Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
erhofft hatte.
17
»Die arme Mrs. Pepperpot hat die leider etwas unglückliche Angewohnheit, in den unpassendsten Momenten zusammenzuschrumpfen. Dann muss sie nur mithilfe ihres unglaublichen Verstandes eine Möglichkeit austüfteln, wie sie am besten aus dem Schlamassel herauskommt, in dem sie steckt. So etwas haben wir doch alle schon einmal erlebt.«
Anna McQueen
A nna wachte am nächsten Morgen mit der Erwartung auf, dass alles anders sein würde, doch sehr zu ihrer Enttäuschung war es ein Morgen wie jeder andere auch. Pongo kläffte immer noch um exakt zwanzig vor sieben, um in den Garten hinausgelassen zu werden, und Chloe benötigte wie gewohnt geschlagene fünfundzwanzig Minuten im Badezimmer, während alle anderen vor der Tür in der Warteschlange standen. Die einzige wirkliche Aufregung war der Tatsache zu verdanken, dass nun die Ferien der Mädchen begonnen hatten und Anna und Phil eine Woche für sich haben sollten.
Dieses Mal nahmen die Mädchen allerdings einen Nachtflug nach New York. Statt der Hetze am frühen Morgen, als sie mit noch bleischweren Lidern zum Flughafen unterwegs gewesen waren, war dies nun ein fast normaler Samstag. Phil fuhr mit Lily zum Schwimmunterricht, während Chloe sich mit Tyra und Paige traf (die wieder bei den Apricotz eingestiegen war, da ihre Eltern dankenswerterweise in ein Power- Plate-Fitnessgerät investiert hatten), um deren »Einkaufslisten für New York« abzuholen. Becca bestand darauf, wie gewöhnlich im Buchladen zu arbeiten, obwohl Anna eigentlich davon ausgegangen war, dass sie heute freinehmen würde.
»Das macht mir nichts aus. Ehrlich«, erwiderte Becca, die schon in der Jeansjacke in der Tür stand, als Anna sich ihre Tasche schnappen und losgehen wollte.
»Aber dann hättest du das Haus einmal ganz für dich allein!« Anna konnte es nicht fassen, dass Becca sich die Chance für ein paar Stunden Ruhe entgehen lassen würde. »Bleib hier. Sieh Fernsehen. Hol dir deine Kleider aus Chloes Tasche zurück, solange sie nicht da ist. Du musst dich ein wenig entspannen, Becca. Du hast so viel für die Schule getan.«
Becca widersprach ihr nicht; an den vergangenen Abenden hatte sie jeweils bis spät in die Nacht hinein gelernt. »Wenn ich zu Hause bleibe, dann habe ich das Gefühl, noch etwas wiederholen zu müssen.« Sie hielt inne und stupste Anna an. »Ich mag deinen Laden. Ich würde mich dort wahrscheinlich sogar ziemlich oft rumtreiben, wenn ich nicht bei euch arbeiten würde. Komm schon, lass uns auf dem Weg beim Bäcker was holen.«
»Na gut.« Anna war gerührt, dass Becca aus freien Stücken mit ihr den Vormittag verbringen wollte. Eigentlich hatte sie auf dem Weg zum Buchladen im Drogeriemarkt vorbeischauen wollen, um sich dort einen Schwangerschaftstest zu besorgen, doch das konnte auch noch warten. Im Grunde hatte sie sogar nichts dagegen, noch ein wenig auf die Folter gespannt zu werden; immerhin würde das die Chancen erhöhen, dass das Testergebnis eindeutig ausfiel.
So machten sie sich gemeinsam auf den Weg Richtung High Street, während sie über Beccas Zeitplan für die Prüfungen und Chloes neue, sehr nervige Angewohnheit plauderten, von sich selbst in der dritten Person zu reden, als kommentiere sie ihre eigene Reality-Show. Becca kam auf die Gutenachtgeschichten für Lily zu sprechen und bot an, ihrer kleinen Schwester während des New-York-Aufenthalts vorzulesen – woraufhin Annas Herz vor Freude glatt schneller schlug. Es war ein warmer Frühlingstag, und ihr Körper fühlte sich leicht an und voller Möglichkeiten. Beinahe hatte sie sogar das Gefühl, ihre Hormone zu spüren, wie diese ihr durch den Körper jagten, ähnlich wie der regenbogenfarbige Schaum durch die Schlotrohre der magischen Schokoladenmaschine auf dem Cover der alten Ausgabe von Charlie und die Schokoladenfabrik .
»Schon komisch, wie eins zum anderen führt, nicht wahr?«, stellte Becca fest und strich mit den Händen durch das Geißblatt, das im Park am Zaun hochwuchs. »Wenn du damals im Café Michelle nicht mit Pongos Hilfe kennengelernt hättest, wärt ihr bestimmt keine Freundinnen geworden, und sie hätte dir nicht die Geschäftsführung des Buchladens angeboten. Dann hättest du mir keinen Job dort besorgen können, und ich hätte nicht Owen kennengelernt …«
»Stimmt«, erwiderte Anna ironisch. »Ich bin an allem schuld.«
»Das meine ich wirklich so«, entgegnete Becca und sah dabei unglaublich glücklich aus. Anna wurde schlagartig klar, dass
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