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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Schmidts Unfall in Erfahrung bringen.«
    Donovan zuckte zusammen. Zu spät fiel mir wieder ein, dass er den Washingtoner Spitznamen des OSS-Hauptquartiers fast so sehr verabscheute wie seinen eigenen. »Wild Bill« bezog sich auf den Donovan, der 1918 das Distinguished Service Cross für herausragende Tapferkeit im Kampf erhalten hatte. Dieser Tage pflegte der General ein nüchterneres, verantwortungsvolleres Image als das des tollkühnen Kriegshelden. Ich persönlich hatte für Helden ohnehin nicht viel übrig. Schon gar nicht, wenn sie Offiziere waren. Und sooft ich Donovan ansah, fragte ich mich, wie viele Männer seines Zuges sein Heldentum wohl das Leben gekostet hatte.
    »Ich an Ihrer Stelle würde mir nicht zu viele Gedanken wegen irgendwelcher deutschen Agenten machen«, sagte Donovan.
    Endlich kam der Kellner an unseren Tisch. Donovan bestellte sich eine Limonade.
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Einen Moment war ich zu verblüfft, um irgendetwas zu bestellen. Ich bat schließlich um ein Bier.
    »Wir stehen im Krieg mit den Deutschen«, sagte ich.
    »Deutsche Nachrichtendienste sind mein geheimdienstliches Spezialgebiet. Ich bin hier der Verbindungsoffizier zwischen Ihnen und dem Präsidenten. Warum sollte ich mir keine Gedanken wegen deutscher Agenten machen? Zumal, wenn einer von ihnen womöglich in so unmittelbarer Nähe des Präsidenten ist und vielleicht schon einmal gemordet hat.«
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    »Weil ich zufällig weiß, dass die Deutschen momentan gar kein Interesse daran haben, Roosevelt umzubringen«, antwortete Donovan. »Seit ein paar Wochen führt mein Mann in Ankara Gespräche mit Franz von Papen, dem deutschen Botschafter dort. Von Papen steht in Verbindung mit führenden Männern in der deutschen Regierung und im deutschen Militär und soll einen Separatfrieden zwischen den Deutschen und den Westalliierten aushandeln.«
    »Weiß das der Präsident?«
    »Natürlich weiß er das. Herrgott, Sie denken doch nicht etwa, ich würde so etwas auf eigene Faust machen? FDR hat 1944
    einen Wahlkampf, und ich würde doch sagen, das Letzte, was er will, ist, eine Million amerikanische Jungs in den Kampf zu schicken, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
    »Und die ›bedingungslose Kapitulation‹?«
    Donovan sagte achselzuckend: »Ein Druckmittel, um Hitler zur Vernunft zu bringen.«
    »Und die Russen? Was ist mit denen?«
    »Unsere geheimdienstlichen Erkenntnisse besagen, dass sie selbst ihre Friedensfühler ausstrecken, in Stockholm.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber wozu dann diese ganze Geschichte von den Großen Drei?«
    Donovan streckte das schmerzende rechte Bein.
    »Friedensverhandlungen brauchen Zeit«, sagte er. »Vor allem, wenn sie im Geheimen stattfinden. Außerdem können sie leicht scheitern. Vor allem aber sind wir der Meinung, dass Sextant Eins und Sextant Zwei dazu beitragen werden, die Deutschen bei der Stange zu halten.«
    Sextant Eins war das offizielle Codewort für die Kairoer Konferenz. Vermutlich bezeichnete Sextant Zwei also die Konferenz der Großen Drei.
    303

    »Das erklärt wohl vieles«, sagte ich, obwohl ich mir in Wirklichkeit nicht so sicher war, was es erklärte. Es erklärte, warum der Vereinigte Generalstab nicht mehr Bedenken gehabt hatte, nach Kairo zu kommen. Aber es erklärte noch lange nicht, warum die Schmidts jetzt tot waren. Es sei denn, Ted Schmidt hatte sich wirklich über Bord gestürzt und Debbie hatte einen echten Verkehrsunfall gehabt.
    Andererseits: Selbst wenn mit einer deutschen Fraktion Verhandlungen über einen Separatfrieden geführt wurden, gab es wahrscheinlich andere, fanatischere Deutsche, die immer noch um jeden Preis den Krieg gewinnen wollten.
    Eins aber war auf jeden Fall klar. Kim Philby hatte Recht gehabt mit seinen Befürchtungen, dass Amerika in Ankara Schritte zu einem Friedensschluss unternehmen könnte.
    Donovan hatte mir gerade von höchster Ebene bestätigt, was Philby argwöhnte: Dass die Amerikaner tatsächlich zum Verrat an den Russen bereit waren. Aber wem sollte ich das sagen?
    Einem Russen bei Sextant Zwei, egal wem? Das schien mir kaum praktikabel. Und die Russen selbst? Konnte es wirklich sein, dass sie, wie Donovan sagte, selbst in Stockholm einen Separatfrieden auszuhandeln versuchten?
    Unsere Drinks kamen. Ich wünschte mir plötzlich, ich hätte einen doppelten Cognac bestellt, ganz egal, was Donovan dann von mir dachte. Ich zündete mir eine Zigarette an. Sie schmeckte nach Asche. Ich hatte das sichere Gefühl,

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