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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Junior, erwartet. Franklin Roosevelt Juniors Schiff, die USS Myrant, hatte in Palermo Bombenschäden davongetragen und wurde derzeit in Gibraltar repariert. Jedenfalls war das die offizielle Version. Elliott Roosevelt befehligte eine Fotoaufklärungsstaffel, die in der Nähe stationiert war.
    Wir fuhren durch die Ruinen des alten Karthago, das die Römer 146 v. Chr. zerstört hatten, nach Tunis, wo FDR und sein engster Stab in der Casa Bianca logierten, gleich neben der Zitouna, der größten Moschee der Stadt. Die Casa Bianca, einst Sitz der tunesischen Regierung, war derzeit General Eisenhowers Hauptquartier. Eisenhower hatte sie für die Dauer des Präsidentenbesuchs geräumt und war jetzt, wie auch Hopkins und wir übrigen, in La Marsa untergebracht, etwa zwanzig Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Wir wohnten in einer direkt am Meer gelegenen französischen Kolonialvilla, einem riesigen, hochzeitstortenartigen Bau mit mächtigen, kunstvoll verzierten blauen Türen.
    Tunis war größer, als ich gedacht hatte, und in meinen Augen weder besonders arabisch noch besonders afrikanisch. Und auch nicht besonders französisch. Nach einem kurzen Schläfchen sah ich mir kurz den berühmten Suk, das Basarviertel der Stadt, und die Moschee an und machte mich dann auf die Suche nach dem Café M’Rabet, wo ich den Mann vom OSS in Tunis treffen sollte.
    Ridgeway Poole hatte in Princeton seinen Doktor in klassischer Archäologie gemacht und, nachdem er bereits ein Buch über Hannibal und die Punischen Kriege geschrieben hatte, die Chance beim Schopf ergriffen, nur wenige Meilen von Karthago für das OSS zu arbeiten. Er war erst seit drei Monaten in Tunis, offiziell als Vizekonsul, kannte die Gegend aber gut, 284

    da er vor dem Krieg an den Ausgrabungen der Antoniusthermen teilgenommen hatte. Er sprach fließend Arabisch und Französisch und schien sich in dem wohltuend kühlen Café ganz und gar zu Hause zu fühlen, so wie er ohne Schuhe auf einem kleinen Podest saß, eine süßlich duftende Wasserpfeife rauchte und arabischen Tee schlürfte.
    »Setzen Sie sich«, sagte er. »Ziehen Sie die Schuhe aus und trinken Sie einen Tee.« Poole winkte einen jungen Mann herbei und bestellte, ohne meine Einwilligung abzuwarten. »Schade, dass Sie nicht länger hier bleiben«, sagte er.
    »Ja, schade«, sagte ich und versuchte, meine mangelnde Begeisterung für die zweite nordafrikanische Großstadt, die ich an diesem Tag zu sehen bekam, zu verbergen.
    »Donovan hat Ihnen ein Zimmer im Shepheard in Kairo gebucht, wo er sie, wenn alles klappt, morgen zum Mittagessen treffen wird. Sie Glückspilz. Ich hätte auch nichts gegen ein Wochenende im Shepheard.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie lange wir dort bleiben werden?«
    »Donovan sprach von mindestens vier, fünf Tagen.«
    »Ich habe eine alte Freundin in Kairo. Ich dachte, ich könnte ihr vielleicht von hier aus ein Telegramm schicken.«
    »Kein Problem. Das kann ich für Sie regeln.«
    »Und ich würde auch gern eine Nachricht nach Washington schicken.«
    »In jedem Hafen eine, was?«
    »Dabei ginge es um eine Nachricht an den Campus. Ich hoffe, dass mir dort vielleicht jemand helfen kann, die näheren Umstände eines Todesfalls zu ergründen.« Ich erzählte Ridgeway Poole von Ted Schmidts merkwürdigem Verschwinden und dem angeblichen Unfalltod seiner Frau.
    »Verstehe. Ich werde sehen, was ich tun kann. Alles im Service inbegriffen. Also, was haben Sie vor? Lust, sich einen 285

    schönen Abend zu machen? Ich würde mich freuen, Ihnen die Ruinen zeigen zu dürfen. Und ein paar Clubs, die ich kenne.«
    »Das würde ich wirklich gern tun. Aber heute Abend ist ein Dinner in La Marsa. Harry Hopkins’ Sohn, die beiden Roosevelt-Söhne und die Väter. Wie es scheint, bin ich eingeladen.«
    »Dieser Gockel Elliott redet seit Tagen von nichts anderem mehr. › Idiot Roosevelt‹ nennen wir ihn. Er treibt es mit einer britischen Armeehelferin, seit sein Geschwader hier stationiert ist. So was ist ja okay, wenn man ein Niemand ist, so wie ich, und ich habe hier weiß Gott auch schon meine Momente gehabt.
    Aber das kann man sich nicht leisten, wenn man der Sohn des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist und zu Hause eine Frau und drei Kinder hat.«
    »Tja, Söhne berühmter Väter. Hören Sie, Sie könnten mir noch einen Gefallen tun. Ich bin ein bisschen hintendran, was sich in Deutschland so tut. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, ob es irgendwo einen Kurzwellenempfänger gibt, in den ich

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