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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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war das?«
    »Die Willie D. Porter hat eben signalisiert, dass sie es war.«
    »Himmelherrgott, John, ist das nicht das Schiff, das beim Zurücksetzen ein anderes Schiff gerammt hat, als die Iowa in Norfolk abgelegt hat?«
    »Das ist richtig. Ich kann Ihnen sagen, Admiral King hat das gar nicht erfreut.«
    »Das glaube ich«, sagte Arnold lachend.
    »Ach, übrigens, John«, sagte Roosevelt. »Ich habe beschlossen, dass ich gern eine Demonstration der Feuerkraft dieses Schiffs sehen würde.«
    »Vielleicht könnten Sie ja die Willie D. als Übungsziel nehmen«, sagte Arnold.
    »Ernie King wäre vermutlich ganz Ihrer Meinung«, sagte Roosevelt. »Wie wär’s morgen früh, John.«
    »Ja, Sir«, sagte McCrea grinsend. »Ich werde Ihnen eine Vorführung bieten, die Sie nie vergessen werden.«
    »Da wir also nicht angegriffen werden«, sagte Arnold,
    »könnten wir bitte weiterspielen?«
    235

    Doch sobald McCrea die Kabine verlassen hatte, klopfte ich und legte meine Karten auf den Tisch. »Rommé-Hand«, sagte ich.
    »Ich weiß etwas Besseres«, sagte FDR. »Wir binden Willard an einen von diesen Wetterballons.«
    Eine Stunde später, als ich über fünfzig Punkte vorn lag, kam Kapitän McCrea erneut herein, um den Präsidenten zu informieren, dass der Geleitzug stoppe, um einen Mann von der Willie D. zu suchen, der über Bord gegangen sei. Roosevelt blickte düster in das Schwarz jenseits des Bullauges und seufzte.
    »Armer Teufel. Der Mann von der Willie D., meine ich.
    Scheußliche Nacht, um über Bord zu gehen.«
    »Sehen Sie’s mal von der positiven Seite«, sagte Hopkins.
    »Vielleicht ist es ja der Mann, der das mit der Wasserbombe verbockt hat. Erspart das Kriegsgericht.«
    »Meine Herren«, sagte Roosevelt. »Ich glaube, wir sollten das Spiel lieber beenden. Irgendwie erscheint es mir nicht richtig, dass wir hier sitzen und Rommé spielen, während ein Mann dieses Geleitzugs vermisst wird und vermutlich ertrunken ist.«
    Da das Spiel also beendet war, ging ich zurück in meine Kabine, wo ich Ted Schmidt auf seinem Bett fand. Er war allem Anschein nach besinnungslos, hielt aber die nunmehr leere Flasche Mount Vernon noch immer in der Hand. Ich entwand sie seinen molligen Fingern, deckte ihn zu und fragte mich, ob er immer so viel trank oder nur, wenn er es auf einem Schlachtschiff auf hoher See aushalten musste.
    Am nächsten Morgen ließ ich Schmidt seinen Rausch ausschlafen und begab mich wieder auf »präsidiales Terrain«, um die Übungssalve von der Flaggenbrücke aus zu beobachten, die Roosevelt für die Dauer unserer Seereise zur Verfügung stand. Die Admiräle Leahy, King und McIntire, FDRs Arzt, waren bereits auf der Brücke. Bald kamen auch die Generäle Arnold, Marshall, Deane und George sowie ein paar Diplomaten 236

    hinzu, die ich nicht kannte. Als Letzte erschienen die Secret-Service-Agenten Rowley, Rauff und Pawlikowski, Konteradmiral Wilson Brown, Harry Hopkins, Vize-Kriegsminister John McCloy, Arthur Prettyman und der Präsident selbst. Er trug ein Navy-Cape mit Samtkragen und Schultertressen und einen feschen, kleinen Hut mit hochgeschlagener Krempe. Er sah aus wie ein Buchmacher bei seinem ersten Opernbesuch.
    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte er munter. Er zündete sich eine Zigarette an und blickte über die Reling auf die Funkmessanlage für die Nebenartillerie und den Feuerleitstand hinab.
    »Sieht aus, als hätten wir uns einen schönen Tag für unsere kleine Vorstellung ausgesucht.«
    Wir befanden uns unmittelbar östlich der Bermudas, bei mäßigem Seegang und angenehmem Wetter. Ich fühlte mich nur ein winziges bisschen seekrank. Ich richtete mein Fernglas auf die Geleitzerstörer. Die Iowa machte momentan nur fünfundzwanzig Knoten, aber die wesentlich kleineren Zerstörer – die Cogswell, die Young und die Willie D. – hatten Mühe mitzuhalten. Ich hörte erst, wie Konteradmiral Brown dem Präsidenten mitteilte, dass die Willie D. auf einem Kessel Druck verloren habe.
    »Das Schiff ist nicht gerade vom Glück verfolgt, was?«, bemerkte der Präsident.
    Als ich ein lautes metallenes Geräusch hörte, blickte ich hinunter und sah, wie direkt unter mir eins der neunzehn 40-Millimeter-Geschütze der Iowa geladen wurde. Von mir aus etwas weiter rechts, vor dem ersten Schornstein, bezog ein Matrose bei einem der sechzig 20-Millimeter-Geschütze Posten.
    Die Wetterballons stiegen empor. Etwa eine Minute später, als sie hoch genug gestiegen waren, begannen die Flak-Batterien zu

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