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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Tür endlich so groß, dass er den Zeigefinger hineinstecken konnte. Er zog an der Tür und glaubte, eine leichte Bewegung des verfaulten Holzes wahrzunehmen. Also machte er sich daran, das Loch zu vergrößern. Er wagte es nicht, die Hand mit den gebrochenen Fingern zu benutzen, obwohl sie ihm keine Schmerzen mehr bereitete. Früher einmal wären die gebrochenen Knochen längst geheilt gewesen, aber diese Zeit war schon lange vorbei. Er konnte nicht riskieren, sie erneut zu brechen. Er musste ihnen mindestens einen Tag Zeit geben, bevor er sie belastete. Also arbeitete er nur mit einer Hand und stützte sich dabei unbeholfen auf den Ellbogen.
    Wie immer glitten seine Gedanken in die Vergangenheit zurück, zu seinen glorreichen Tagen. Zu den Schlachten am Coulden-Bach und auf den Petrassa-Feldern, bei denen er Armeen von Zehntausenden von Männern angeführt hatte, als Fell neben ihm ritt, als die Armeen der Cité unbesiegbar waren und Shuskara die ganze Welt gehörte. Als er von Broglanh vor ein paar Wochen gehört hatte, dass Fell eine Mission anführte, die den Kaiser töten sollte und er darin eine Rolle spielen sollte, hatte er innerlich jubiliert. Die Zeit und ihre Wirkung auf seine Körper hatten ihn acht Jahre lang gezwungen, die Rolle des alten Bartellus zu spielen, des liebevollen Vaters, der nur Herr seines eigenen Haushaltes war. Wieder an der Spitze einer Armee zu stehen, das Schwert in der Hand, ein ganzer Mann, diesen Wunsch hatte er nicht einmal mehr in seinem geheimsten Träumen gehegt.
    Er ignorierte seine Bedenken gegen den Mordplan. Er glaubte an Fell und er glaubte, dass er den Kaiser töten konnte. Wenn überhaupt, dann war Fell der Mann, dem es gelingen würde. Außerdem machte sich dieser Plan die Neugier und den Stolz des Kaisers zunutze. Als Shuskara ihn noch kannte, ihn als Freund kannte, hatte sich der Unsterbliche sehr schnell gelangweilt und war nur allzu bereit gewesen, sich einer möglichen Ablenkung hinzugeben. Vergraben in seinem Palast und ein, wie man behauptete, alter kranker Mann, würde ihn Fell zweifellos faszinieren. Vor allem wenn er annahm, dieser Mann könnte sein Sohn sein. Er würde einem Treffen nicht widerstehen können, selbst wenn er argwöhnen würde, dass es sich um eine List handelte. Aber der Rest des Plans, die zweihundert Männer, unbekannte Blaue, die durch die Hallen der Kanalisation geschmuggelt wurden, um es mit den Eintausend aufzunehmen? Das schwache Element der Überraschung wog zweifellos nicht schwer genug, um diesen Nachteil in irgendeiner Weise auszugleichen, so dachte jedenfalls der alte General.
    Wenn also der Kaiser tot war und Fell vermutlich ebenfalls und die Eintausend immer noch den Palast kontrollierten, würde es seine Aufgabe sein, zwei Armeen, die Erste Adamantine und die Vierte Imperiale hinter den neuen Kaiser zu bringen. Fells Plan zufolge sollte das Marcellus sein. Nur würde Marcellus mit den Eintausend im Rücken kein bisschen besser sein als Araeon. Bartellus’ privater Plan sah vor, dass Marcellus ebenfalls sterben sollte und Rafael den Thron bestieg. Rafael und der Anführer der Eintausend, Boaz, konnten sich nicht ausstehen. Folglich würde es eine Dreiteilung der Macht geben – Rafael Vincerus als rechtmäßiger Thronfolger, Boaz und die Eintausend sowie Shuskara und die Armeen.
    Sein ganzer Körper war eiskalt, und es dauerte sehr lange, bis er merkte, dass das Wasser in seinem Verlies langsam, aber stetig stieg. Es plätscherte bereits um seine Arschbacken und fror ihm die Eier ab. Seine Beine zuckten schmerzhaft, ohnehin schon verkrampft, weil er so lange auf dem kalten, nassen Boden gehockt hatte. Er zog sich an der Tür hoch und versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Dann untersuchte er den Rest der Zelle. Ja, er hatte sich nicht getäuscht – das Wasser stand höher und reichte ihm schon bis zu den Knien, und das im niedrigsten Teil des Raumes. Es war lautlos gestiegen und er, alter Narr, der er war, hatte es nicht bemerkt. Er legte seine Hand an den unteren Rand der Tür und spürte eine schwache Strömung. Das Wasser kam von draußen. Er stöhnte. Also hatte sich eine weitere Todesart zu der bereits vorhandenen Auswahl des Todes durch Folter oder Hunger gesellt, nämlich der Tod durch Ertrinken.
    Er bückte sich und zog an der Tür, hoffte, sie bewegen zu können, aber sie rührte sich nicht. Er schlug auf das Holz und schrie um Hilfe, ohne allerdings zu glauben, dass ihn jemand hören würde. Und selbst

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