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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von seiner Decke war er bis zum Kinn verhüllt. Die Streifwache zog weiter; das Geräusch ihrer Schritte wurde schwächer und schwieg bald gänzlich.
    Jetzt war der Augenblick zum Handeln gekommen.
    Sofort sprang Serge Ladko von seinem Lager auf, dessen Decke er so legte, daß es im Schatten der Zelle so aussah, als ob noch ein schlafender Mensch darunter läge. Dann versorgte er sich mit dem Leinenseile, glitt wieder ins Freie hinaus, schwang sich, wie das erstemal, in die Höhe und saß bald rittlings auf dem obern Rande der Butte.
    Die um das Gebäude verlaufenden Simse lagen in jedem Stockwerke in der Höhe des Fußbodens. Serge Ladko befand sich jetzt also fast vier Meter über dem, den er benützen wollte. Diese Schwierigkeit hatte er vorausgesehen. Er legte sein Seil so um eine der Gitterstangen, daß er beide Enden in der Hand behielt, und ließ sich nun ohne Mühe bis zu dem äußern Mauervorsprung hinabgleiten.
    Den Rücken an die Wand gelehnt und die linke Hand an dem Seile, das ihn hielt, ruhte der Flüchtling einen Augenblick aus. Wie sollte er sich auf dem schmalen Sims im Gleichgewicht halten? Sobald er nur seine Unterstützung losgelassen hatte, stürzte er gewiß in den Gang für die Ronde hinunter.
    Da gelang es ihm zum Glück unter sehr langsamen Bewegungen das Seil mit der rechten Hand zu ergreifen, und mit der linken untersuchte er nun die Wand der Butte. Die konnte doch nicht einfach vor dem Fenster hängen, sondern mußte irgendwie an der Mauer befestigt sein. Als er darüber hinstrich, fühlte er an deren Seite einen hervorspringenden harten Gegenstand, den er als ein mit der Mauer verbundenes Bankeisen erkannte.
    Wie wenig Griffläche das Bankeisen ihm auch bot, mußte er sich damit begnügen. Mit den Fingerspitzen krallte er sozusagen sich daran an und zog langsam die eine Hälfte des Seiles, die ihm dabei allmählich um die Schultern fiel, an sich heran.
    Jetzt waren die Brücken hinter ihm abgebrochen. Selbst wenn er’s gewollt hätte, hätte er nicht wieder in die Zelle zurückgelangen können. Nun hieß es, das kühne Unternehmen bis zum Ende durchzuführen.
    Serge Ladko wagte es, den Kopf halb der Blitzableitung zuzuwenden, auf die er sich im voraus verlassen hatte. Wie groß war aber sein Schreck, als er sah, daß diese etwa zwei Meter weit von der Butte entfernt war, die er doch, ohne sicher in die Tiefe zu stürzen, nicht loslassen durfte.
    Er mußte jedoch zu einem Entschlusse kommen. Auf dem schmalen Sims stehend, den Rücken an die Mauer gedrückt und vom Abgrunde nur durch ein winziges Eisenstück zurückgehalten, an das er kaum die Fingerspitzen pressen konnte… Diese Lage durfte doch unmöglich länger dauern. In wenigen Minuten drohten seine erstarrten Finger den schwachen Halt zu verlieren, und damit wurde sein Sturz unvermeidlich; besser war es denn doch, erst nach einem letzten Rettungsversuche zugrunde zu gehen.
    So neigte sich der Flüchtling denn nach dem Fenster zu und bog den linken Arm wie zu einer Feder zusammen, die zum Abschnellen fertig ist, dann ließ er seinen Stützpunkt los und schnellte sich mit Gewalt nach rechts hin. Er fiel dabei. Seine Schulter stieß gegen den Sims, der Schwung, den er sich gegeben hatte, war aber doch stark genug gewesen, daß seine ausgestreckten Hände die Leitungsstange noch erreichten.
    Die erste Schwierigkeit war besiegt; nun galt es, auch die zweite zu überwinden.
    Serge Ladko ließ sich an der Leitung hinab und hielt an einer der Krampen, die sie mit der Mauer verbanden, an. Hier überlegte er sich kurz, wie er sich nun weiter verhalten sollte.
    Der Erdboden war jetzt in der Nacht nicht sichtbar, von unten drang zu dem Flüchtling aber das Geräusch eines regelmäßigen Schrittes hinaus. Hier war offenbar ein Soldat auf Wache. Nach dem einmal zu-und einmal abnehmenden Geräusche zu urteilen, wendete sich der Wachposten, nachdem er den an diesem Teile des Gebäudes sich hinziehenden Rundgang abgeschritten hatte, der Fortsetzung dieses Wegs längs einer andern Front der Anstalt zu und kehrte dann wieder um, seinen Hin-und Hergang in gleicher Weise zu wiederholen. Serge Ladko schätzte die Dauer seiner Abwesenheit auf drei bis vier Minuten. In diesem Zeitraum mußte er also die Strecke, die ihn von der Außenmauer trennte, zurückgelegt haben.
    Wenn er auch unter sich den Kamm der Mauer, die sich ihrer weißen Farbe wegen unbestimmt gegen die Dunkelheit abhob, noch erkannte, konnte er doch die vorspringenden Steine daran jetzt

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