmen. Ich sage Euch dies nicht als Drohung, sondern weil ich Euch herzlich mag. Euer Hinterteil habt Ihr im Moment in ein Wunderwerk gesetzt, dessen Überlegenheit im Gegensatz zu Eurer Urteilskraft nicht nach Daumenregeln ausgerichtet ist, sondern sich exakt an Winkel und Zirkel orientiert!«
    »Die Eier sind schon fast kalt, Gentlemen!« versucht Cumberland den Eklat zu dämpfen.
    Winter, vor Zorn rot angelaufen, erhebt sich aus seinem Stuhl:
    »Unverschämtheit! Das werdet Ihr mir büßen! Man bringe mich augenblicklich zurück nach Chatham!«
    »Schwimmt zurück! Die S AMPSON bleibt auf Kurs!« entgegnet ihm Hawkins eiskalt. »Doch bevor Ihr Euch entschließt zu schwimmen, habt Ihr Euren Aufgaben nachzukommen und den Versuch zu unterlassen, Ihnen auszuweichen. Die Königin, das Privy Council und das Board haben Anspruch auf genaue und unverfälschte Berichte. Nur aus diesem Grund seit Ihr an Board der S AMPSON geduldet!«
    Sir William schreitet wutentbrannt zur Kajütentür, reißt sie auf und eilt wortlos an den wartenden Ordonnanzen vorbei auf Deck.
    »Wo sind endlich die Eier?« fordert Hawkins die Pfanne.
    Matthew, der über das ganze Gesicht grinst, dreht den Stiel der Pfanne zu Hawkins hin.
    »Her damit!« greift Hawkins entschlossen zu und lädt seinen Teller voll.
    »Zwölf Faden, Sir«, meldet über uns jemand die Wassertiefe. Nachdem sich die S AMPSON auf den neuen Kurs eingesteuert hat, wird auf der Back weiterhin ununterbrochen das Lot geschwungen.
    »Verdammte Hohlköpfe!« macht Hawkins seinem Ärger nochmals Luft. »Aber die Herren werden es in Ihre Schädel von mir hineingehämmert bekommen, bis sie es begriffen haben. Das einzige, was die verstehen, sind Grobheiten. Wenn sie sich richtig ärgern, dann fangen sie sogar an zu begreifen. Guten Appetit, meine Herren!«
    »Guten Appetit!« kommt es erleichtert im Chor zurück.
    Nachdem die Pfannen und Teller geleert sind, fällt unversehens eine Bö von vorne ein, so daß die S AMPSON , die bis dahin ruhig und schnell der Mündung des Medway zueilt, einen Bocksprung tut.
    »Die Segel schlagen back!« kommentiert Cumberland den Ruck. »Ich sehe besser nach dem Rechten!«
    »Bleibt sitzen, Mylord«, bremst ihn Hawkins. »Nicht so aufgeregt. Wenn, dann gehen wir gemeinsam auf die Pupp. Winfield ist einer meiner zuverlässigsten Offiziere. Wir können ihm voll vertrauen. Was wir im Anschluß an dieses morgendliche Festgelage machen werden, betrifft Eure Batterien, Sir Adam. Bevor wir auf der Höhe von Margate sind, möchte ich die Kanoniere schwitzen sehen. Der Rest dürfte dann nur noch ein Augenschmaus sein.«
    »Frischer Schiffszwieback und ein Glas Wein?« fragt Cumberland die Runde.
    »Soviel Zeit muß sein, Mylord«, bemerkt Hawkins in bester Laune.
    »Ordonnanzen!«
    Cumberland gibt seine Anweisungen, während sich die Gläser füllen. Drei Runden folgen auf die erste. Danach klopft es an der Tür. Der Bootsmannsmaat erscheint auf der Schwelle:
    »Sir! Meldung von Master Winfield. Sheernes steuerbord voraus in Sicht!«
    »Wir kommen«, antwortet Hawkins.
    »Aye, aye, Sir!«
    Hawkins hebt sein Glas:
    »Auf die Kampfkraft der S AMPSON und ihre Feuertaufe!«

    Wenig später stehen wir auf der Pupp.
    William Winter hat sich irgendwo im Schiff verkrochen; zumindestens sehen wir ihn nicht. Cumberland hält nach Steuerbord Ausschau. Inzwischen ist hellichter Tag, und der Regen hat die diesige Luft geklärt. Die Sicht beträgt jetzt gut drei bis vier Meilen. Wenn die Sonne steigt, werden es bald zehn Meilen sein. Zwischen der Isle of Grain und der Isle of Sheppey sehen wir durch die Enge hinaus auf den Yantlet Dredged Channel, den Mündungstrichter der Themse. Backbord voraus sind die Brecher zu sehen, wie sie auf die Blythe Sands auflaufen.
    Baker deutet vor zur Mündung des Medway:
    »Wir werden hart steuerbord unter Land segeln und nach der Huck gleich auf raumen Kurs gehen.«
    Cumberland winkt Lieutenant Winfield zu sich.
    »Laßt bis zur Vorbramwant entern und alles melden, was an Schiffen auszumachen ist. Die S AMPSON benötigt bei dieser Fahrt die volle Breite der Medwaymündung! Danach laßt Alle Mann pfeifen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wind und Wetter sind uns günstig!« brüllt Cumberland gegen den stärker werdenden Wind an, der jetzt steif und böig von Westnordwest bläst.

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