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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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sein.
    Owen besaß durchaus gute Manieren, ermahnte sich Michelle. Oft meinte er es gut, zog die Sache dann aber nicht bis zum Ende durch. Das war sein großes Problem.
    »Ich gehe spazieren. Danach treffe ich mich mit Becca und sage ihr, dass alles gut wird. Ganz gleich, wofür sie sich entscheidet.« Er hielt inne und sah sie dann mit einer Mischung aus Trauer und Wut an. »Ich weiß nicht, was dir damals passiert ist, dass du es mir nicht erzählen kannst, aber nicht alle Männer sind Schweine, weißt du? Du ziehst immer gleich die schlimmsten Rückschlüsse. Bei mir, Rory, Harvey, bei jedem. Du wirst niemals glücklich werden, wenn du immer gleich das Schlimmste befürchtest. Denk darüber einmal nach, Michelle.«
    Damit drehte er sich um, ging weg und ließ Michelle vor dem Kamin zurück, die ihre Hand auf Tarvishs borstiges Fell gelegt hatte.
    Sie wusste, dass sie eigentlich an Becca denken sollte, aber Owens Vorwürfe wollten ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.

28

    »Als Kind habe ich die griechischen Mythen geliebt. Mir gefielen die brutale Logik der göttlichen Strafen und die raffinierte Erklärung von Naturphänomenen. Das habe ich als ziemlich beruhigend empfunden.«
    Rory Stirling
    S arah nahm den ersten Flieger nach England, eine »Flugerlaubis für Schwangere« in den Händen, die sie ihrem teuren Gynäkologen aus den Rippen geleiert hatte. Aber nach Beccas Anruf war sie so aufgebracht gewesen, dass sie den Atlantik auch aus eigener Kraft hätte überqueren können. Innerhalb einer Stunde durchlebte sie Fassungslosigkeit, Enttäuschung und Wut (auf Owen, den sie bislang »nicht einmal kennengelernt« hatte), Glücksgefühle (jeglicher Art), peinigende Selbstvorwürfe und wieder Wut (dieses Mal auf Phil). Sie redete sich gut zu und brach schließlich in Tränen aus.
    Wie sich herausstellte war Beccas Angst davor, was sie sagen sollte, unbegründet, da ihr ohnehin nur etwa fünf Prozent der zur Verfügung stehenden Sprechzeit überlassen wurde. Nachdem das Telefonat beendet war, lag ihr Notizblock mit den Punkten, über die sie hatte reden wollen, immer noch offen vor ihr, von oben bis unten bedeckt mit ängstlichen Kritzeleien von Kreisen innerhalb von Kreisen.
    »Zumindest weißt du jetzt, was sie sagen wird, wenn sie hier ist«, tröstete Anna sie und drückte ihr eine Tasse heißen Tee in die zitternden Hände.
    »Während des Fluges hat sie ausreichend Zeit, sich noch mehr einfallen zu lassen«, erwiderte Becca elendig. »Anna, du warst die einzige Person, auf die sie nicht eingedroschen hat.«
    »Und damit braucht sie auch gar nicht erst anzufangen, wenn sie kommt«, erklärte Phil, der zum ersten Mal das Wort ergriff. »Denn wenn sie das tut, werde ich ihr ein paar passende Takte dazu sagen.«
    Phil und Anna hatten neben Becca gesessen, während sie mit Sarah gesprochen und anstatt einer Skype-Übertragung dazu das altmodische Telefon benutzt hatte, »da ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen will, wenn ihr klar wird, dass ich nicht nach Cambridge gehe«. Phil war dabei keine große Hilfe gewesen – sein ursprünglicher Schock hatte sich in stille Verzweiflung verwandelt, wobei Anna allerdings vermutete, dass sich dahinter Gefühle verbargen, die er nicht in Worte zu fassen wagte. Letztlich war es Anna, die das Ruder übernommen hatte. Wem sollte was erzählt werden, in welcher Reihenfolge, wie viele Infos.
    »Danke«, schniefte Becca und rieb sich das Gesicht. »Ich gehe jetzt mal in mein Zimmer.«
    »Bist du sicher, dass du kein Abendbrot willst?«
    Becca schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, ist mir gerade nicht nach essen. Mir ist eher schlecht. Wie es scheint kann die morgendliche Übelkeit den ganzen Tag über und das bis zum Ende der Schwangerschaft andauern.«
    »Natürlich.« Anna hätte sich ohrfeigen können. Natürlich. Es gab so viel, das sie nicht wusste. Ihre Unwissenheit in Bezug auf das Mutterwerden würde ihr nun von zwei Generationen unter die Nase gerieben werden.
    Nachdem sie nach Hause gekommen waren, hatte Anna ihre Schwangerschaftsbücher diskret in Beccas Zimmer gelegt. Falls diese Fragen gestellt hätte, hätte Anna so getan, als habe sie sie aus dem Buchladen mitgenommen. Allerdings hatte Becca keine Fragen gestellt. Stattdessen hatte sie die Ratgeber mit der gleichen Gründlichkeit studiert wie den Stoff für ihren Schulabschluss.
    »Ruft mich, wenn Mum sich noch einmal melden sollte«, sagte Becca und schluffte hinaus, ohne sich noch einmal zu Phil

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