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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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echter Menschenfresser war!«
    Eine ziemlich traurige Figur, herausgeputzt mit einigen Federn, Flitter, sehr wenig Textilien und viel roter Farbe.
    Der Applaus bleibt mäßig.
    »Und schließlich« dröhnt der Hase. »Aus Tirol! Unser Mann aus Innsbruck! Alois Holzhauer!!«
    Wilde Begeisterung empfängt den stämmigen Mann in lederner Kniehose, schweren Stiefeln, blonden Locken, der zur Begrüßung die Finger ineinanderhakt und die gewaltigen Muskeln an Armen und Brust springen läßt.
    »So, meine Freunde!« verkündet der Hase, als sich der Tumult gelegt hat. »Nun wird jeder von unseren starken Männern eine Probe seiner Kraft mit dem Ein- und dem Zweizentnerstein abgeben.
    Dann werden wir die Wetten abschließen, wer den dritten Stein, den mit den drei Zentnern, heben und wer ihn am längsten halten kann!
    Und nun beginnt!«
    Während die Männer nun ihre Vorübungen mit den beiden leichteren Steinen absolvieren, dreht sich Max wieder zu mir:
    »Nun, Adam, wem gibst du die beste Chance zu gewinnen? Ich setze auf Alois, unseren Tiroler!«
    »Der Westinder, der Russe und auch der Neger sind Staffage«, stelle ich fest. »Der Nordmann hat auch keinen Rückhalt im Publikum - einen von ihnen gewinnen zu lassen würde das Volk verärgern.«
    »Das gilt erst recht für den Türken!«
    »Der Italiener – viele Leute haben hier Verwandte in Italien. Aber er scheint mir nicht kräftig genug …«
    »Bleibt also nur Alois!« triumphiert Max im Aufstehen.
    »Wohin?«
    »Zu den Tischen, wo die Wetten angenommen werden!«
    »Mußt du denn wetten, Max?«
    »Verdammt, ja, ich muß! Ich schulde dem Hasen aus anderen Wetten 13 Gulden. Wenn ich jetzt zehn setze und gewinne, dann bin ich nicht nur diese Sorgen los, sondern habe auch noch schön etwas übrig. Und der Sieger steht doch praktisch schon fest! Da kann doch gar nichts schiefgehen!«
    Ich ziehe den widerstrebenden Max auf seinen Sitz zurück:
    »Der Sieger scheint wirklich schon festzustehen – und deshalb mißtraue ich der Sache. Der Hase macht das Ganze nicht nur, um das Volk zu belustigen, der will ein Geschäft dabei machen – ein dickes Geschäft. Und das macht er nicht, wenn dieser Alois siegt!«
    »Also wer dann?« drängelt Max. »Doch der Italiener?«
    »Wäre die zweite Wahl – und die wird auch einer Menge Leute einfallen.«
    »Wer denn dann?«
    »Der Wikinger oder der Türke.«
    »Der Türke nie! Weißt du was, Adam? Ich setze auf beide: Alois und den Italiener!«
    »Du bist verrückt, Max! – Max!«
    Doch schon ist er weg, verschwunden in dem Getümmel um die Wettische.
    »Wollt Ihr nicht auch einen Einsatz wagen, Herr Dreyling? Ich meine, Ihr liegt mit Euren Voraussagen nicht gar so falsch«, wendet sich Davido mir zu.
    Ich schüttle den Kopf:
    »Ich verdiene mir mein Geld zu hart, um es leichtfertig aufs Spiel zu setzen.«
    »Wer im Leben nichts riskiert, der gewinnt auch nichts. Und Ihr seid ja mittlerweile hochbestallt und hochbezahlt. Im Gußhaus am Gänsbichel Meister Löfflers Hand und Kopf.«
    Ich muß lachen. »Ja. Des Meisters Hand.«
    »Und Kopf?« faßt Davido nach.
    »Da gibt es nur einen: meinen Onkel!«
    »Und Ihr? Hat es Euch nie gereizt, auch einmal Kopf zu sein? Oder seid Ihr auch da zu vorsichtig, wollt auch da nichts riskieren?«
    Ein Trommelwirbel unterbricht unser Gespräch.
    Der Hase besteigt erneut das Podium, während sich Max mit vor Aufregung gerötetem Gesicht wieder auf seinen Platz schiebt.
    »Und nun: der Drei-Zentner-Stein!!«
    Das Schauspiel läuft, wie ich es vermutet hatte.
    Der windige Westinder, der angebliche Russe und der Norweger geben nacheinander rasch auf, der Neger fehlt – in der Pause hatte ich ihn mit einer verschleierten Dame der besseren Innsbrucker Gesellschaft im Innern des S TANGELREITERS verschwinden sehen.
    Der Römer hebt und zerrt unter dem schrillen Pfeifkonzert der Zuschauer – und läßt den Stein fallen. Max stöhnt auf.
    Jetzt ist Ali der Türke an der Reihe. Er hebt den Stein hoch bis zur Brust und hält dort mit bebendem Leib. Schweißbäche rinnen an seinem fetten Körper herunter, sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Seine Arme und Beine wackeln vor Anstrengung, aber er hält den Stein, hält ihn, hält ihn – genau 30 Sekunden, ehe er ihn auf das Podium zurückkrachen läßt.
    Und jetzt unser Mann: Alois Holzhauer.
    Auch er wuchtet den Stein bis zur Brust hoch …
    »A-lois! A-lois! A-lois!« skandiert die Menge.
    Bis auf Davido, seine maskierte Begleiterin und mich sind alle aufgesprungen,

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