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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sehe nicht, wie uns das weiterhelfen könnte«, sagte Donovan steif.
    »Der Mann behauptet, bevor er zur Wehrmacht-Ermittlungsstelle kam, sei er Nachrichtenoffizier an der Ostfront gewesen. Gut möglich, dass er etwas über die russischen Codes weiß. Also, kurz gesagt, meine Idee ist, dass wir den Jerry dazu bringen, mal zu gucken, ob er irgendwas zur Dechiffrierung von Bride beisteuern kann.«
    »Wieso glauben Sie, er könnte kooperieren?«
    »Wie gesagt, er ist ziemlich scharf darauf, nicht für einen Spion gehalten zu werden. Weil wir dann ja beschließen könnten, ihn zu erschießen. Er ist gar kein so übler Bursche.
    Ziemlich intelligent. Major Max Reichleitner, so heißt er. Ich glaube, wir könnten ihn ein bisschen in die Zange nehmen. Wie nennt Ihr Amerikaner das Spielchen doch gleich? ›Guter Bulle, böser Bulle?‹
    Ich erzähle ihm etwas vom Erschießungskommando, und Sie, Professor Mayer, können Ihre Netter-Amerikaner-Nummer abziehen. Ihn ein bisschen auflockern, mit Zigaretten und Schokolade und dem Versprechen, ihn vor mir zu beschützen.
    Sie wissen sicher, was ich meine.«
    »Wo ist er denn jetzt?«, fragte Donovan.
    »Sitzt in einer Zelle in Nummer zehn«, sagte Deakin.
    333

    »Können wir jetzt gleich mit ihm sprechen?«, fragte Donovan.
    »Uns bleibt nicht viel Zeit, bis wir diese Einmalschlüssel den Russen übergeben müssen.«
    »Aber gewiss doch«, sagte Powell. »Kümmern Sie sich drum, Deakin, ja?«
    Donovan stand auf und ich nahm den Koffer und folgte ihm aus dem Büro.
    Draußen vor den Rostom Buildings verabschiedete sich Donovan von mir. Ich war sehr erleichtert.
    »Gehen Sie mit Major Deakin«, sagte er. »Ich muss ins Mena House, Mittagessen mit dem Präsidenten. Viel Glück mit Ihrem Kraut. Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Denken Sie dran, wir haben nur noch fünf Tage, bis wir diese Codeschlüssel den Russen aushändigen müssen.«
    Er gab mir einen großen braunen Umschlag mit den russischen Codeschlüsseln. Ich lächelte gezwungen. Aber Donovan war viel zu beschäftigt damit, sich nach seinem Stabsfahrzeug umzuschauen, um mein vermutlich nicht sonderlich beflissenes Gesicht zu bemerken. Deakin aber bemerkte es sofort. Deakin bemerkte überhaupt eine Menge.
    »Keine Sorge, Sir«, sagte Deakin zu Donovan. »Der Professor und ich knacken das bestimmt.«
    Sobald Donovan weg war, zündete Deakin sich eine Pfeife an und zeigte die Straße hinunter. »Ist nicht weit«, sagte er. »Gleich um die Ecke. Ziemliches Glück übrigens. Dass wir gestern Abend nicht mehr die Zeit hatten, ihn ins BTE
    zurückzuschicken.«
    »Was und wo ist das BTE?«
    »Hauptquartier der britischen Truppen in Ägypten. Befindet sich in der Zitadelle. Ist ein ganzes Stück dorthin, deshalb versuchen wir, die Gefangenen, die wir zum Verhör kriegen, 334

    hier zu verhören. In Garden City. Sagen Sie, kann ich Ihnen mit dem Koffer da helfen?«
    »Nein, geht schon. Das Ding ist nun mal mein Kreuz. Ich kann’s schon tragen.«
    »Ist wirklich ein glücklicher Zufall, dass Sie hier aufgetaucht sind, Professor.«
    »Willard. Bitte.«
    »Ich heiße Bill«, sagte Deakin. »Freut mich. Wir sind uns übrigens schon mal begegnet. In London, vor etwa sechs Wochen. Ich war beim SIS, bevor ich zur SOE kam. Bin ein Freund von Norman Pearson. Professor Pearson? Der Englischprofessor aus Yale? Sie beide sind eines Nachmittags bei uns in den Broadway Buildings hereingeschneit und haben sich mit Kim Philby unterhalten.«
    »Ja, natürlich. Tut mir Leid, dass ich nicht draufgekommen bin. Ich habe auf dieser Englandreise so viele Leute getroffen.
    Schwer, sich alle Gesichter zu merken.«
    »Macht nichts. Wie gesagt, wirklich ein Glück, dass Sie hier sind. Ich meine, Sie als Sonderbeauftragter des Präsidenten und so.«
    »Das war damals, Bill. Jetzt bin ich nur Verbindungsoffizier zwischen Donovan und FDR. Das ist ein Codewort, wissen Sie.
    Für Dienstmädchen, Regieassistent und allgemeiner Handlanger.
    Ich muss an der Kairoer Konferenz nicht mal teilnehmen.«
    »Ja, aber Sie kennen den Präsidenten. Darum geht’s. Und Sie sind akkreditiertes Mitglied seiner Delegation.«
    »Das steht in meinem Sicherheitsausweis, ja.«
    »Deshalb hatte ich gehofft, wir könnten uns vielleicht gegenseitig helfen, Sie mir auch. Es ist wirklich seltsam. Sie und Major Reichleitner haben beide das Katyn-Massaker untersucht, für Ihre jeweiligen Regierungen.«
    »Ja, schon ein bemerkenswerter Zufall.«
    335

    »Aber das war früher. Er hat uns

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