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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Fenstern, durch die in der mittlerweile hereingebrochenen Dämmerung die Kerzen schimmern. Während mich der Sergeant anmeldet, nimmt mir ein ältlicher Diener höflich den Hut und den durchnäßten Mantel ab.
    »Sir Adam Dreyling! Was für eine Freude, Euch wieder einmal begrüßten zu dürfen!« Strahlend, mit ausgestreckten Händen eilt mir der Lieutenant, Michael Blount, entgegen, schüttelt meine Hände wie Pumpenschwengel auf und ab. »Was für ein Vergnügen, hier in unserer Abgeschiedenheit einmal ein anderes Gesicht zu sehen. Kommt herein und seid von Herzen willkommen! Ihr seht müde und hungrig aus. Wir sind eben beim Abendessen. Laura, Margaret, ein Gedeck für Sir Adam Dreyling!«
    Ehe ich noch zu Wort komme, werde ich in ein Zimmer halb gezogen, halb geschoben, das neben zahlreichen Kerzen von einem lustig flackernden Kaminfeuer erhellt wird. An einer langen, gedeckten Tafel sind Michael Blounts Vater, Sir Richard Blount, von dem Michael seine Würde als Lieutenant des Tower geerbt hat, ihre beiden Frauen, zwei weitere Söhne und eine Tochter Sir Richards, die drei Söhne und beiden Töchter Michaels versammelt und – William Davison.
    »William!«
    »Adam!«
    Im nächsten Moment liegen wir uns in den Armen.
    »Adam, was machst du denn hier?«
    »Ich habe gehört, du seist hier im Tower eingekerkert.«
    »Ist er auch«, bestätigt Blount.
    »Aber …«, ich lasse meinen Blick verblüfft über den reich gedeckten Tisch, die Blountsche Familienidylle gleiten. »Wenn du eingekerkert bist …«
    William bricht in schallendes Gelächter aus:
    »Du hast mich vor deinem geistigen Auge wohl schon mit rasselnden Eisenketten in einem stinkenden Loch auf fauligem Stroh angeschmiedet gesehen?«
    »Wir sind doch keine Barbaren«, läßt sich Michael Blount indigniert vernehmen.
    Lebhafte Zustimmung rund um den Tisch.
    »Master Davison ist schließlich kein Jesuit oder Katholik. Weshalb sollte ihm da nicht jede Bequemlichkeit und jede Ehre, die wir zu bieten haben, von Herzen gegönnt sein, auch wenn sein Weg aus diesen Mauern hinaus nach Tower Hill fuhren mag?«
    Mit kurzen Worten erkläre ich, daß ich, sofort nachdem ich die Nachricht von seiner Verhaftung erhalten habe, mich aus Mayfield aufgemacht habe, um mich für seine Freilassung einzusetzen.
    »Das ist echte Freundschaft«, stellt der Lieutenant bewundernd fest. »Aber die Herren wollen sich gewiß ungestört unterhalten. Laura und Margaret werden das Essen in Master Davisons Gemächern servieren.«
    So folge ich wenige Minuten später William über ein kurzes Stück des Wehrganges vom Kommandantenhaus hinüber in den Bloody Tower, wo er sein derzeitiges Domizil hat.
    Bloody Tower – allein der Name läßt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Doch das Zimmer, das wir betreten, ist hell erleuchtet. Im Kamin flackert ein gemütliches Feuer, an den sauber weiß gekalkten Wänden hängen zwei flandrische Gobelins; ein geschnitzter Eichentisch wird soeben von einer freundlichen, ausgesprochen hübschen jungen Frau gedeckt. Zwei mächtige Lehnsessel laden zum Ausruhen ein. Ein weites Doppelfenster gewährt Aussicht auf den Thomas-Turm mit dem Verrätertor bis auf die Themse hinaus. In einer Ecke steht ein breites Bett, in Regalen stapeln sich Bücher und Dokumente, auf einer eisenbeschlagenen, versperrten Truhe liegen Williams Degen und Dolch. Ich deute verblüfft auf die Waffen:
    »Man hat dir ja sogar …«
    »Weshalb auch nicht? Soll ich damit etwa Lieutenant Blount ermorden – oder Laura bedrohen?« Dabei zwinkert er der jungen Frau zu, die prompt errötet. »Kein Gentleman würde sich derlei einfallen lassen – und selbst wenn er es täte, aus dem Tower käme er trotzdem nicht heraus. Nur einer hat das einmal versucht, der walisische Prinz Gruffydd vor etwa 300 Jahren. Der Erfolg war, daß er sich zu Tode stürzte. Aber setz dich, mach es dir gemütlich und greif zu.«
    Doch meine erste Frage ist:
    »Was kann ich für dich tun, William?«
    Er winkt lässig ab:
    »Nichts, Adam. Rein gar nichts!«
    »Aber wenn ich zu Walsingham gehe, zur Königin …«
    »Laß das um Himmels willen bleiben!« reagiert William abwehrend. »Kein Wort über mich zu irgend jemandem von irgendeiner Bedeutung! Je schneller man vergißt, daß es William Davison überhaupt gibt, je gründlicher man vergißt, was ich getan habe, um so besser für mich!«
    »Und was hast du eigentlich getan?«
    »Den Willen der Königin erfüllt!«
    »Aber dafür kann man dich doch nicht in

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