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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mann, der die Macht benützt. Ich habe ihn nur einmal gesehen, aber selbst zu der Zeit war etwas Eigenartiges an ihm. Etwas mehr, als nur taveren zu sein. Mutter, unterscheidet er sich so sehr von Taim, wenn man es nüchtern betrachtet?« »Der Unterschied liegt darin, daß er der Wiedergeborene Drache ist, Tochter«, sagte die Amyrlin ruhig. »Taim ist ein Wolf und vielleicht sogar ein räudiger. Rand al'Thor ist der Wolfshund, den wir benützen werden, um den Schatten zu besiegen. Behalte seinen Namen für dich, Leane. Es ist am besten, nicht gleich zu vieles zu enthüllen.« »Wie Ihr meint, Mutter«, sagte die Behüterin, aber es klang noch nicht überzeugt.
    »Raus mit dir. Ich will, daß der Rat in einer Stunde zusammentritt.« Siuan blickte nachdenklich der hochgewachsenen Frau hinterher. »Es könnte mehr Widerstand geben, als mir lieb ist«, sagte sie, nachdem die Tür zu war.
    Min sah sie scharf an. »Ihr meint doch nicht etwa... « »Ach, nichts Ernstes, Kind. Nicht, solange sie keine Ahnung davon haben, wie lange ich schon in diese Sache mit dem al'Thor-Jungen verwickelt bin.« Sie betrachtete das Briefchen erneut und ließ es dann auf den Tisch fallen. »Ich wünschte nur, daß Moiraine mir mehr mitgeteilt hätte.« »Warum hat sie wohl nicht mehr geschrieben? Und warum haben wir nicht schon früher von ihr gehört?« »Noch mehr Fragen. Du mußt sie Moiraine stellen. Sie ist schon immer ihren eigenen Weg gegangen. Frage Moiraine, Kind.« Sahra Covenry bewegte lustlos ihre Hacke und blickte finster auf die winzigen Fadenblatt- und Hahnenfußschößlinge, die ihre Köpfe zwischen den Reihen von Kohlköpfen und Rüben aus dem Boden streckten. Nicht, daß Frau Elward eine strenge Aufseherin wäre. Sie war bestimmt nicht strenger als Sahras Mutter und ganz sicher weniger streng als Sheriam, aber Sahra war nicht in die Weiße Burg gegangen, um kurz nach Sonnenaufgang im Gemüsefeld Unkraut zu jäten. Ihre weißen Novizinnenkleider waren weggepackt. Sie trug braune Wollkleider, die auch ihre Mutter hätte genäht haben können. Den Rock hatte sie bis zu den Knien hochgebunden, damit er nicht im Dreck schleifte. Es war alles so ungerecht. Sie hatte doch nichts getan.
    Sie krümmte die Zehen im aufgewühlten Boden und funkelte den hartnäckigen Hahnenfuß an. Sie griff nach der Macht und wollte ihn aus dem Boden herausbrennen. Funken sprühten um das Gewächs mit den bereits kräftigen Blättern herum, und es welkte dahin. Schnell schnitt sie den Strunk aus der Erde und aus ihrer Erinnerung. Wenn es noch irgendeine Gerechtigkeit auf der Welt gab, würde Lord Galad den Bauernhof auf einem Jagdausflug besuchen.
    Sie stützte sich auf die Hacke und gab sich einem Tagtraum hin, in dem sie Lord Galads Verwundungen mit Hilfe der Macht heilte, nachdem er vom Pferd gestürzt war. Das war natürlich nicht seine Schuld gewesen, denn er war ein wundervoller Reiter. Und dann hob er sie vor sich in den Sattel und erklärte, er wolle ihr Behüter sein, und sie wäre natürlich eine Grüne Ajah, und...
    »Sahra Covenry?« Sahra fuhr ob des scharfen Zurufs zusammen, aber es war nicht Frau Elward. Sie knickste so gut wie bei ihrem hochgebundenen Rock möglich. »Ich grüße Euch, Aes Sedai. Seid Ihr gekommen, um mich zur Burg zurückzubringen?« Die Aes Sedai trat näher heran und achtete nicht darauf, daß sie ihren Rock durch den Schmutz des Gemüsefelds schleifte. Trotz der sommerlichen Wärme dieses Morgens trug sie einen Umhang und hatte die Kapuze übergezogen, damit ihr Gesicht im Schatten lag. »Bevor Ihr die Burg verlassen habt, brachtet Ihr doch eine Frau zur Amyrlin hinauf. Eine Frau, die sich Elmindreda nannte.« »Ja, Aes Sedai«, sagte Sahra. In ihrer Stimme schwang eine unausgesprochene Frage mit. Es gefiel ihr nicht, wie die Aes Sedai das gesagt hatte, als habe sie die Burg endgültig verlassen. »Sagt mir alles, was Ihr gehört und gesehen habt, Mädchen, von dem Moment an, als Euch diese Frau anvertraut wurde. Alles.« »Aber ich habe nichts gehört, Aes Sedai. Die Behüterin hat mich weggeschickt, sobald...« Der Schmerz durchzuckte sie, ließ sie ihre Zehen im Boden vergraben und ihren Rücken versteifen. Der Krampf dauerte nur Augenblicke, schien ihr aber Ewigkeiten anzuhalten. Sie rang nach Luft, und dann wurde ihr klar, daß sie die Wange auf den Boden gepreßt und ihre immer noch zitternden Finger in die Erde verkrallt hatte. Sie erinnerte sich nicht einmal daran, gestürzt zu sein. Sie bemerkte, daß

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