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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Auffahrt einbog. Vom Fenster aus sah Bryson den Wagen kommen und ahnte sofort, dass der so offen zur Schau gestellte Wimpel ihm zur Beruhigung dienen sollte. Ein livrierter Chauffeur stieg aus und öffnete die hintere Tür, um einen
kleinen, drahtigen Mann aussteigen zu lassen. Bryson hatte das Gesicht schon einmal im Kabelprogramm C-SPAN gesehen. Es war irgendein Geheimdienstbeamter. Bryson trat ihm auf der Veranda entgegen.
    »Mr. Bryson«, grüßte der Mann im New-Jersey-Akzent und mit verrauchter Stimme. Bryson schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er hatte dichtes weißes Haar, ein schmales Gesicht mit tiefen Furchen und trug einen braunen Anzug, der nur wenig hermachte. »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Jemand, der mir einiges zu erklären hat.«
    Der Regierungsbeamte nickte und hob scheinbar reuevoll die Hände. »Wir haben Mist gebaut, Mr. Bryson – oder ist Ihnen Jonas Barrett lieber? Ich übernehme die volle Verantwortung und bin gekommen, um mich persönlich bei Ihnen zu entschuldigen. Und um Ihnen eine Erklärung abzuliefern. «
    Ein Bild vom Fernsehschirm kam Bryson in den Sinn, unter dem sprechenden Kopf eine Einblendung in weißer Schrift. »Sie sind Harry Dunne, Deputy Director der CIA.« Bryson erinnerte sich, ihn ein- oder zweimal in irgendeinem Unterausschuss des Kongresses gesehen zu haben.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte der Mann.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen und wünschte, Sie an Ihren Mr. Breyer – oder wie immer der auch heißt – verweisen zu können. Aber das kann ich ja leider nicht.«
    »Sie brauchen mir nichts zu sagen. Ich möchte Sie nur bitten, mir zuzuhören.«
    »Ich habe schon verstanden, die beiden Typen waren von Ihnen.«
    »Ja, so ist es«, gab Dunne unumwunden zu. »Sie sind übers Ziel hinausgeschossen und haben Sie, Bryson, gehörig unterschätzt. Es war ein Fehler anzunehmen, dass Sie fünf Jahre nach Ihrem Ausstieg aus dem aktiven Dienst nicht mehr in Form sein würden. Sie haben den beiden – vor allem diesem Eldridge, der übrigens schon verarztet ist – eine Lektion erteilt, für die er sich bei Ihnen bedanken sollten.« Er lachte und ließ dabei ein trockenes Rasseln in der Kehle hören. Langsam ging er auf Bryson zu, der an einem Holzpfosten
lehnte, die Arme auf dem Rücken verschränkt, etwas unterhalb der Stelle, wo er die Beretta mit Pflaster festgeklebt hatte. Im Handumdrehen hätte er sie parat. In der TV-Talk-Runde am vergangenen Sonntag hatte Dunne einen gebieterischen, überlegenen Eindruck gemacht. Dagegen wirkte er jetzt geradezu geschrumpft, als wäre er zu klein für seinen Anzug.
    »Ich habe keine Lektionen zu erteilen«, entgegnete Bryson. »Ich habe mich nur gegen zwei Männer verteidigt, die hier nichts zu suchen hatten und mir, wie es schien, zu nahe kommen wollten.«
    »Sie haben im Direktorat eine wirklich gute Ausbildung genossen. Das steht fest.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Oh doch, das wissen Sie genau. Aber dass Sie sich sträuben, war zu erwarten.«
    »Ich fürchte, Sie verwechseln mich«, sagte Bryson leise. »Mir ist schleierhaft, worauf Sie anspielen.«
    Der CIA-Mann stieß geräuschvoll Luft aus und hustete rasselnd. »Leider sind nicht alle Ihre früheren Kollegen so diskret wie Sie, oder sagen wir: so prinzipientreu . Amtseide und Schweigepflichten verlieren häufig ihre bindende Wirkung, wenn Geld von einer Hand in die andere wechselt. Ich spreche von viel Geld. Von Ihren früheren Kollegen hat sich keiner billig verkauft.«
    »Wie schon gesagt, ich verstehe Sie nicht.«
    »Nicholas Loring Bryson, geboren in Athen, Griechenland, einziger Sohn von General und Mrs. George Wynter Bryson«, referierte der CIA-Mann monoton. »Besuch der St. Alban School in Washington, D. C., der Stanford-Universität und der Georgetown’s School für den Auswärtigen Dienst. Zurzeit des Studiums in Stanford von einer Geheimdienstagentur rekrutiert, die nur einigen wenigen Eingeweihten als das Direktorat bekannt ist. Ausgebildet als Agent für besondere Einsätze, fünfzehn Jahre erfolgreich Dienst geleistet, unter anderem in …«
    »Nette Vita«, unterbrach Bryson. »Hätte ich auch gern. Als Akademiker stellt man sich gern mal vor, wie es wäre, ein
aktives Leben jenseits Efeu berankter Institutsmauern zu verbringen.« Er sprach mit Inbrunst. Seine Legende war darauf angelegt, Verdacht zu zerstreuen. Es reichte nicht, sich gegen Verdächtigungen nur zu wehren.
    »Weder Sie noch ich haben Zeit zu verschwenden«, sagte Dunne. »Wie

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