Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Gesellschaftsanteile zu verschaffen. Nur kleinere Händler wurden ebenfalls unter die Markise gebeten. Potenzielle Halter größerer Anteile durften direkt zu Katja. Die Vertreter von Stadt und Gilden hatten in der Regel nicht wirklich die Befugnis, spontan einen Handel für ihre Arbeitgeber abzuschließen, aber viele erwarben bei der günstigen Gelegenheit sogleich privat ein paar Anteile und führten dann umso wohlwollendere Vorabgespräche. Manche der Anwesenden eilten nachher tatsächlich in die Stadt, um ganz aus eigenem Antrieb weitere Interessenten zu werben und mit ihrem Wissen darum, was in der Catjary geschah, gehörig anzugeben.
Die Aktion war kein Trickbetrug, aber dennoch ein Trick, und zwar nicht nur in Hinsicht auf das Marketing.
Die einzelnen Anteile waren vorher sorgfältig aufgeteilt worden und dadurch, dass niemand außer Katjas Truppe auf Grundlage der Verträge berechtigt war, Anteile weiterzuverkaufen, konnte auch niemand auf diesem Weg das Unternehmen übernehmen. Ein großer Teil war speziell für Mitarbeiter reserviert und einen hinreichend großen Anteil behielten sie zurück. Auch für Stadt und Gilden war ein Kontingent reserviert, und um den Rest konnten sich die interessierten Händler streiten.
Rolf musste als Ordner mal hier und mal dort hineilen und Lena konnte sich vor lauter höflicher und interessierter Anfragen nicht mehr retten.
Trotz achtundzwanzig Stunden Tageslänge konnten diese Anteilsgeschäfte nicht alle an einem Tag abgeschlossen werden, da es tatsächlich notwendig war, fast alles in Einzelgesprächen auszuhandeln. Während Lenas Rede ein Blendwerk darstellte, waren diese Beratungen offen und ehrlich. Niemandem wurde verschwiegen, dass im Falle einer Firmenpleite am Ende wenig bis praktisch überhaupt nichts für die Teilhaber übrig bliebe und wo die Risiken der einzelnen neuen Geschäftszweige lagen. Zu dem zeitweiligen Verlust der wichtigsten Rohstoffquellen sagten die Catjary allerdings (wenn sie danach überhaupt gefragt wurden) nur einhellig, dass es keinen Grund gäbe, warum das die Firma in die Knie zwingen sollte.
Nach einem guten Start vereinbarten sie hauptsächlich noch Gesprächstermine für die nächsten drei Tage. Und nach dem Verkauf der Anteile erfolgte noch eine weitere Welle von Gesprächen, bei denen neue Handelsgeschäfte getätigt wurden oder die mächtigeren unter den Celithamnjary (Neue Catjary) suchten schlicht und ergreifend Näheres über die Firmenpolitik zu erfahren und subtil Einfluss zu nehmen.
Am Ende dieser aufregenden Zeit waren so gut wie alle Anteile verkauft, und die Handelsgesellschaft schwamm im Bargeld. Der Überraschungscoup war gelungen, und Katja machte sich leichte Vorwürfe, weil es durchaus möglich gewesen wäre, deutlich mehr für die Anteile zu nehmen. Das Schönste daran war, dass die Gesellschaft nur dann Gelder ausschütten musste, wenn Katja und ihre Freunde es wünschten (dann aber gemessen an den Besitzanteilen). Die Wahrscheinlichkeit, dass genügend andere Teilhaber sich zusammenschlossen, um gegen die Firmenleitung etwas durchzusetzen, war denkbar gering. Da Catjary natürlich Gehälter bezogen und einiges von dem, was sie bereits hatten als Privatvermögen deklariert wurde, waren sie zum Leben nicht darauf angewiesen. Lediglich der Ausbau der privaten Räumlichkeiten war von Firmengeldern nicht mehr ohne Weiteres möglich. Die Stadt und die Waldläufergilde hatten durchaus ihre Wirtschaftsprüfer geschickt und würden das gewiss wieder tun.
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„Jetzt müssen wir es nur noch fertigbringen, mit dem vielen Geld noch mehr zu verdienen“, wandte sich Alfred seufzend an seine Partnerin.
„Ja klar, nur noch“, stimmte Lena ironisch zu und stupste ihn spielerisch in die Seite. „Immerhin haben wir jetzt genug Leute auf unserer Seite, die versessen darauf sind, dass die Catjary steinreich wird. Die Waldläufergilde bekommt nicht genug davon, mich in allen Einzelheiten auf die erste große Expedition vorzubereiten. Sie hat sich bemüht, ihre geeignetsten Leute für die Begleitung auszusuchen. Die Menschen stehen Schlange, um daran teilzunehmen, die Mitarbeiter, die selbst investiert haben, allen voran. Inzwischen haben wir rund vierhundert ernsthafte Bewerber und ich kann höchstens zweihundert mitnehmen. Alle Übrigen müssen auf die Wartelisten. Wenn wir Erfolg haben, können wir bald unabhängige Unternehmungen parallel durchführen. Manche der Leute wollen bestimmt auch lieber auf die Schiffe, die
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