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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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schweren Luftangriff auf Nürnberg kam.
    Wie wütend er da auf Göring war.«
    Bormann lachte. »Ja, daran erinnere ich mich auch. War ein erhebender Anblick, was? Seither ist der Fettsack hier gar nicht mehr wohl gelitten.«
    »Aber warum ist Hitler dann jetzt nicht wütend? Nach zwanzig Jahren Freundschaft. Warum tobt er nicht vor Wut auf Himmler?«
    Bormann zuckte die Achseln.
    »Es sei denn …« Schellenberg warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. »Natürlich. Das ist die einzige Erklärung. Der Führer hat auf mindestens einen der Briefe, die ich nach Stockholm gebracht habe, Antwort erhalten. Deshalb ist Himmler nicht verhaftet worden, stimmt’s? Weil der Führer nicht will, dass irgendetwas diese geheimen Friedensverhandlungen stört. Und weil Himmler jetzt das perfekte Alibi für das hat, was er in den letzten Monaten getan hat.«
    Bormann sah in den eisigen, schwarzen ostpreußischen Himmel empor und blies eine lange Rauchsäule aus, als wollte er den Mond vernebeln. Eine Weile sagt er gar nichts, dann stampfte er der Kälte wegen mit den Füßen auf und nickte.
    »Sie sind ein gescheiter Mann, Schellenberg. Aber momentan tun sich hier Dinge, an denen Sie nicht teilhaben können.
    Geheime Dinge. An der diplomatischen Front. Himmler und Ribbentrop haben das Heft in der Hand, im Moment zumindest.
    Es wird unweigerlich der Moment kommen, an dem wir uns um Himmler kümmern müssen. Das ist dem Führer bewusst. Und 325

    bis dahin ist Ihre Loyalität positiv verzeichnet worden.«
    Bormann zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippte den Stummel zwischen die Bäume. »Außerdem sind Sie unser Ass im Ärmel, Sie wissen doch? Sie und Ihr Kommando von Mördern und Halsabschneidern im Iran. Wenn es mit Hitlers Frieden nichts wird, werden wir Ihr Unternehmen Großer Sprung doch noch brauchen.«
    »Verstehe«, sagte Schellenberg düster.
    »An Ihrer Stelle würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen. Wenn alles klappt, ist der Krieg an Weihnachten vorbei. Und wenn nicht, na ja, dann ist es doch auch gut. Ich meine, die Großen Drei werden doch wohl kaum damit rechnen, dass wir sie umbringen wollen, während wir noch Liebesbriefe mit ihnen wechseln, oder?«
    »Nein, wohl kaum.«
    Sie kehrten an den Esstisch zurück, wo sie ein spöttischer Hitler empfing.
    »Da sind sie ja. Die Nikotinsüchtigen. Wissen Sie was?«, wandte sich Hitler an seine übrigen Essensgäste, zu denen einige Generalstabsmitglieder und zwei, drei Stenographinnen zählten.
    »Sobald wieder Friede ist, werde ich die Rauchwaren für die Soldaten abschaffen. Wir brauchen unsere Devisen zu Besserem als dazu, Gift bei uns einzuführen. Ich hätte sogar gute Lust, das Rauchen in öffentlichen Gebäuden zu verbieten. So viele Männer, die ich kannte, sind mir an der Tabakvergiftung verloren gegangen. Von meinem Alten Herrn angefangen, dann Dietrich Eckhart, Troost. Bald werden Sie dran sein, Schellenberg, wenn Sie nicht schleunigst aufhören. Das wissen nicht viele Leute, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich früher selbst Raucher war. Das war allerdings vor dreißig Jahren, in Wien. Ich habe von Milch und trockenem Brot gelebt und vierzig Zigaretten am Tag geraucht. Können Sie sich so was vorstellen? Vierzig Stück. Aber eines Tages habe ich 326

    ausgerechnet, dass ich nicht weniger als dreizehn Kreuzer am Tag für Zigaretten ausgegeben habe, mir aber für fünf Kreuzer schon etwas Butter für das Brot hätte kaufen können.« Hitler schmunzelte bei der Erinnerung an seine Wiener Zeit. »Tja, sobald ich diese Rechnung aufgestellt hatte, habe ich meine Zigaretten in die Donau geworfen und nie mehr danach gegriffen.«
    Schellenberg unterdrückte das Gähnen und sah verstohlen auf die Uhr, während sich Hitler über die ganzen Brandlöcher beschwerte, die er in den Teppichen und Sitzmöbeln der Reichskanzlei gefunden hatte. Dann kam Hitler abrupt auf das Thema Frieden oder zumindest auf seine persönliche Vorstellung davon.
    »In meinen Augen haben wir bei jeglichen Friedensverhandlungen zwei Ziele«, erklärte er. »Erstens, wir müssen Kriegsreparationen vermeiden. Jedes Land muss seine Kriegskosten selbst tragen. Wenn das erreicht ist, können wir unsere Kriegsschulden auf hundert Milliarden Reichsmark jährlich reduzieren. Ich möchte, dass wir das einzige Krieg führende Land sind, das binnen zehn Jahren seine Kriegsschulden los ist und sich konzentrieren kann auf den militärischen Wiederaufbau. Denn als

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