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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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blieben mit Cail, Hohl und dem Ernannten auf der Kuppe des Eisbergs zurück.
    Cail packte das Seil und sandte Covenant mit einem Nicken zum Schlitten. Ach, Hölle und Verdammnis! stöhnte Covenant bei sich. Der Schwindel wütete in ihm. Wenn diese Sache mit dem Seil nun schiefging? Und was begründete die Annahme der Riesen, die Schlitten würden schwimmen? Aber er besaß keinerlei Wahl. Die Arghuleh mußten sich inzwischen nähern. Und irgendwie mußte er das Land erreichen, nach Schwelgenstein gelangen. Einen anderen Weg gab es nicht. Die Riesen hatten sich bereits festgelegt. Für einen Moment wandte Covenant sich Linden zu. Aber sie hatte sich in sich selbst zurückgezogen, darum bemüht, die eigene Beunruhigung zu meistern.
    Mit steifen Bewegungen erklomm er den Schlitten. Während er sich niederließ, mit seinen gefühllosen Fingern am Geländer festen Halt zu finden versuchte, die Beine in die Bündel und Säcke stemmte, schlang Cail das Seil um Hohls Fußknöchel. Anschließend umklammerte er es kraftvoll mit beiden Fäusten, drückte seinen Rücken gegen den Schlitten und begann ihn zum Abgrund zu schieben. Als der Schlitten sich über die Kante neigte, keuchte Linden: »Festhalten!«, als merke sie jetzt erst, was geschah. Covenant biß so nachdrücklich auf die Innenseiten seiner Wangen, daß Blut ihm die Lippen verschmierte, den Reif in seinem Bart besudelte. Langsam ließ sich Cail von dem Gewicht am anderen Ende des Seils auf Hohl zuziehen.
    Hohl hatte keinen Muskel bewegt; er schien das Seil, das an den Rückseiten seiner Fußknöchel entlangschabte, gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Als er vor dem Dämondim-Abkömmling stand, brachte Cail sich an dessen Schienbeinen zum Stehen. Ohne ins Zittern zu geraten, seilte der Haruchai Hand über Hand den Schlitten und Covenant über die Klippe nach drunten ab. Einen Moment lang biß sich Covenant auf die Lippen, bis auch aus ihnen Blut quoll, um seine Furcht zu beherrschen; aber bald war das Schlimmste vorbei. Sein Schwindelgefühl wich. Eingekeilt zwischen dem Proviant, war die Gefahr, daß er vom Schlitten fiel, ziemlich gering. Cail ließ das Seil mit sorgsamer Gleichmäßigkeit ab. Es schnitt kleine Eisbrocken aus dem Rand der Klippe; doch Covenant spürte kaum, wie sie herunterrieselten. Pechnase stieß einen Ruf der Aufmunterung aus. Die dunkle See wirkte so zähflüssig wie ein Salböl des Satans; die Art und Weise jedoch, wie die vier Riesen darin schwammen, gestattete zu folgern, daß es sich tatsächlich nur um Wasser handelte. Pechnase brauchte die Hilfe der Ersten, während sich Blankehans und Nebelhorn mühelos über Wasser hielten. Blankehans befand sich an der Stelle, wo der Schlitten unten eintreffen mußte. Als das Vorderteil des Gefährts ins Naß rutschte, tauchte er unter es und nahm die Kufen auf seine Schultern. Der Schlitten schwankte, während der Kapitän ihn auszubalancieren versuchte, gelangte allmählich in die Waagrechte. Dann hatte der Kapitän die Kufen in zuverlässigem Griff, und Covenant erkannte, daß Blankehans ihn mitsamt dem Schlitten auf den Fluten trug.
    Nebelhorn löste das Seil, so daß Cail es nach oben einholen konnte. Daraufhin entfernte sich Blankehans von der Eiswand. Die Erste sagte etwas zu Covenant, aber das Geplätscher der schwachen Wellen übertönte ihre Stimme. Covenant wagte kaum den Kopf zu wenden, aus Sorge, dadurch Blankehans' Gleichgewicht zu stören; doch es gelang ihm, im Augenwinkel mitzuverfolgen, wie Cail nun Linden und den zweiten Schlitten abseilte. Die Vorstellung, Hohl könne sich unversehens von der Stelle bewegen, bereitete ihm Schmerz in der Brust. Er empfand aus Erleichterung regelrechte Schwäche, als der andere Schlitten zu guter Letzt sicher auf Nebelhorns Schultern ruhte. Auf einen Zuruf der Ersten hin warf Cail das Seil hinab und schlitterte dann an der Eiswand abwärts, um wieder zu den Gefährten zu stoßen.
    Unwillkürlich richtete Covenant seine Aufmerksamkeit nach vorn wie Verlangen, auf den niedrigen, gut einen Kilometer entfernten Küstenstreifen. Er kam ihm zu weit fort vor. Ihm war unklar, woher Blankehans und Nebelhorn die Kraft nehmen sollten, um mit den Schlitten auf den Schultern dort hinüberschwimmen zu können. Bestimmt mußte die eisige Gier der See sie bald hinabziehen.
    Und doch, obwohl die Durchquerung der Meerenge über jedes erträgliche Maß hinaus hart war und scheinbar von endloser Dauer, quälten sie sich nach drüben. Die Erste stützte Pechnase und

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