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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hörer abnahm.
Wiederum die Flüsterstimme. «Alvirah?»
«Ja. Wo ist Willy? Was immer Sie vorhaben, tun Sie
ihm ja nichts.» Die Geräusche im Hintergrund hörten sich
an wie startende Flugzeuge. War Willy auf einem
Flugplatz?
«Wir tun ihm nichts, solange wir das Geld kriegen und
solange Sie nicht die Bullen reinziehen. Sie haben sie doch
nicht etwa verständigt, oder?»
«Nein. Ich möchte mit Willy sprechen.»
«Gleich. Wieviel Geld haben Sie auf der Bank?»
«Etwas über zwei Millionen Dollar.»
«Sie sind ’ne ehrliche Person, Alvirah. Stimmt ziemlich
genau mit unserer Schätzung überein. Wenn Sie Willy
zurückhaben wollen, fangen Sie besser schon mal an, was
abzuheben.»
«Sie können alles kriegen.»
Ein leises Kichern. «Ich mag Sie, Alvirah. Zwei
Millionen sind prima. Lassen Sie sich’s bar auszahlen.
Und keine Andeutung, daß irgendwas faul ist. Keine
markierten Scheine, Baby. Und gehen Sie ja nicht zur
Polente. Wir behalten Sie im Auge.»
Der Fluglärm wurde fast ohrenbetäubend. «Ich kann Sie
nicht hören», sagte Alvirah verzweifelt. «Und ich gebe
Ihnen keinen müden Cent, bevor ich nicht sicher weiß, daß
Willy noch lebt.»
«Reden Sie mit ihm.»
Nach einer Minute sagte eine verängstigte Stimme:
«Hallo, mein Schatz.»
Unendliche Erleichterung erfüllte Alvirah. Ihr sonst so
wacher, erfindungsreicher Verstand, seit Joses Bericht
über Willys Einstieg in den «Arzt-Wagen» wie gelähmt,
begann jetzt wieder messerscharf zu funktionieren.
«Darling», kreischte sie, damit seine Entführer es auch
hören konnten, «sag diesen Typen, sie sollen gut auf dich
achtgeben. Sonst kriegen sie nicht das Schwarze unterm
Nagel.»
    Willy sah, wie der Boß, Clarence, den Daumen auf die
Gabel drückte und die Verbindung unterbrach. «Hast ’ne
echt tolle Frau, Willy», sagte er. Dann schaltete Clarence
den Apparat ab, der Fluggeräusche simulierte.
    Willy fühlte sich schuldbewußt. Wenn Alvirah wirklich
einen Herzanfall gehabt hätte, wäre er von Louis oder
Vincent verständigt worden. Das hätte er wissen müssen.
Was war er doch für ein Idiot. Er schaute sich um. Eine
lausige Räuberhöhle. Als er in den Wagen einstieg, hatte
ihm der auf dem Rücksitz versteckte Typ eine Kanone ins
Genick gedrückt. «Keinen Muckser, sonst puste ich dich
weg.»
    In Tuchfühlung mit der Waffe bugsierten sie ihn durch
die Halle, dann im wackeligen Fahrstuhl hinauf in diese
Bruchbude. Das Hotel war nur einen Häuserblock entfernt
vom Lincoln Tunnel. Trotz der fest geschlossenen Fenster
verpesteten die Abgase von Bussen, Lastwagen und Autos
die Luft unerträglich.
    Willy hatte Tony und Sammy rasch eintaxiert. Nicht
allzu hell im Kopf. Ihnen könnte er vielleicht irgendwie
entwischen. Doch als Clarence auf den Plan trat und mit
seiner Warnung an Alvirah herausrückte, den Portier in
dem Glauben zu lassen, alles sei in Butter, da verspürte
Willy zum erstenmal richtige Angst. Clarence erinnerte
ihn an Nutsy, einen gleichaltrigen Jungen aus
Kindertagen. Nutsy pflegte mit seinem Luftgewehr in
Vogelnester zu schießen.
    Es bestand kein Zweifel, daß Clarence der Boß war. Er
rief Alvirah an und sprach mit ihr über das Lösegeld. Er
traf die Entscheidung, Willy ans Telefon zu holen. Jetzt
befahl er: «Verfrachtet ihn zurück in den Schrank.»
«He, Moment mal», protestierte Willy. «Ich hab’
    Kohldampf.»
«Wir lassen Hamburger und Fritten kommen», erklärte
Sammy, während er ihn knebelte. «Du kriegst schon was
zu futtern.»
Er verschnürte und verknotete Willys Füße und Beine,
dann band er ihm die Hände zusammen und schob ihn in
den engen Schrank. Die Tür schloß nicht dicht, so daß
Willy das leise Gespräch mithören konnte. «Zwei
    Millionen Mäuse heißt, daß sie zwanzig Banken aufsuchen
muß. Die hat auf keiner mehr als hundert Riesen, dafür ist
sie viel zu gerissen – schon von wegen Versicherung.
Dann muß sie Formulare ausfüllen, die Bank muß das
Geld abzählen, also geben wir ihr drei, vier Tage, bis sie
alles zusammenhat.»
    «Sie braucht vier», erklärte Clarence. «Bis Freitagabend
kriegen wir die Kohle. Wir sagen ihr, daß wir’s
nachzählen, und dann kann sie Willy abholen.» Er lachte.
«Dann schicken wir ’ne Karte und markieren die Stelle,
wo der Bagger anfangen soll.»
Alvirah saß in Willys Sessel, starrte blicklos nach draußen,
wo die späte Nachmittagssonne die Schatten im Central
Park immer länger werden ließ. Als auch die letzten
Strahlen

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