Der Mord zum Sonnntag
gesehen zu haben, wie Sie
Leila von der Terrasse hinunterstießen.»
Er sah, wie Teds gebräuntes Gesicht sich aschgrau
verfärbte.
«Also nichts mit meinem Schuldbekenntnis», flüsterte er
tonlos.
«Wozu sollten sie sich dazu bereitfinden bei einem
solchen Zeugen? Meine Leute versichern, seine Sicht sei
durch nichts behindert gewesen, während sie bei Sally
Ross durch den Eukalyptusbaum auf der Terrasse
verdunkelt wurde. Eine Etage höher war er nicht mehr im
Weg.»
«Mir ist’s völlig egal, wie viele Leute Ted in jener Nacht
gesehen haben», platzte Craig heraus. «Er war betrunken.
Er wußte nicht, was er tat. Ich widerrufe meine Aussage
und erkläre, er habe um 21 Uhr 31 mit mir telefoniert.»
«Ausgeschlossen, das können Sie nicht!» fuhr ihn
Bartlett an. «Sie haben bereits zu Protokoll gegeben, daß
Sie das Telefon klingeln hörten und nicht abnahmen.
Schlagen Sie sich das ja aus dem Kopf!»
Ted steckte die zu Fäusten geballten Hände in die
Taschen.
«Vergiß das gottverdammte Telefon. Was genau
behauptet dieser Zeuge gesehen zu haben?»
«Bisher hat es der Staatsanwalt abgelehnt, Anrufe von
mir entgegenzunehmen. Durch meine internen Kanäle
habe ich erfahren, daß der Kerl behauptet, Leila habe um
ihr Leben gekämpft.»
«Das hieße dann für mich die Höchststrafe?»
«Der für diesen Fall bestellte Richter ist ein Idiot. Der
läßt einen armen Schlucker mit einem freundlichen Klaps
laufen, egal, was er auf dem Kerbholz hat, aber wenn er es
mit bedeutenden Leuten zu tun hat, spielt er gern den
harten Burschen. Und Sie gehören nun mal zur Elite.»
Das Telefon läutete. Bartlett nahm sofort ab. Ted und
Craig sahen, wie er die Stirn immer tiefer runzelte, mit der
Zunge über die Lippen fuhr, sich auf die Lippen biß. Sie
hörten die barschen Anweisungen: «Ich will das
Strafregister von dem Kerl. Ich will genau wissen, was für
eine Übereinkunft ihm angeboten wurde. Ich will
Aufnahmen haben, die den Blick von der Terrasse dieses
Apartments bei Dunkelheit und Regen zeigen. Macht euch
schleunigst an die Arbeit.»
Als er den Hörer auflegte, stellte er fest, daß Ted im
Sessel zusammengesackt war, während Craig sich
kerzengerade aufgerichtet hatte. «Wir gehen vor Gericht»,
erklärte er. «Der neue Augenzeuge ist früher schon mal in
der Wohnung gewesen. Er hat den Inhalt von etlichen
Wandschränken beschrieben. Diesmal wurde er erwischt,
kaum daß er den Fuß in den Hausflur gesetzt hatte. Er
sagt, er habe Sie gesehen, Teddy. Leila packte Sie,
versuchte, sich zu retten. Sie hoben sie hoch, Sie hielten
sie über das Geländer und schüttelten sie, bis sie Ihre
Arme losließ. Keine hübsche Szene, wenn die vor Gericht
geschildert wird.»
«Ich … hielt … sie … über … das …» Ted ergriff eine
Vase und schleuderte sie quer durch den Raum in den
Marmorkamin. Sie zerschellte, ein Hagel von
Kristallsplittern ergoß sich über den Teppich. «Nein! Das
ist nicht möglich!» Er machte auf dem Absatz kehrt und
stürzte blindlings zur Tür. Er warf sie mit solcher Wucht
hinter sich zu, daß die Scheiben klirrten.
Sie blickten ihm nach, als er über den Rasen zu den
Bäumen rannte, welche die Grenzlinie zwischen Cypress
Point und Crocker Woodland markierten.
«Er ist schuldig», bemerkte Bartlett. «Jetzt gibt es keine
Möglichkeit mehr, wie ich ihn herauspauken könnte.
Geben Sie mir einen eindeutigen Lügner, und ich kann mit
ihm arbeiten. Wenn ich dagegen Teddy in den
Zeugenstand rufe, werden die Geschworenen ihn arrogant
finden. Und wenn ich’s nicht tue, haben wir Elizabeths
Schilderung, wie er Leila anschrie, und zwei
Augenzeugen, die berichten, wie er sie getötet hat. Und
damit soll ich arbeiten?» Er schloß die Augen. «Für seinen
Jähzorn hat er uns ja eben einen Beweis geliefert.»
«Es gab einen besonderen Grund für diesen Ausbruch»,
erklärte Craig leise. «Als Achtjähriger hat Ted mit
angesehen, wie sein betrunkener Vater in einem Wutanfall
seine Mutter über die Terrassenbrüstung ihres Penthauses
hielt.» Er holte tief Luft. «Nur daß sein Vater sich
entschlossen hat, sie nicht fallen zu lassen.»
4
Um zwei Uhr rief Elizabeth bei Syd an und bat ihn, sich
mit ihr am großen Schwimmbecken zu treffen. Als sie
hinkam, hatte gerade ein Kurs für Unterwasseraerobic
begonnen. Männer und Frauen, mit Wasserbällen
ausgerüstet, folgten eifrig den Anweisungen: «Halten Sie
den Ball mit beiden Händen, schwingen Sie ihn hin und
her
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