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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich bis außerhalb der Sichtweite nach Norden und Süden.
    »Unsere Karten enthalten, wie ich bereits erwähnte, keine genauen Angaben, was diesen Teil der Welt anbetrifft«, sagte Blankehans leise. »Doch es mag sein, daß es jenes Landes Küste ist, was wir dort vor uns sehen.«
    In Covenants Brust regte sich etwas wie das Gelächter eines Irren. »Na, das ist ja fabelhaft.« Der Verächter lachte jetzt ganz bestimmt. »Wenigstens können wir sehen, wohin wir eigentlich wollten, während wir hier erfrieren oder von den Arghuleh aufgefressen werden.« Er unterdrückte seine abartige Belustigung, weil er sich sorgte, sie würde sich in Weinen verwandeln.
    »Covenant ...!« sagte Linden in scharfem Tonfall, äußerte indirekten Widerspruch, der auf Mitgefühl oder Besorgnis beruhen mochte.
    Er blickte sie nicht an. Er schaute keinen seiner Begleiter an. Selbst auf die eigene Stimme achtete er kaum. »Nennt ihr das Hoffnung?«
    »Wir sind Riesen«, entgegnete die Erste. Ihr Ton wies einen sonderbaren Anklang von energischem Zielbewußtsein auf. »Wie beschwerlich dieser Pfad auch sein mag, ihm werden wir unser Leben entringen.«
    Wortlos streifte Blankehans sein Wams ab, stopfte es in eines der Bündel auf seinem Schlitten. Nebelhorn suchte eine umfangreiche Rolle dicken Seils hervor, dann tat er es dem Kapitän gleich. Covenant starrte die beiden an. »Habt ihr etwa vor ...?« Linden keuchte. Ihre Augen funkelten wild. »In derartig eisigem Wasser können wir keine acht Sekunden aushalten!«
    Die Erste warf einen Blick des Abschätzens die Klippe hinab. »Dann muß die Vorsicht, die wir walten lassen werden, zur Genüge reichen, um euch vor Harm zu behüten«, erklärte sie, während sie den Abgrund betrachtete. Unvermittelt drehte sie den Gefährten den Rücken zu. »Übertrifft dies und des Riesenfreunds Gewicht«, wandte sie sich an Cail, indem sie auf Blankehans' Schlitten deutete, »deine Kräfte?« Cails gleichmütige Miene zeigte einen Anflug von der Frage entgegengebrachter Geringschätzung, als er den Kopf schüttelte. »Das Eis gewährt den Füßen nur unsicheres Auftreten«, warnte die Schwertkämpferin ihn.
    Cail musterte sie ausdruckslos. »Ich werde meine Füße sicher aufsetzen.«
    Die Erste nickte mit Nachdruck. Sie hatte sich angewöhnt, den Haruchai zu vertrauen. Sie kehrte an den Rand der Tiefe zurück. »So laßt uns nicht länger säumen«, sagte sie. »Die Arghuleh dürfen uns hier nicht einholen.«
    Bevor Covenant nur versuchen konnte, sie daran zu hindern, setzte sich die Erste auf die Kante des Abgrunds, konzentrierte sich einen Augenblick lang und sprang hinunter. Ein Aufkeuchen Lindens begleitete ihren Abgang. Indem er gegen sein Schwindelgefühl ankämpfte, kauerte er sich aufs Eis und schob sich langsam vorwärts, bis er imstande war zum Hinunterspähen. Dazu kam es gerade noch rechtzeitig genug, daß er die Erste wuchtig ins Meer klatschen sah. Einen Moment lang schäumte nur weiße Gischt auf dem Wasser, als wäre sie unwiederbringlich in den Fluten verschwunden. Aber dann tauchte sie an der Wasseroberfläche auf, winkte den Gefährten am Rande der Klippe zu.
    Jetzt bemerkte Covenant, daß die Klippe keineswegs senkrecht abfiel. Obwohl sie zu glatt war, als daß man sie von unten hätte ersteigen können, hatte sie zwischen Rand und Grundlinie eine leichte, seitwärtige Schrägung. Und sie war nicht mehr als sechzig Meter hoch. Nebelhorns Seil sah lang genug aus, um bis hinab zum Wasser zu reichen.
    Pechnase schnitt eine Grimasse, während er seine Gattin von der Höhe der Klippe aus beobachtete. »Wünscht mir gehörig Glück«, meinte er gedämpft. In seiner Stimme schwangen Zermürbung und Ausgelaugtheit mit. »Für derlei wackere Taten ist mein Wuchs übel beschaffen.« Dennoch kannte er kein Zögern. Im Handumdrehen schwamm er an der Seite der Ersten, und sie hielt ihn kraftvoll über Wasser.
    Niemand sprach. Covenant biß die Zähne zusammen, als müßte jedes Wort der Panik, die sich in ihm staute, freien Lauf lassen. Linden hielt an sich und starrte vor sich hin. Blankehans und Nebelhorn beschäftigten sich damit, den Proviant sicherer auf den Schlitten zu befestigen. Sobald sie fertig waren, trat der Kapitän ohne Umschweife zur Klippe; aber Nebelhorn verweilte noch bei Linden, um sie zu ermutigen. Sachte berührte er sie an der Schulter, lächelte ihr wie zur Erinnerung an die Weise zu, wie sie ihm das Leben gerettet hatte. Dann folgte er Blankehans. Covenant und Linden

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