Der Pakt
28. November, zu Gesprächen mit Stalin von Kairo nach Teheran fliegen werden. Am Montag, dem dreißigsten, hat der britische Premierminister Geburtstag, und wir gehen davon aus, dass die Briten diesen mit einer Feier in ihrer Teheraner Botschaft begehen werden. Wir gedenken dafür zu sorgen, dass auch Deutschland Mr.
Churchill ein
Geburtstagsgeschenk schickt. Ein Geschenk, an dem auch Marschall Stalin und Präsident Roosevelt teilhaben werden.«
Lebhafte Zustimmung im Saal.
»Sie werden heute zu fünfundneunzig Mann in zwei Junkers 290 von hier starten. Nach einer Zwischenlandung auf der Krim werden Sie in den Iran weiterfliegen. Die Hälfte von Ihnen wird über Qazwin abgesetzt werden und die Bezeichnung Gruppe Nord tragen. Die andere Hälfte wird in der Nähe der heiligen Stadt Qom abspringen und Gruppe Süd sein. Beide Gruppen werden von freundlich gesinnten Kaschgai mit Lkw abgeholt und zu ihren jeweiligen Zielorten gebracht. Sie alle werden russische Uniformen tragen. Gruppe Süd wird zum russischen 315
Militärflughafen Gale Morghe westlich von Teheran fahren und dort am selben Abend um neunzehn Uhr die feindliche Radarstation zerstören. Sobald das getan ist, werden Sie Funkkontakt mit Gruppe Nord aufnehmen, die sich in einem konspirativen Quartier im Teheraner Basarviertel aufhalten wird, etwa einen Kilometer von der britischen Botschaft entfernt. Gruppe Nord wird der Luftwaffe bestätigen, dass sich die Zielpersonen in der Botschaft aufhalten, und daraufhin wird eine Staffel von vier Focke-Wulf 200, mit je zwei funkgelenkten Gleitbomben bestückt, die Botschaft angreifen. Diese Flugzeuge sind anfällig für Jägerangriffe, Sie sehen also, wie wichtig es ist, das Radar auszuschalten. Der Feind wird Jäger aufsteigen lassen, aber im Dunkeln wird das für ihn wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. Sobald der Gleitbombenabwurf erfolgt und die Botschaft zerstört ist, wird Gruppe Nord am Boden angreifen und eventuelle Überlebende töten. Nach Beendigung des Unternehmens werden beide Gruppen von der iranischen Untergrundbewegung eingesammelt und über die Grenze in die neutrale Türkei gebracht.
Ich weiß, dass viele von Ihnen die Möglichkeit, Stalin zu töten, freudig wahrnehmen werden. Doch indem Sie auch Roosevelt und Churchill töten, werden Sie das Ende dieses Krieges beschleunigen. Natürlich wird es längst nicht so leicht sein, wie es aus meinem Munde klingt. Vielleicht fragen sich einige von Ihnen, welcher Narr auf einen solchen Plan verfallen ist. Nun, meine Herren, dieser Narr bin ich. Und da die meisten von Ihnen Ukrainer sind, möchte ich Sie an ein altes ukrainisches Sprichwort erinnern: Ne taki ja durny jak ty mudry! « Schellenberg wartete kurz, bis das Gelächter der Zeppelin-Freiwilligen etwas abgeflaut war, und lieferte dann die deutsche Übersetzung nach: »Ich bin nicht so dumm, wie ihr schlau seid. Und weil Sie schlau sind«, setzte er hinzu, »werden Sie siegen. Weil Sie schlau sind, werden Sie heimkehren.«
316
Es war Zeit, sich zum Flughafen zu begeben, um die beiden Fallschirmkommandos zu verabschieden. Schellenberg fuhr in einem Wagen mit von Holten-Pflug, der Gruppe Süd befehligen sollte, Hauptsturmführer Oster, dem Kommandeur von Gruppe Nord, und einem ehemaligen NKWD-Offizier namens Wladimir Schkwarzew, dem die Ukrainer unterstanden. Schkwarzew war ein bulliger, brutal aussehender Mann mit einer Augenklappe und mehreren Goldzähnen – die meisten eigenen Zähne hatte ihm die Gestapo ausgeschlagen. Aber Schellenberg zweifelte nicht an Schkwarzews Loyalität. Der Ukrainer wusste, was ihn erwartete, wenn er je wieder dem NKWD in die Hände fiel. Die Gestapo war in solchen Dingen clever. Sie hatte Schkwarzew gezwungen, einige seiner eigenen Kameraden mit einem Fleischermesser zu Tode zu foltern, ehe sie andere Gefangene frei gelassen hatte, damit sie zu den eigenen Leuten zurückkehrten und Schkwarzew beim NKWD als Handlanger der Gestapo denunzierten. Und als Schellenberg ihm und seinen Ukrainern am Flughafen viel Glück wünschte, lächelte der Ex-NKWD-Mann sarkastisch.
»Es gibt noch ein ukrainisches Sprichwort, das Sie sich vielleicht merken sollten, Herr General«, sagte Schkwarzew.
» Schtschastja wissit na tonenki nysi, a bida na prussim motussi.
Grob übersetzt heißt das, das Glück hängt an einem dünnen Faden, das Pech aber hängt an einem Seil.« Schkwarzew machte eine Geste, als umklammerte er eine um seinen Hals liegende Schlinge, und
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