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Der Minnesaenger

Titel: Der Minnesaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
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bekommt nur eine Staubwolke zu sehen.« Burkhard griff nach hinten und knetete seine Waden. »Wie lange müssen wir hier
eigentlich noch knien? Mir sind schon die Beine eingeschlafen.«
    »Stell dir mal vor«, sagte Hartmann, »dir gelänge es, den Schwarzen vom Pferd zu stechen. Die Spielleute würden von deinen Taten singen und Jungfrauen würden Blumenkränze für dich flechten.«
    »Träum weiter! Wenn Gott gewollt hätte, dass ich gegen den Schwarzen antrete, hätte er mich zwei Köpfe größer gemacht. Soll ein anderer den Ruhm einstreichen. Jedem, der gegen den Schwarzen antritt, seien die Heldenlieder von Herzen gegönnt. Die Frage ist nur, ob er viel davon hat, wenn er drei Fuß unter der Grasnarbe liegt.«
    Die beiden schwatzten die ganze Nacht lang.
    Als der Truchsess noch vor dem Morgengrauen eintrat, waren ihre Hände vor dem Bauch gefaltet und ihre Antlitze dem Altar zugewandt. Niemand, der sie so unschuldig auf den Steinplatten knien sah, wäre auf die Idee gekommen, dass sie das Schweigegebot über den Haufen geworfen hatten.
    »Es geht los«, sagte der Truchsess.
     
    In der Badestube wuschen sie sich mit Rosenwasser von ihren Sünden rein. Hinterher nahmen sie am Burgtor Aufstellung. Der Nachthimmel riss gerade auf und auf den Wehrmauern knisterten die Pechfackeln. Die Krieger des Reiches bildeten eine Gasse, die auf den Palas zuführte, wo der Herzog von Zähringen sie erwartete. Der Thronfolger, in einem kostbaren Gewand aus Scharlach und Seide, ging der Gruppe voraus. Ihm folgten die Jungmänner von edlem Geblüt. Hartmann und Burkhard bildeten den Schluss. Vor dem hellen Teppich, auf dem die geweihten
Waffen bereitlagen, blieben sie stehen. Der Bischof von Lüttich, der jüngere Bruder des Herzogs, trat vor sie hin, schlug das Kreuz und sagte:
    »Domine sancte, pater omnipotens, eterne Deus, qui cuncta solus ordinas et ... - Heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott! Alles bestimmst du allein und ordnest es richtig. Um die Schlechtigkeit der Verworfenen zu züchtigen und die Gerechtigkeit zu schützen, hast du den Gebrauch des Schwertes in heilbringender Anordnung auf Erden gestattet. Diese jungen Männer wollen dir dienen. Witwen, Waisen und Geistliche wollen sie beschützen, um dich zu ehren. Deshalb will ich sie segnen mit des Schildes Amt.« Der Bischof schlug erneut ein Kreuz. »Amen.«
    »Ich danke dir«, sagte der Herzog. Er bückte sich nach dem kostbarsten Schwert, trat vor seinen Sohn hin und gürtete es ihm um die Hüften. Dann band er goldene Sporen an die Fersen des Prinzen, erhob sich wieder und sprach so laut, dass alle ihn verstanden: »Mein Sohn, jetzt, da deine Waffe gesegnet ist und du ein Krieger geworden bist, bedenke dein neues Amt. Bedenke auch deine Geburt und deinen Adel. Sei gut zu den Armen, großmütig gegenüber den Mächtigen und ehre alle Frauen.«
    Nachdem die Hochrufe verklungen waren, gürtete der Thronfolger die anderen Schwerter um die Hüften der übrigen Jungmänner. Die durch seine Hand vorgenommene Bewaffnung sollte schon vor seiner Regentschaft ein Band knüpfen.
    Am Ende der feierlichen Zeremonie präsentierten sich die jungen Krieger der jubelnden Menge. Hartmann schaute über die zahlreichen Köpfe hinweg und erblickte Johanna auf der Treppe der Kanzlei. Sie trug ein lindgrünes
Kleid, das ihre wohlgeformten Brüste und die schmale Taille betonte. Ihre katzengrünen Augen kreuzten immer wieder seinen Blick.
     
    Der Aufbau verlief schnell und reibungslos. Schon bald konnte der Herzog seine Gefolgsleute, die geistlichen Würdenträger und die Hohen des Reiches zum Festmahl bitten. Beim Essen wurde viel gelacht und gejohlt. Knochen flogen nach hinten über die Schultern, wo die Hunde auf- und abjagten, um sich die Leckerbissen zu schnappen. Zuweilen zog eine dunkle Wolke wie der Schatten einer riesigen Faust über die Gesellschaft.
    Am Ende der hufeisenförmigen Tafel steckten Hartmann und Burkhard die Köpfe zusammen. Ihnen gegenüber saß Friedrich der Schwarze und starrte jedem Mann feindselig ins Gesicht. Die meisten Krieger mieden seinen stechenden Blick. Trotzdem war es ihm schon gelungen, drei Forderungen zum tjost , dem isolierten Kampf zweier Reiter, auszusprechen. Der Sieger durfte Pferd und Rüstung des Unterlegenen einstreichen, was einen großen Anreiz für einen Söldner wie ihn darstellte, der über kein festes Einkommen verfügte.
    Mit der Zeit vergaßen Hartmann und Burkhard die Anwesenheit des Schwarzen und amüsierten sich

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