Der Priester
Zimmer verließ und Martinez und Salazar sah. Salazar richtete sich schwerfällig auf und sah Mulcahy oder die Tür hinter ihm besorgt an.
»Wie geht es ihr, Inspector? Ist mit meiner Tochter alles in Ordnung?«
»Ja, Jesica geht es gut. Dr. Mendizabal hilft ihr, sich wieder zurechtzufinden.«
Salazar stieß einen so tiefen Seufzer der Erleichterung aus, dass er schmaler zu werden schien. »Und haben Sie etwas Nützliches in Erfahrung bringen können?«
Auch Mulcahy atmete einmal tief durch und versuchte, das, was er gehört hatte, einzusortieren. Er wusste, dass er behutsam vorgehen musste, wenn er diese Informationen sinnvoll einsetzen wollte.
»Ihre Tochter ist sehr tapfer gewesen, Señor Salazar, und Sie können sehr stolz auf sie sein. Ich glaube, wir haben jetzt eine Teilbeschreibung des Täters, aber der Vorfall war offensichtlich so traumatisch …« Er brach ab, wusste nicht, wie viel er noch sagen durfte.
»Passt die Beschreibung auf den Verdächtigen, den Sie in Gewahrsam haben?«
»Das kann ich nicht genau sagen, Sir, da ich ihn noch gar nicht gesehen habe«, wich Mulcahy der Frage so gut er konnte aus. »Ich werde diese Informationen an meine Kollegen vor Ort weitergeben, die den Fall dort bearbeiten. Wollen Sie jetzt vielleicht zu Ihrer Tochter gehen, Sir? Sie hatte nach Ihnen gefragt.«
Salazar grunzte nur und ging direkt zur Tür. Mulcahy war erleichtert, keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen. Er zog sein Handy aus der Tasche und schaltete es an. Es piepte sofort. Siobhan hatte eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen. Sie sprach ohne Punkt und Komma, während der Dubliner Verkehr im Hintergrund rauschte:
»Herrgott noch mal, Mulcahy, wieso bist du gerade heute nicht erreichbar? Warum rufst du nicht zurück? Hast du meine SMS nicht gekriegt? Hör zu, offenbar wurde gestern noch ein Mädchen entführt. Mitten in der Stadt, direkt vor dem Twentyone Club in der D’Olier Street. Gleicher Tathergang und alles – aber Lonergan und Brogan erzählen mir nur, dass ich mich verpissen soll, es würde sich um einen Einzelfall handeln, der nichts mit den anderen zu tun hat. Du musst dich bei ihnen melden und ihnen sagen, dass sie die Sache ernst nehmen müssen. Womöglich ist da noch ein Mädchen in Gefahr, und die feiern immer noch ihren vermeintlichen Erfolg. Ruf mich zurück, ja? So bald wie möglich.«
Mulcahy legte auf und sah sich um. Der Glanz seiner Umgebung kam ihm inzwischen etwas surreal vor. Was meinte Siobhan denn, welchen Einfluss er noch auf Brogan hatte – oder gar auf Lonergan, dem er noch nie begegnet war? Und wer sagte, dass dieses neue Verschwinden irgendetwas mit dem Priester zu tun hatte? Was zum Teufel sollte er von Madrid aus machen? Aber der Gedanke, dass eine weitere junge Frau das durchmachen musste, was Jesica gerade beschrieben hatte, war einfach zu schrecklich, um Siobhans Nachricht zu ignorieren. Und er wusste, dass er jetzt, wo es draufankam, plötzlich rumeierte, seine eigene Zukunft über die Sicherheit des vermissten Mädchens stellte. Selbst wenn keiner wusste, ob tatsächlich ein Mädchen vermisst wurde.
Er griff zum Telefon, rief wieder Brogans Nummer auf, drückte auf Verbinden und rechnete damit, direkt zu ihrer Mailbox durchgestellt zu werden. Überraschenderweise meldete sie sich noch vor dem zweiten Klingeln.
»Ich habe gerade gehört, dass noch ein Mädchen entführt worden ist«, sagte er.
»Verdammt noch mal, Mulcahy«, fluchte Brogan leise in ihr Handy. Als glaubte sie, es mit einem Schwachkopf zu tun zu haben. »Vergessen Sie das, ja? Irgend so ein Säufer behauptet, er hätte gesehen, wie ein Mädchen in der D’Olier Street in einen Lieferwagen gezogen wurde. Ein anderer meint, es wäre ein Taxi gewesen. Und das war’s dann auch schon. Es gibt weder eine Leiche, noch ist ein mit Kreuzen übersätes Mädchen aufgetaucht. Es gibt nicht mal eine Vermisstenanzeige. Da macht die Presse aus einer Mücke einen Elefanten, wobei unklar ist, ob es diese Mücke je gegeben hat – und Ihre Freundin Fallon steht mal wieder an vorderster Front.«
»Vielleicht wurde das Mädchen nur noch nicht gefunden«, widersprach Mulcahy. »Die Letzte hatte er doch auch ziemlich gut versteckt, oder?«
»Klar. So gut, dass wir sie innerhalb weniger Stunden gefunden haben. Und dann sind wir losgezogen, haben ihn geschnappt und in eine Zelle gesteckt, wo er, als wir vor rund einer Stunde das letzte Mal reingeschaut haben, auch noch war, okay?« Sie seufzte
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