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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sammelplatz der Wegwahrer, ihr Rhyshyshim «, erklärte er. »Tretet ohne Furcht ein, denn in unserer Mitte genießt der Ringträger höchstes Ansehen, und des Landes Widersacher sind von dieser Stätte gebannt. In den heutigen Zeiten findet sich nirgendwo noch wahrhaftige, vollkommene Sicherheit. Aber ihr werdet hier hinlänglichen Schutz für eines weiteren Tages Dauer genießen, bis die versammelten Rhysh sich an die Ausführung ihres Trachtens begeben. Mir ist's gewährt worden, für alle Wegwahrer zu sprechen, die an dieser Weissagung teilhaben. Tretet ein und seid willkommen.«
    Daraufhin machte die Erste eine förmliche Verbeugung. »Wir folgen deiner Einladung mit Freuden. Eure Hilfe ist eine Gunst, die zu vergelten uns bereits arge Verlegenheit bereitet. Wir erhoffen uns, daß wir euch durch die Gemeinsamkeit der Beratung, Sicherheit und Geschichten zurückgeben können, was wir vermögen.«
    Hamako verneigte sich seinerseits; seine Augen glänzten aus Vergnügen an der Höflichkeit der Riesin. Dann geleitete er die Gefährten durch den Stollen.
    Sobald Hohl und die letzten Wegwahrer das Innere aufgesucht hatten, verschwand der Zugang – wiederum völlig übergangslos –, und zurück blieb nichts als stumpfes, kahles Felsgestein, das die Gefährten in den Feuerschein und die wohltuende Wärme des Rhyshyshim einschreinte.
    Zunächst fiel Covenant gar nicht richtig auf, daß sich Findail wieder zu ihnen gesellt hatte. Doch der Ernannte war plötzlich wieder da, als wäre Hohls Seite ein Posten, den er nie verlassen hatte, und sein Auftauchen veranlaßte die Wegwahrer zu einem kurzen, gedämpften Geschnatter; danach jedoch ignorierten sie ihn, als sei er nur ein Schatten des schwarzen Dämondim-Abkömmlings.
    Für eine Weile ertönte im Stollen lediglich das Schleifgeräusch der hölzernen Kufen der Schlitten. Als die Gefährten an eine breitere Stelle des Gangs kamen, die einem roh aus dem Fels gehauenen Vorraum glich, empfahl Hamako den Riesen, die Schlitten hier zurückzulassen.
    Während die Wärme Covenants schmerzhafte Atmung beruhigte, erwartete er, Hamako werde nun damit anfangen, ihm Fragen zu stellen. Aber dieser Mann und ebenso die Wegwahrer verhielten sich, als stünden sie am Ende aller Fragen. Als er Hamako genauer musterte, sah Covenant Dinge, die bei ihrer ersten Begegnung noch nicht vorhanden oder weniger ausgeprägt gewesen waren – Resignation, Entschlossenheit und eine Art von innerem Frieden. Hamako wirkte wie jemand, der lange Trauer durchlitten und zu guter Letzt überwunden hatte. Ein gelinder Ruck durchfuhr Covenant, als er merkte, Hamako war keineswegs winterlich gekleidet. Ausschließlich dank des um seine Hüften geschlungenen, abgewetzten Stück Leders war er weniger nackt als die Wegwahrer. In ungewisser Besorgnis fragte sich Covenant, ob der Steinhausener womöglich mittlerweile selbst ein richtiger Wegwahrer geworden sein mochte. Und wenn, was hatte eine derartige Verwandlung zu bedeuten? Und was, zum Teufel, trieb dies Rhysh hier?
    Covenants Gefährten sahen weniger Anlaß zur Beunruhigung. Pechnase schritt aus, als ob ihm die Wegwahrer seinen Sinn fürs Abenteuerliche, sein Begeisterungsvermögen für das Aufregende wiedergegeben hätten. Seine Augen beobachteten und betrachteten alles, lechzten nach Wundersamem. Die warme Luft und die Aussicht auf sichere Zuflucht milderten den gewohnten ehernen Ernst der Ersten, und sie hatte eine Hand sachte auf die Schulter ihres Gatten gelegt, während sie den Gang durchquerte, alles anzunehmen bereit, was sich bot. Blankehans' Gedanken blieben hinter dem Bollwerk seiner Brauen verborgen. Und Nebelhorn ... Beim Anblick der Miene Nebelhorns zuckte Covenant unwillkürlich zusammen. Zu schnell war zuviel geschehen. Covenant hatte den Moment von Nebelhorns qualvoller Unentschlossenheit fast vergessen. Aber das Gesicht trug die Spuren jenes Versagens bereits mit einer Deutlichkeit an den Augenwinkeln, den Seiten seines Mundes, als wären sie ihm eingemeißelt worden; sie waren dem Bein seines Selbstwertgefühls eingekerbt. Er mied Covenants Augen, sein Blick kehrte sich beschämt nach innen.
    Hölle und Verdammnis! wetterte Covenant inwendig. Ist denn jeder von uns verdammt? Vielleicht waren sie wirklich allesamt Verdammte. Linden stapfte neben ihm dahin, ohne ihn anzuschauen, die Miene bleich und verkrampft von der charakteristischen Strenge, die er als Furcht zu interpretieren gelernt hatte. Als Anzeichen der Furcht vor sich selbst, vor

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