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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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verärgert. »Na ja, aber hatte Lonergan nicht gesagt, Sie wären heute in Madrid, um eine Aussage aufzunehmen? Sind Sie doch hiergeblieben?«
    »Nein, bin ich nicht. Ich rufe aus Madrid an.«
    Es entstand eine lange Pause.
    »Haben Sie denn schon mit Jesica gesprochen? Hat sie ihn identifizieren können? Kommen Sie, Mike, reißen Sie sich zusammen.«
    »Ich habe ihr Byrnes Fotos gezeigt. Sie hat ihn nicht erkannt.«
    »Mist«, sagte sie. »Wir haben uns da ziemlich große Hoffnungen gemacht. Lonergan war anfangs gar nicht so scharf darauf, aber ich habe ihn überredet, es einfach zu versuchen.«
    »Die Sache ist die, Claire, ich glaube, wir haben eine Teilbeschreibung einer anderen Person.«
    »Einer anderen Person?«, wiederholte sie bestürzt. »Wer soll das denn sein? Was, um alles in der Welt, erzählen Sie da?«
    »Es geht um den Mann, von dem ich Ihnen vor ein paar Tagen erzählt habe.«
    »Den Taxifahrer?«
    »Also, eigentlich ist er gar kein Taxifahrer, aber …«
    »Nein, Mike, jetzt warten Sie mal. Ich unterbreche Sie jetzt sofort, weil Sie eine Sache in den Kopf bekommen müssen. Es gibt keine andere Person. Haben Sie das verstanden?«
    »Hören Sie, Claire, wo jetzt noch ein Mädchen vermisst wird, müssen Sie doch einsehen …«
    »Nein, ich muss überhaupt nichts einsehen.« Brogan war richtig wütend. »Ich sehe nur, dass Sie nicht mehr zu diesem Ermittlungsteam gehören, also halten Sie sich da gefälligst raus. Hören Sie, ich weiß nicht, warum Sie das tun, aber ich sage Ihnen ganz ehrlich – als Kollegin und Freundin –, dass Fallon Sie an der Nase herumführt. Sie will nur eine schäbige Story auf der Titelseite ihres Schmierblatts sehen. Dabei interessiert sie überhaupt nicht, wie sie da rankommt und wen sie dafür benutzt. Sie ist mir und Lonergan den ganzen Nachmittag auf die Nerven gegangen, und jetzt, wo sie nicht weiterkommt, meint sie, Sie dafür einspannen zu können. Das wird jedoch nicht klappen, Mike, weil wir gegen Emmet Byrne heute Morgen in drei Punkten Anklage erhoben haben: Entführung, schwere sexuelle Nötigung und Mord. Und wissen Sie, wieso? Weil er gestanden hat. Er ist selbst damit herausgerückt. Ich war dabei.«
    »Aber Siobhan sagt, er hätte das früher schon einmal …«
    »Jetzt reicht’s mir aber!«, schrie Brogan ihn an. »Jetzt ist sie schon ›Siobhan‹, was? Was ist sie? Ihr verdammtes persönliches Orakel? Hören Sie, Mulcahy – Emmet Byrne ist unser Mann. Er und nur er allein. Jetzt werde ich auflegen und Ihnen den größten Gefallen tun, den man Ihnen je getan hat, und dieses Gespräch einfach vergessen. Okay?«
    »Nein, Claire, legen Sie nicht auf. Hören Sie mir zu. Ich sage es Ihnen, Byrne ist nicht der Priester. Das ist alles ein …«
    Doch die Leitung war tot. Brogan hatte ihm nicht mehr zugehört.
    »Aber was ist mit der Zeugenaussage? Was ist mit Gracia?«, rief Martinez, während er Mulcahy die breite Treppe hinabfolgte.
    »Das spielt jetzt keine Rolle, das können wir später klären. Du musst mich sofort zum Flugplatz fahren. Ich muss heute noch zurück nach Dublin.«
    »Was kannst du da erreichen, was du nicht auch aus Madrid veranlassen kannst? Ruf deine Kollegen an und überlass denen das.«
    Mulcahys Blick zeigte seine Entschlossenheit. »Was, bitte sehr, habe ich denn deiner Ansicht nach wohl gerade versucht?«
    »Okay, aber es muss eine andere Lösung geben. Das dauert Stunden, bis du in Dublin bist.«
    »Nein, Jav. Sie sind hundertprozentig überzeugt, dass sie den Richtigen haben. Sie begreifen einfach nicht, dass sie vollkommen danebenliegen.«
    Martinez sah ihn zweifelnd an, doch Mulcahy hielt diesem Blick stand. »Ach komm, Jav, hör auf damit. Du weißt, wie das ist. Wenn ich irgendeine andere Möglichkeit sehen würde, würde ich sie nutzen. Ich sehe aber keine. Ich muss zurück. Kannst du jetzt bitte feststellen, wann ich fliegen kann?«
    Martinez telefonierte auf dem Weg zum Wagen.
    »Der letzte Flug nach Dublin geht um sieben«, sagte er, als er in seinen Mercedes stieg. Er sah auf die Uhr. »Wenn wir viel Glück haben, können wir es gerade noch schaffen. Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Martinez bellte ein paar Instruktionen in sein Handy und klappte es dann zusammen. Als er den Motor anließ, ertönte ein hydraulisches Zischen, und das Faltdach des Autos schloss sich über ihnen. Martinez griff in den schmalen Schlitz hinter seinem Sitz und gab Mulcahy ein kleines Blaulicht.
    »Setz das lieber aufs Dach, mein Freund. Wir werden es

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