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Der Ramses-Code

Der Ramses-Code

Titel: Der Ramses-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klonovsky
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auch wieder nicht. Wenngleich dieser besonders kostbar zu sein scheint.«
    Der Direktor holte einen Stoß von Blättern aus der Ledermappe und verteilte sie auf dem Tisch. »Das sind meine Zeichnungen aus Ägypten, nicht alle, ein Teil ist noch bei den Kupferstechern. Aber für den Anfang sollte es genügen. Ich will mich nicht loben, aber ich war einer der eifrigsten Zeichner der Expedition. Bedienen Sie sich!«
    Jean-François strahlte. Denon hatte fast ausschließlich Historisches gezeichnet, und in seinen Papieren befanden sich viele Abbildungen der Tempelruinen von Dendera, Philae und Theben.
    »Hier ist ja sogar der Tierkreis!« rief Jean-François.
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja. Fourier hat ihn mir gezeigt. Er besitzt eine Kopie.«
    Aufgeregt blätterte Jean-François weiter. »Nanu«, sagte er plötzlich, während er die Zeichnung eines Ruinenfeldes betrachtete, »hier stimmt etwas nicht. Das Bild ist schief. Nein, nicht das Bild – der Horizont.«
    Denon begann zu lachen. »Ah, der Tempel von Edfu. Die Horizontlinie ist tatsächlich schief. Wollen Sie wissen, weshalb? Sehen Sie, sobald man sich einmal hundert Meter von der Truppe entfernt hatte, waren diese plünderwütigen Einheimischen da. Oder versprengte Mamelucken. Man mußte nur einmal wegschauen, und schon war das Pferd verschwunden oder das Gewehr. Viele von uns sind in Hinterhalte geraten und wurden nie wieder gesehen. Nun liefern Sie mal unter solchen Umständen exakte Zeichnungen von Obelisken oder Tempeln ab.«
    Der Abenteurer machte eine Kunstpause.
    »Aber Ihre Zeichnungen sind so gestochen scharf und genau,daß man denkt, Ihnen hätten Stunden dafür zur Verfügung gestanden.«
    »Ja, das sind sie wohl!« Denon blickte selbstzufrieden auf die umherliegenden Blätter. »Meistens konnten wir unter dem Schutz einer Handvoll Soldaten arbeiten. Unsere Führer hatten ein Auge darauf, daß wir eskortiert wurden. Aber mitunter kam es zu kleinen Verspätungen – wie in Edfu. Ich war ganz vertieft in meine Zeichnerei und hatte nicht bemerkt, daß der Befehl zum Aufbruch gegeben worden war. Ich blieb allein zurück. Im Grunde hatte mein letztes Stündlein geschlagen, und wir beide könnten uns, wenn es mit rechten Dingen zugegangen wäre, nicht diesen Zeichnungen widmen. Ein Schuß brachte mir meine Lage zu Bewußtsein, eine Kugel pfiff an meinem Kopf vorbei, und als ich zusammenschrak, erblickte ich etwa zwanzig Schritt von mir entfernt einen Araber, der sein Gewehr auf mich abgefeuert hatte – ich weiß nicht, ob es ein Mameluck war oder ein Beduine oder ein Einheimischer. Vermutlich war es ein Einheimischer, so schlecht, wie der Tölpel schoß. Jedenfalls rannte er, nachdem sein Schuß fehlging, kolbenschwingend auf mich zu. Ich griff mein Gewehr, das stets schußbereit zu meinen Füßen lag, und streckte den Kerl nieder. Und dann machte ich, daß ich davonkam; wer wußte, wie viele von seinen Spießgesellen hinter den Büschen lauerten.«
    »Sie haben ihn erschossen?«
    »Ja«, antwortete Denon lakonisch, »wir befanden uns auf einem Feldzug, und dabei werden nun mal Leute erschossen. Im übrigen hatte er angefangen; ich wollte bloß in Ruhe zeichnen.«
    »Und was passierte dann?«
    »Nach einer halben Stunde hatte ich die Unsrigen eingeholt. Als sich Desaix am Abend die Zeichnungen ansah, bemerkte er: ›Ihre Horizontlinie ist schief.‹ – ›Ja‹, erwiderte ich, ›das lag an diesem Araber; er hatte zu früh abgedrückt.‹ Dann erzählte ich die Geschichte, und sie löste allgemeine Heiterkeit aus.«
    »Eine denkwürdige Anekdote«, sagte Jean-François. »Ich werde hoffentlich mehr Ruhe beim Kopieren der Hieroglyphenhaben – vorausgesetzt, ich darf Ihre Bilder abzeichnen.«
    »Sie können sie mitnehmen.«
    »Mitnehmen? Die ganze Mappe?«
    »Aber sagen Sie nie etwas zu Jomard.«
    Denon geleitete seinen Gast zum Ausgang. »Ach übrigens«, sagte er, »wie abhold Sie dem Pariser Treiben auch sein mögen, haben Sie nicht Lust, an einer Abendgesellschaft teilzunehmen? Talleyrand gibt am kommenden Sonntag ein Fest.«
    »Der Außenminister?« fragte Jean-François verblüfft.
    »Der ehemalige Außenminister«, versetzte Denon. »Sein Stern und der Napoleons haben sich getrennt. Nichtsdestotrotz ist Talleyrand einer der wenigen, der heutzutage noch größere Gesellschaften gibt, und er schert sich herzlich wenig um den Geist des Maßhaltens, der mit den kaiserlichen Kriegen in der Hauptstadt eingezogen ist.«
    »Aber gern – entschuldigen Sie, ich

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